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Vorwort

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Im Obsthain leuchteten pralle Äpfel und Birnen in der Vorabendsonne. Von den Ästen eines Eukalyptusbaumes beäugten uns, in einer Mischung aus Argwohn und Neugier, weiße Kakadus. Von einer Koppel wehte heiteres Wiehern herüber. An der Hauswand rankten sich, als Sinfonie aus Farben und Düften, die Blumen des späten Sommers empor.

Es war einer dieser Momente, in denen man sich in Australien verlieben kann. Und da das ein paar Hundert Kilometer westlich von Sydney gelegene Grundstück, auf dem uns dieses Land während einer Drehreise für ein Fernsehfeature wieder einmal bezirzte, preiswert zu haben war, dachten wir: Hier könnte man sich ein Domizil einrichten – zunächst für die Ferien und später für den Lebensabend.

Es siegten, typisch deutsch, die Bedenken. Ist unser Journalistenberuf, so fragten wir uns, nicht zu stark an unsere Heimat und ihre Sprache gebunden? Und würden die durch unsere lange Korrespondentenzeit in Asien ohnehin schon brüchigen Bande zu unseren deutschen Freunden nicht endgültig zerrissen? So blieben wir Auswanderer im Geiste, verbrachten aber auch, zählt man alle Reisen zusammen, insgesamt etwa zwei Jahre auf der größten Insel der Welt. Die Ergebnisse sind, außer einem unbezahlbaren Schatz an Erinnerungen, vier Bücher und sechs filmische Dokumentationen.

Unser neuester Report würdigt jene Deutschen, die mutiger waren als wir und sich der Herausforderung Australien konsequent stellten. Manche stöberten wir in der ständig von Dürre und Fluten bedrohten Wildnis des Outbacks auf oder in den Regenwäldern im Hinterland der grandiosen Küsten. Mit anderen dinierten wir in den Restaurants der kosmopolitischen Metropolen. Oft half uns der gezielte Blick in die Branchenadressbücher, in denen zum Beispiel deutsche Handwerksbetriebe auffallend häufig vertreten sind.

Als immenser Vorteil erwies es sich, dass Menschen, die das Wagnis der Auswanderung eingehen, automatisch spannende Geschichten zu erzählen haben und dass ihr Mitteilungsbedürfnis offenbar mit der geografischen Distanz zu ihrer Heimat wächst. Zu mehr als hundert Stunden summieren sich auf unseren Tonbändern die Interviews, die wir auf unserer dreieinhalb Monate und 14000 Autokilometer langen Reise führten.

Eine unserer wichtigsten Erkenntnisse: Der enorme Einfluss, den deutsche Immigranten auf die australische Gesellschaft hatten und noch immer haben, wird hierzulande, vermutlich wegen der Fixierung auf Amerika, noch viel zu wenig gewürdigt. Dies nachhaltig zu ändern, ist eines der Ziele unseres Buches.

Hamburg, Anfang 2009

Helga und Jürgen Bertram

Sehnsucht Australien

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