Читать книгу Der Segen der Einwanderer - Jürgen Feder - Страница 25
ОглавлениеBis in den Oktober hinein finden die Bienen im Drüsigen Springkraut eine reiche Futterquelle.
Drüsiges Springkraut
Impatiens glandulifera
Familie der Balsaminengewächse
(Balsaminaceae)
Nicht nur verpönt, inzwischen gefürchtet wird das bis 3 Meter hohe Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera), auch Indisches Springkraut genannt. Das verrät schon mal seine Herkunft, seit 1854 vom Himalaya, aus Kaschmir des indischen Subkontinents.
Das Drüsige Springkraut ist eine Halblichtpflanze mit Schmackes auf nährstoffreichen, am liebsten bodenlockeren, gut durchfeuchteten Böden. Ebenfalls zunächst als Zierpflanze kultiviert, hat es erst in den letzten 25 Jahren so richtig den Turbo gezündet und ist zum Problem geworden. Obwohl ich das nicht so recht nachvollziehen kann.
Fährt man mit dem Zug von Hamburg über Kassel etwa nach Stuttgart, quert man zahlreiche Flusstäler, die von August bis Oktober leuchtend rot bis rosa (selten reinweiß) überzogen sind. Aber diese einjährige Pflanze wächst erst sehr langsam, im Mai/Juni ist noch fast nichts zu sehen. Sie lässt anderen erst einmal Platz. Zudem ist sie ein wahrer Segen für Bienen, die hier noch im Oktober reichlich zu finden sind. Die Samen sind essbar und schmecken lecker nach Walnüssen, egal ob jung (weiß) oder reif, wenn sie ganz schwarz sind. Und wieder ist nicht das Gewächs an seiner rasanten Ausbreitung schuld, sondern der Mensch. Noch in den 1990er-Jahren sah ich in Niedersachsen Anpflanzungen des Drüsigen Springkrauts in der freien Landschaft, durch Imker! Die Leute holten es sich dann auch von draußen in ihre Gärten.
Heute wandert das Springkraut weiter, in unsere Auenwälder, in unser Fichtenforste, in viele Biotope, die vom Menschen »gestört« sind, wie Bäche, Graben-, Straßen- und Wegränder, Böschungen, Feuchtbrachen in Siedlungen, zwischen Industrieflächen, Friedhöfen, Häfen, Parks und selbst längs von aufgegebenen Bahnlinien.
Bis auf den Norden und Nordosten und von Teilen Bayerns ist dieses Springkraut schon weit verbreitet, aber längst nicht überall dominant. Brennnesseln, Rohr-Glanzgras, Schilf, Erlen und Weiden haben durchaus noch etwas dagegen, auch alles starke Gewächse. Bis 6 Meter weit katapultieren sich die Samen des Springkrauts im Wind oder nach Berührung. Verantwortlich sind auch die inzwischen milden Winter, denn beim ersten stärkeren Frost brechen die Bestände zusammen. Auch Nutzungsaufgaben wie etwa fehlendes oder zu seltenes Mähen oder Beweiden fördern diesen Neophyten. Herausziehen kleiner Bestände lohnt sich da, wo sonst noch nichts zu sehen ist. Das mache ich auch, etwa an Waldwegen.Aber oft mobilisiert man so nur die Samen für später bzw. für das nächste Jahr.
Übrigens sind nicht nur die Samen des Springkrauts essbar. Auch seine Blätter und Blüten finden Verwendung. In der Bachblüten-Therapie z. B. spielt das Drüsige Springkraut unter dem Namen »Impatiens« eine wichtige Rolle. Es ist außerdem eine Komponente der sogenannten Bachblüten-Notfalltropfen (Rescue Remedy).
Erste Schädlinge haben sich inzwischen auf diese Spezies eingeschossen. Die Schwarze Bohnenlaus saugt an der Pflanze, und die Raupen des Mittleren Weidenschwärmers fressen daran. Warten wir also doch noch ab, bis endgültig negativ über diesen Neophyten geurteilt werden kann.
Bei der lateinischen Namensgebung wurde das Drüsige Springkraut nach seiner Blütenform, den Stieldrüsen auf Blattstiel und Blattansatz benannt (Impatiens glandulifera; lat. glandulifera = Drüsen tragend).
Es gibt noch eine Reihe weiterer teils invasiver Springkräuter. Als Erstes möchte ich hier das in Wäldern und Siedlungen extrem häufige Kleinblütige Springkraut (Impatiens parviflora, seit 1837 aus der Mongolei) nennen. Es folgt das Orangegelbe Springkraut (Impatiens capensis, seit 1987 aus Nordamerika), das z. B. 2016 viel am Wesel-Dattel-Kanal östlich von Wesel zu finden war, und das Bunte Springkraut (Impatiens edgeworthii, seit 2001 aus Pakistan), das sich in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ausbreitet.
Letzteres sah ich jetzt auch das allererste Mal – fast schon nachts auf dem Weg von Dresden nach Bautzen, ich wollte in einem alten Mischwald nur kurz nach Pilzen suchen – Glücksfälle gibt es …
Allen Springkräutern ist gemein, dass sie oft gerade dort wachsen, wo vorher nichts wuchs, wo der Mensch massiv stört – durch Kalkung, Nährstoffeinträge und weiter andauernder Entwässerung.
Die Samen des Drüsigen Springkrauts sind essbar und schmecken nach Walnüssen.