Читать книгу Kokain - Hotel - Jürgen H. Ruhr - Страница 4

I.

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Langsam erwachte ich und sofort stellten sich diese fiesen, hämmernden Kopfschmerzen ein.

Nicht, dass ich überrascht gewesen wäre. Diese Art von Schmerzen kannte ich ja: aha - gestern wieder zu viel getrunken.

Vorsichtig versuchte ich mich zu erinnern. Gestern. Ein Sonntag. Die Erinnerung kehrte allmählich zurück. Wir hatten gefeiert. Meinen Geburtstag. Und zwar in Ernies PUB INN. Tolle Kneipe. Toller Schnaps. Nicht so tolle Kopfschmerzen.

Ernies Pub Inn ist ausgestattet wie eine irische Bar. Wirklich klasse.

So, genug nachgedacht. Vielleicht sollte ich doch lieber noch ein Viertelstündchen schlafen. Ein leises Aufseufzen neben mir zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. Die Kopfschmerzen interessierte das aber nicht, die malträtierten mich weiter.

Nun denn! Hatte ich es wieder einmal geschafft. Ich erinnerte mich an die blonde Schönheit mit dem Minikleid - oder war es ein langes T- Shirt gewesen?

Lange blonde Haare, braun gebrannt und genau die richtige Körbchengröße. Ob da alles echt war? Nun, gleich würde ich es wissen, denn was immer wir auch gestern Abend noch miteinander vollbrachten - und woran ich mich partout nicht erinnern konnte - wir würden es heute Morgen wiederholen. Bestimmt.

Ich Teufelskerl.

Wie hieß sie denn noch gleich? Simone? Frauke? Katja? Nein? Egal. Wir hatten viel Spaß miteinander gehabt und ihr glockenhelles Lachen hallte immer noch durch meine Gedanken. Wenn auch arg gedämpft wegen der Kopfschmerzen.

Ob ich vielleicht erst einmal leise aufstehen und eine Kopfschmerztablette - oder besser direkt zwei - nehmen sollte? Nein, lieber doch nicht bewegen. Angestrengt lauschte ich dem gleichmäßigen Atmen der Hübschen. Die schien noch ziemlich geschafft. Wie spät war es eigentlich?

Mühsam öffnete ich ein Auge und wurde auch sofort mit einer gesteigerten Schmerzattacke belohnt. Also - Auge wieder zu! Der Wecker stand auf halb eins - nun gut. Ich war mein eigener Chef und konnte ins Büro kommen, wann ich wollte. Und jetzt wollte ich wirklich noch nicht.

Schmatzte die Kleine da jetzt ein wenig? Jetzt wurde ich neugierig und erneut in den Schlaf finden könnte ich sowieso nicht. Waren ihre Brüste nun echt oder nicht? Vielleicht einmal vorsichtig fühlen?

Schwerfällig drehte ich mich um. Wieder dieses Hämmern. Leise stöhnte ich auf und hielt meine Augen fest geschlossen. Dann endlich war es geschafft und ich lag schwer atmend neben der Blonden. Ein paar Minuten brauchte ich schon, bis die Schmerzen ein wenig abgeklungen waren. Das gleichmäßige Atmen schien nachgelassen zu haben; nein nicht nachgelassen - es klang anders. War mein Liebchen etwa aufgewacht? Mit aller Anstrengung öffnete ich nun sogar beide Augen. Und schloss sie sofort wieder. Dann noch einmal vorsichtig - Augen auf!

Nein, ich sah schon beim ersten Mal richtig: Mein Blick fiel auf ein bärtiges, männliches Gesicht. Aber ich stand doch gar nicht auf Bärte! Moment - ich stand noch nicht einmal auf Männer! Ob nun mit oder ohne Bart.

Blaue Augen schauten mich ruhig an und dann stahl sich ein breites Lächeln auf das männliche, bärtige Gesicht. „Hallo Jonathan. Einen guten Morgen wünsche ich dir.“

Das war nicht die Blonde. Eindeutig nicht. Bett und Zimmer fingen an, sich um mich zu drehen. Fast hätte ich mich übergeben.

Da lag er vor mir: nackt, die Bettdecke hinter sich. Langsam wanderte mein Blick an seinem muskulösen Körper herunter. Bis zu seinem besten Stück.

Ich machte große Augen. Das Ding musste bestimmt doppelt so groß sein wie meins.

„Ja, Schatz - da staunst du, was? Aber du kennst ihn ja zur Genüge. Sollen wir da weitermachen, wo wir gestern stehengeblieben waren?“ Dabei betonte er ‚stehen’ ausdrücklich mit seiner tiefen, sonoren Stimme, die so gut zu diesem Körper passte.

‚Na wenigstens bist du nicht mit einem hässlichen kleinen Männlein im Bett gelandet’. Ich hätte mich für diese Gedanken erschießen können. Mensch, ich war doch nicht schwul. Oder? Nein, bestimmt nicht.

Der Fremde schien meinen Gesichtsausdruck richtig zu deuten, denn nun fragte er, ob es mir nicht gut ginge. Die Antwort aber blieb ich ihm schuldig, denn trotz aller Kopfschmerzen, war ich im Nu aus dem Bett und im Bad. Hockte vor der Kloschüssel und erbrach sämtliche gestern zu mir genommenen Getränke und Speisen. Immer und immer wieder. Mir war so elend.

Während ich mit tränenden Augen in die trübe Brühe im Klo starrte - waren das Krabben, die da herumschwammen? - hörte ich hinter mir wieder diese Stimme: „Soll ich Dir helfen?“ Der Fremde plauderte jetzt munter drauflos: „Mensch, das war ja ein toller Abend gestern. Erinnerst du dich noch, als du zum Tequila - König gekürt wurdest? Das war kurz bevor du vom Tisch gefallen bist, auf dem du getanzt hast, und ich dich aufgefangen habe.“

Konnte der Mensch nicht einfach leise sein? ‚Tequila - König’, nun kein Wunder, dass es mir so schlecht ging. Ich brachte nur ein Stöhnen zustande, was den Fremden wohl animierte, hinter mich zu treten.

„Alles in Ordnung, Jonathan?“ - Jonathan? Verdammt, kein Mensch nannte mich Jonathan. Meine Eltern mussten wohl den Film mit der Möwe gesehen haben, als sie meinen Namen ersannen. „Jon“, krächzte ich mühsam und spuckte ins Klo. „Alle nennen mich Jon, nicht Jonathan.“

Zärtlich wischte mir der der Fremde meinen Mund ab und dann hielt er mir einen Becher mit Wasser unter die Nase. „Spül’ dir erst einmal den Mund aus, Jonathan. Und dann mache ich uns ein umfangreiches Frühstück.“

Ich wusste gar nicht, dass sich doch noch etwas in meinem Magen befand, aber beim Wort ‚Frühstück’ erbrach ich erneut einen riesigen Schwall gelblich brauner Masse. Wieder wurde mir der Mund mit einem feuchten Handtuch abgewischt. Dann zogen mich zwei starke Arme vorsichtig hoch und setzten mich auf meinen Badehocker. Der Fremde stand vor mir, splitterfasernackt und sein riesiges Gehänge baumelte vor meinem Gesicht. Gequält wandte ich mich ab.

„Komm, leg dich wieder ins Bett und ich kümmere mich inzwischen um alles. Ich kann dich auch ein wenig massieren. Erinnerst du dich noch, wie zärtlich du gestern zu mir warst? Auch wenn du selbst wirklich nicht in der besten Verfassung gewesen bist? Mann, Mann, Mann. Und ein wenig davon möchte ich dir ja auch zurückgeben.“

Ich würgte wieder, aber mein Magen war leer. Könnte ich nicht einfach tot umfallen, jetzt?

Der Fremde plauderte munter weiter: „Du erinnerst dich wohl an nichts mehr? Ich bin Bernd. Als du gestern vom Tisch gefallen bist, stand ich zufällig in der Nähe und konnte dich auffangen. Sonst hättest du dich noch böse verletzt. Nachdem du wieder einigermaßen klar warst, hast du mich gebeten, dich nach Hause zu bringen. Und kaum betraten wir hier deine Wohnung, bist du auch schon über mich hergefallen.“

Ich schüttelte den Kopf. Wie betrunken war ich denn gewesen? Nie wieder. Nie wieder würde ich auch nur einen Tropfen Alkohol anrühren - das schwor ich mir. Bernd? Schwerfällig überlegte ich, wer denn alles bei meiner Feier dabei gewesen war. Einmal zunächst die Blonde. Die hätte jetzt hier sein sollen! Dann Pöting. Kriminalkommissar Albert Pöting. Den kannte ich schon aus der Schule. Und Frank Olders. Er wurde von jedem nur ‚Hit Bit’ genannt, weil er sich so gut mit Computern auskannte. Ach ja, und natürlich Christine.

Christine ist meine Sekretärin. Und ein ganz besonderer Mensch. Nicht nur, dass sie mir von Anfang an alle Hoffnung auf eine Beziehung zunichtemachte - nein, Christine ist eine von diesen Personen, auf die man sich erstens hundertprozentig verlassen kann und die zweitens immer gute Laune haben. Das Mädchen kann einfach nichts erschüttern. Sie behält in jeder Situat...

„Hallo, Jonathan? Bist du eingeschlafen?“ Bernd rüttelte leicht an meiner Schulter. Ich drehte den Kopf und musste erneut auf sein bestes Stück starren. „Na, du bist mir aber einer.“ Bernd ließ ein tiefes Lachen hören.

Jetzt reichte es mir! Diesem schwulen Lustknaben würde ich es jetzt aber zeigen. Mühsam wuchtete ich mich auf die Beine. Dann schob ich ihn recht kraftlos beiseite. Aber immerhin kam ich ohne weitere körperliche Berührung an dem Muskelmann vorbei. Leicht schwankend strebte ich auf mein Nachttischchen zu.

Meine Wohnung ist nicht sonderlich groß. Aber immerhin gehört sie mir. Also - gemietet natürlich nur. Ein Zimmer, eine kleine Kochnische und das kleine Badezimmer. Aber preisgünstig. Und mitten in der Stadt. Und nicht weit von meinem Büro entfernt.

Ja, eigentlich waren meine Vorstellungen ganz anderer Art, als ich von Frankfurt hier in meine Geburtsstadt Mönchengladbach zurückkam.

In Frankfurt Oberrad wohnte ich in einer schönen Fünf - Zimmer - Wohnung. Ziemlich nah am Stadtwald in guter Lage. Aber da befand ich mich ja auch noch in Arbeit und Brot.

Denn ich habe studiert. Jawohl. Philosophie. Und nicht lange nach meinem Abschluss bekam ich auch diesen guten Job in der Marketingabteilung von Swissbird & Co. Eine feine Firma. Fünf Jahre durfte ich da arbeiten, dann war die Firma pleite. Und ich arbeitslos.

Leider sind neue Jobs in meiner Sparte rar gesät und irgendwann, als die beim Arbeitsamt nur noch müde abwinkten, beschloss ich, hier nach Mönchengladbach zurückzukehren. Wehmütig erinnerte ich mich damals an mein hübsches großes Jugendzimmer in der Villa meiner Eltern.

Rasch und ohne Skrupel brach ich meine Zelte in Frankfurt ab. Kurze Zeit später befand ich mich in meinem alten Ford mit all meiner Habe auf dem Weg zu meinen Eltern in Mönchengladbach.

Kokain - Hotel

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