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III.

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All das schoss mir durch den Kopf, als ich mit diesen hämmernden Schmerzen meinem Nachtschränkchen näherkam. Gleich würde ich es diesem Muskelmann zeigen! Mich einfach hier nach Hause zu bringen und sich dann von mir auch noch verführen lassen! Was war eigentlich in mich gefahren? Tequila. Nie wieder dieses Gesöff!

Ich öffnete die Schublade und da lag sie: Meine Pistole. Schwer, mit Metallschlitten und - darauf legte ich Wert - immer geladen. Schussbereit sozusagen. Natürlich nur zur Abschreckung, aber mir würde kein Verbrecher komisch kommen. Und kein schwuler Lover. Mein Lover. Oh mein Gott. Ich stöhnte auf.

„Alles in Ordnung, Jonathan?“, hörte ich seine tiefe Stimme hinter mir. Schon lag die Waffe in meiner Hand und ich drehte mich um. Zwar in Zeitlupe - wegen der Kopfschmerzen - aber immerhin. „Bleib stehen, du - Bernd.“

Der Nackte grinste mich an. „Ah, eine ASG CZ75D Compact. Mit Metallschlitten. Klasse Replikat. Warte mal - ja, ich erinnere mich: Sechs Millimeter Softair, Magazin sechzehn Schuss mit Kohlendioxydkapsel. Da kann man schon ein wenig mit üben. Ist das die Version ab zwölf Jahren?“

Scheiße, Bernd schien sich auszukennen. Nur bei der Version ab zwölf ... „Nein, das ist die ab achtzehn! Und jetzt verschwinde, bevor ich dir ‚ne Kugel auf den Pelz brenne.“ Das kannte ich aus Detektivfilmen. Klang gut und selbstbewusst. Bernd wedelte mit seiner linken Hand: „Schau mal.“ Dann stand er plötzlich mit meiner Pistole in der Hand da. „Hier, Jonathan, dieser Hebel. Zum Schießen musst du die Waffe erst entsichern.“ Ich schaute ihn verdutzt an. Wie machte er das nun wieder? „Außerdem“, und sein Ton wurde jetzt ernst und eindringlich, „solltest du niemals jemanden mit einer Waffe bedrohen. Und schon gar nicht mit so einem Spielzeug.“ Bernd setzte sich auf meine Bettkante, warf die Pistole achtlos hinter sich und bedeutete mir, mich neben ihn zu setzen. Ich achtete auf Abstand.

„Du willst Privatdetektiv sein, Jonathan. Und so, wie ich deinen gestrigen wirren Erzählungen entnehmen konnte, hast du auf gut Glück einfach mal ein Gewerbe eröffnet. Wann war das - ach ja, vor zirka einem halben Jahr. Und bisher hattest du wohl auch nicht allzu viel zu tun.“ Ich dachte an die Unterstützung vom Arbeitsamt und von meinen Eltern, an meinen ersten Fall und nickte leicht.

„Aber was du da machst, ist kein Spiel. Das kann schnell ins Auge gehen. Und mit Erbsenpistolen oder solchen Softair Waffen Menschen zu bedrohen, kann gefährlich werden. Besonders, wenn diese Menschen mit scharfen Waffen zurückschießen. Glaube mir, ich weiß wovon ich rede!“

Irgendwie kam ich mir klein und zusammengesunken vor. Meine Kopfschmerzen hämmerten mich noch zusätzlich in den Boden. Kleinlaut nickte ich: „Du kennst dich aber aus ...“

Bernd sah mich Häuflein Elend an. „Ich arbeite ja auch als Bodyguard. Zurzeit habe ich einen Auftrag in Köln. Personenschutz, ab morgen. Du kennst doch Rihanna, oder?“

Ich staunte. Plötzlich sah ich Bernd in einem ganz anderen Licht. Deswegen die Muskelberge, die sicheren Bewegungen. Und den wollte ich mit meiner Softairpistole beeindrucken? Gut, dass er so ein ruhiger und ausgeglichener Typ war.

„Ich gebe dir einen Tipp, Jonathan: Gehe in einen Kursus für Selbstverteidigung. So ein Training stärkt dein Selbstbewusstsein und deinen Körper.“ Er legte eine kleine Visitenkarte auf meinen Nachttisch.

„Geh’ da mal hin. Und mach dir wegen gestern keine Gedanken. Ich habe kapiert. Du bist nicht homosexuell, warst nur besoffen und willst mich jetzt einfach nur schnell loswerden. Und dann das Ganze vergessen. Gut. Keine Angst, ich werde niemandem von deinem kleinen Fehltritt erzählen. Du kannst dich auf mich verlassen. Lege dich einfach noch etwas hin, ich dusche schnell und bevor ich gehe, bringe ich dir noch ein Glas Wasser und eine Kopfschmerztablette.“

„Zwei bitte.“ Mir war so elend.

Als ich erwachte, sah ich als erstes das Glas Wasser und zwei Kopfschmerztabletten. Ich musste wohl eingeschlafen sein, als Bernd zum Duschen ging.

Mein Kopf fühlte sich seltsam leer an - aber die Schmerzen waren fort. Ein Blick auf die Uhr belehrte mich, dass es keinen Sinn mehr machen würde, heute noch ins Büro zu gehen. Siebzehn Uhr. Scheiße. Da konnte ich mich schon einmal auf eine satte Auseinandersetzung mit Christine freuen.

Umso mehr freudig überrascht war ich dann, als ich in der Küche den reichlich gedeckten Frühstückstisch sah. Bernd würde bestimmt eine gute Ehefrau abgeben ... Sofort schalt ich mich wegen dieses Gedankens. Aber sogar der Kaffee in der Warmhaltekanne ließ sich noch genießen.

Mir gingen die Worte Bernds nicht aus dem Kopf. Ja, er hatte Recht. Nachdenklich schaute ich auf die kleine Karte in meiner Hand. Vielleicht würde ich die noch brauchen. Sorgfältig steckte ich die Visitenkarte ein. Ich musste es zwangsläufig zugeben: die Idee mit der Detektei und die Gewerbeanmeldung war übereilt gewesen. Mir fehlte jegliche Ahnung und Erfahrung. Und von Erfolg konnte schon gar keine Rede sein. Hätten meine Eltern nicht ordentlich etwas dazu gezahlt und würde Christine nicht für kaum mehr als einen warmen Händedruck und ein - zugegebenermaßen - herzliches Dankeschön arbeiten, dann wäre mein Laden schon lange wieder dicht. Inzwischen häufte sich ein ordentlicher Berg Schulden an.

Dabei fing doch zunächst alles mit so viel Enthusiasmus an ...

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