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Studium der Mathematik, Philosophie und Geschichte
ОглавлениеNach dem Abschluss der Schulzeit in EtonEton begann Keynes 1902 in Cambridge Mathematik, Philosophie und Geschichte sowie etwas Ökonomie (als Teil des Mathematikcurriculums) zu studieren. Aufgrund seines sehr guten Schulabschlusses enthielt er ein Stipendium des King‘s CollegeKing‘s College, dem er sein Leben lang verbunden blieb.
Die Ausbildung in Ökonomie war damals in Cambridge rudimentär. Der einzige Professor für Nationalökonomie war Alfred MarshallMarshall, der unbestritten bedeutendste Ökonom seiner Zeit. Ihm war es nach jahrelangem Kampf gerade erst gelungen, für die Ökonomie eine eigene Abschlussprüfung durchzusetzen. Vorher war Ökonomie ein Teil der Prüfung in Mathematik und in Geschichte. Außer Marshall wurde Ökonomie von einigen Universitäts- oder College-Dozenten gelehrt. Es gab aber noch kein verbindliches Curriculum, kaum Lehrbücher (außer Marshalls „Principles of Economics“) und nur wenige Studenten.
Kasten 1: Auf Umwegen an die Universität und ins Schatzamt
1905 | Abschluss des Mathematik-Studiums am King’s College in Cambridge, anschließend vertieftes Studium der Ökonomie bei Marshall und Pigou |
1906 | Aufnahmeprüfung für den Staatsdienst. Als zweitbester Absolvent kommt Keynes nicht ins Schatzamt, sondern ins „India Office“ |
1908 | Keynes scheidet aus dem India Office aus und wird bezahlter Dozent am King’s College |
1911 | Marshall bindet Keynes an die Wissenschaft, indem er ihn zum Herausgeber des „Economic Journal“ macht |
1915 | Im 1. Weltkrieg wird Keynes Berater des Schatzamts |
1919 | Keynes nimmt als Vertreter des Schatzamtes an den Friedensverhandlungen in Versailles teil |
Auch in Cambridge war Keynes Mitglied diverser studentischer Debattierclubs. Der für Keynes wichtigste von ihnen, der von manchen Biographien als Geheimgesellschaft bezeichnet wird, war die elitäre Gesellschaft der „ApostelApostel“, in die er wegen seines rhetorischen Talents aufgenommen wurde. Mehrere Mitglieder der „Apostel“ übten auf Keynes einen prägenden Einfluss aus, so der spätere Kunstkritiker und Biograph Lytton Strachey, der angehende Schriftsteller und Verleger Leonard WoolfWoolf sowie der Philosoph GeorgeGeorge Moore.
Die „ApostelApostel“ lehnten alle Konventionen der prüden viktorianischen Zeit in GroßbritannienGroßbritannien ab. Dies galt auch für die Normen sexuellen Verhaltens. Laut Skidelsky (1983, S. 128) war für die Apostel die Liebe zu jungen Männern eine höhere Form der Liebe. Daran orientierten sich einige der Apostel, darunter auch Keynes, obwohl Homosexualität in Großbritannien unter Strafe stand.
Die Kunstfreunde unter den Aposteln stärkten Keynes Begeisterung für die schönen Künste, deren Förderung ihm Zeit seines Lebens am Herzen lag.
1905 schloss Keynes sein Studium mit der Prüfung in Mathematik ab, und zwar als Zwölftbester seines Jahrgangs.