Читать книгу Schulkampf in Frankfurt - Jürgen Pyschik - Страница 10
Die Reaktionen: Detailkritik und breite Zustimmung
ОглавлениеUnter dem Titel “Schulzentren für die ganze Stadt geplant“ berichtet die FR v. 29.3.66 über die Debatte zur Verabschiedung des Schulentwicklungsplanes I und benennt als wesentliche Punkte die Umorganisation der Volksschulen, “die schrittweise Integration des Schulwesens im Sekundarbereich und die Errichtung von Gesamtschulen (Schulzentren)“. Sie zitiert aber auch den Schuldezernenten Cordt mit dem Satz: “In Zukunft wird es nur noch eigenständige Grundschulen und Schulzentren geben.“ Auch die Frankfurter Neue Presse berichtet von der Sitzung und meldet, dass die Planung mit den Stimmen von SPD und CDU angenommen wurde. Lediglich die FDP und vier Mitglieder der CDU-Fraktion hätten dagegen gestimmt. ( FNP v. 22.4.68)
Kritik, wie sie in der Debatte vorgebracht wurde, war oft Detailkritik, so wenn die FDP- Vertreter einen Ergänzungsplan zur Tagesheimschule einklagten. Als “Abweichler“ in der CDU- Fraktion lehnte Frau Tausend, Studienrätin und Bezirksvorsitzendende des Philologenverbandes die Planung ab. Ihr schlossen sich 3 Kollegen an, deren Berufe von der Zeitung mit “Bauunternehmer, Fabrikant und Schreinermeister“ explizit angegeben werden. Sie sahen die Umstrukturierung als Aufgabe des Landes und die Elternmitwirkung als nicht ausreichend an.
Diese breite parlamentarische Zustimmung kann jedoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass der Grundkonflikt der kommenden Jahre in der Diskussion bereits aufscheint. Wenn er nicht explizit wird, dann deshalb, weil die anstehenden Maßnahmen der nächsten Jahre lediglich die Volksschule tangieren.
Die CDU sprach sich in Person des Fraktionsvorsitzenden Moog nicht nur für “ein breites Bildungsangebot der Schule der Zukunft“ aus, sie bejahe auch die Förderstufe, sofern nicht durch sie der direkte Zugang begabter Kinder zur Realschule und zum Gymnasium behindert werde. Auch habe die CDU auf ihrem Landesparteitag 1964 in Treysa das Konzept der Hauptschule bejaht (Stadtschulamt Ffm. (Hrsg.), Schulen der Zukunft Heft 2, S.32). Was die Gesamtschule, speziell die integrierte, betraf, sah die CDU deren Überlegenheit nicht als erwiesen an, war aber bereit, zwei Versuche in Frankfurt mit zu tragen. Die FDP (StV. Voitel) dagegen lehnte nur die integrierte Gesamtschule ab, war aber für additive Modelle ansprechbar. (a.a.O., S.28)
Die Position der SPD wird, außer vom Schuldezernenten, am deutlichsten vom StV. von Sackenheim vertreten, dessen Ausführungen auch deutlich machen, warum dieser Plan noch keinen Schulkampf provozierte: Nachdem er die soziologischen Erkenntnisse zur Bildungsbeteiligung und zur Benachteiligung bestimmter Schichten der Bevölkerung resümiert hatte, begründete er die Präferenz der SPD für die (integrierte) Gesamtschule. Er fügte dann aber hinzu: “Dies, meine Damen und Herren, ist jedenfalls das Ziel, das mit dem, was wir Gesamtschule nennen, erreicht werden soll. Über Versuche und deren Ergebnis wird man selbstverständlich noch zu reden haben. Man wird dies alles prüfen müssen; denn es kommt uns darauf an, die bestmöglichste Form herauszufinden. Aber anfangen müssen wir mit solchen Dingen, wenn wir überhaupt weiterkommen wollen. Über die einzelnen Vorhaben, das ist ja nach den Vorberatungen klar, werden wir jeweils zu beschließen haben. Wir haben dann auch die Möglichkeit, da und dort unsere Monita anzubringen, wo wir vielleicht abweichende Meinungen haben werden.“ (a.a.O., S.36/37)