Читать книгу Die Schlächterin - Vergeltung - J.S. Ranket - Страница 8

-5-

Оглавление

Skeptisch umrundete Wagner den versprochenen, standesgemäßen Wagen. Obwohl der leicht angeschlagene Ford Ranger mit einer dünnen Staubschicht überzogen war, machte er einen recht soliden Eindruck. Das originale Fahrwerk war durch riesige Reifen und Monsterstoßdämpfer ersetzt worden und verlieh so dem Pick-up ein äußerst angriffslustiges Aussehen. Ganz so, als würde sein Besitzer eine Farm im Umland bewirtschaften. Oder reihenweise Sportwagen plattwalzen.

Mit einem solchen Gefährt fiel Wagner mit Sicherheit nicht sofort als Tourist auf. Ian Baxter schien wahrscheinlich doch nicht der hirnlose Muskelprotz zu sein, für den er ihn anfangs gehalten hatte. Zumal er ihm auf dem Armaturenbrett auch noch eine Karte hinterlassen hatte, auf der die schmale Bucht, die für Pieter Dollenberg zur Todesfalle geworden war, und die Polizeiwache, in der er sich mit Masinga treffen sollte, eingezeichnet waren. Außerdem hatte Baxter, dem kleinen Zettel daneben zufolge, die Koordinaten auch bereits in das Navigationssystem des Trucks eingegeben.

Wagner rutschte auf den abgewetzten Sitz und startete den Motor, der sofort vertrauenerweckend vor sich hin blubberte. Dann rollte er vorsichtig aus dem Tor. Doch bereits nach einigen Kilometern hatte er sich an den Linksverkehr gewöhnt und schoss auf der N2 in Richtung Süden, wo sich Durbans Skyline beeindruckend von dem wolkenlosen Himmel abhob. Und eine halbe Stunde später parkte Wagner vor dem Polizeigebäude in der Stalwart Simelane Street.

Teko Masingas Büro lag im dritten Stock und hielt mühelos jedem Vergleich mit einer amerikanischen Fernsehserie stand. Es gab die obligatorische Fahne – natürlich die Südafrikas – Diplome und ein großformatiges Foto, auf dem Nelson Mandela dem Commissioner die Hand schüttelte. Der Rest wirkte schlicht und zweckmäßig, wie ein ganz normales Büro eben.

Masinga selbst war ein schlaksiger Afrikaner, dessen breites Lächeln fast sein gesamtes Gesicht einnahm. Natürlich hatte die Wache in der Lobby Wagners Ankunft bereits gemeldet, so dass der Commissioner sofort wusste, wer da an seine Glastür klopfte.

„Herzlich willkommen in Südafrika“, brummte Masinga, während er mit ausladenden Schritten seinen Schreibtisch umrundete, um seinem Besucher die Hand zu schütteln. „Bitte nehmen Sie doch Platz.“

Wagner setzte sich in einen bequemen Sessel, lehnte sich entspannt zurück und legte seine Beine übereinander.

„Kaffee?“, erkundigte sich Masinga. Ohne die Antwort abzuwarten füllte er zwei Tassen, die auf einem kleinen Tablett am Fenster standen, mit dem Inhalt einer Thermoskanne, gab einen großen Schuss Milch hinzu und reichte eine davon seinem Gast.

„Danke.“ Wagner nippte vorsichtig an seiner Tasse, dann zog er anerkennend die Augenbrauen nach oben.

„Da staunen Sie, was?“ Masinga grinste. „So etwas finden Sie nur in Afrika.“

„Nicht schlecht“, bestätigte Wagner, „wirklich nicht schlecht.“

„Da können sich selbst die Italiener eine Scheibe abschneiden“, stellte der Commissioner fest. „Aber das bekommen die selbst mit ihrem ganzen Barista-Quatsch nicht hin.“

„Sie waren schon in Europa?“, wollte Wagner wissen.

„Nein …“ Masinga grinste schon wieder. „… zu kalt.“ Er schlang sich seine Arme um die Brust und klapperte theatralisch mit den Zähnen.

Jetzt musste auch Wagner grinsen. Sofort beschloss er, die entspannte Atmosphäre zu nutzen. Kein Polizist der Welt ließ sich von einem Zivilisten in seine Arbeit pfuschen. Auch dann nicht, wenn der Zivilist Mitarbeiter eines hoch angesehenen Sicherheitsdienstes war.

„Zuerst einmal vielen Dank, dass Sie mich empfangen“, begann Wagner vorsichtig. „Aber um allen Missverständnissen aus dem Weg zu gehen …“

„Ich weiß, was Sie sagen wollen“, unterbrach ihn Masinga mit einer beruhigenden Handbewegung. „Der alte Dollenberg wird langsam etwas verschroben.“ Dabei tippte er sich – wieder grinsend – mit dem Zeigefinger an die Stirn. „Er kann einfach nicht begreifen, dass wir im einundzwanzigsten Jahrhundert leben und hier professionelle Polizeiarbeit leisten.“

„Ich bin von Ihrer Professionalität absolut überzeugt“, stellte Wagner unmissverständlich fest. „Aber da ich nun schon einmal da bin, könnten Sie mir ja freundlicherweise Ihre Sicht des Falls schildern.“

Im Großen und Ganzen ergaben sich in dem anschließenden Gespräch keine neuen Erkenntnisse, aber Masinga war trotzdem für eine Überraschung gut. Triumphierend zog er einen Computerausdruck aus Pieter Dollenbergs Akte und schwenkte ihn über seinem Schreibtisch.

„Gestern habe ich das toxikologische Gutachten erhalten“, raunte er geheimnisvoll. „Raten Sie mal, was wir in seinem Blut gefunden haben?“

„Keine Ahnung.“ Wagner zuckte mit den Schultern. „Drogen … Alkohol … Viagra?“

„Sie sind mir ja einer.“ Masinga drohte scherzhaft mit dem Zeigefinger, bevor sein Gesicht wieder ernst wurde. „Unser Labor hat Spuren eines Zerfallsproduktes von Flunitrazepam nachgewiesen“, stellte er fest.

„Ich hätte mich auch sehr gewundert, wenn sich der junge Dollenberg freiwillig an den Felsen hat ketten lassen“, antwortete Wagner wenig überrascht. „In der richtigen Dosierung kann man sein Opfer damit praktisch fernsteuern, ohne dass es sich hinterher an irgendetwas erinnern kann.“

„Genau!“, bestätigte Masinga. „Das Zeug ist die typische Vergewaltigungsdroge.“

„Fragt sich nur, wie man es Dollenberg verabreicht hat?“ Wagner rieb sich nachdenklich das Kinn. „Wenn es ihm vor dem Laufen jemand in ein Getränk gemixt hätte, dann wäre er wahrscheinlich nicht einmal richtig aus dem Haus gekommen.“

„Da bleibt dann im Prinzip nur noch die Laufstrecke selbst“, spann der Commissioner den Faden weiter. „Und da er keinen Hydro-Bag oder etwas anderes zu trinken dabeihatte, kommt für die Verabreichung der Droge eigentlich nur eine Art Betäubungspfeil infrage“, mutmaßte er. „Der Killer konnte sich demnach ganz beruhigt auf die Lauer legen. Dann verpasst er ihm eins und muss ihn nur noch in die Bucht dirigieren.“ Masinga machte eine kurze Pause und spielte nachdenklich mit einem Kugelschreiber. „Aber das Dumme an der Sache ist, dass es an Dollenberg praktisch keinen Quadratzentimeter unverletzter Haut gibt. Nachdem er ertrunken ist, wurde sein Körper durch die Wellen relativ lang gegen die Klippen geschleudert.“ Dann zog er seine Stirn in Falten. „Demzufolge steht diese Theorie auf recht wackligen Füßen. Außerdem haben meine Leute jeden Stein in der Umgebung dreimal umgedreht.“

„Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen wenn ich mir den Tatort trotzdem einmal anschaue, Commissioner?“, teilte Wagner ihm seine Absichten mit.

„Nur zu“, antwortete Masinga nicht unfreundlich. „Die Bucht ist längst wieder freigegeben. Und wenn Sie doch etwas finden, dann hätte ich das gerne gewusst. Allein schon deshalb, damit ich einen Grund habe, einige meiner Leute richtig in den Hintern zu treten.“ Er grinste schon wieder. „Und jetzt entschuldigen Sie mich. Die stinknormale Polizeiarbeit wartet.“

Vom Jagdfieber gepackt verließ Wagner das Polizeipräsidium. Er startete seinen blubbernden Pick-up und fuhr auf der Stalwart Simelane Street, die nahtlos in die M4 überging, nach Norden. Hier kam er zwar nicht so schnell voran wie auf der Nationalstraße, aber dafür war das Panorama besser. Denn sie verlief in unmittelbarer Ufernähe und gewährte Wagner immer wieder spektakuläre Blicke auf den Indischen Ozean. Wenn neue Fakten weiterhin in dieser Geschwindigkeit auftauchen würden, dann konnte er vielleicht schon bald seinem Auftraggeber – und Masinga – einen Verdächtigen präsentieren.

Nach einer knappen Dreiviertelstunde erreichte er die kleine Bucht nördlich von Shakas Rock und staunte nicht schlecht. Denn so abgelegen, wie er anfangs vermutet hatte, war der Tatort keineswegs. Hier gab es einen Parkplatz, eine überdachte Picknick-Ecke und sogar öffentliche Toiletten.

Dass jemand das Risiko einging, sein Opfer hier abzufangen, war echt erstaunlich. Doch auf den zweiten Blick wurde Wagner eines Besseren belehrt. Denn der Weg, den Dollenberg gekommen sein musste, war durch dichtes Buschwerk praktisch vollständig abgeschirmt und nur von der Meerseite aus einzusehen. Wenn ihre Theorie mit dem Betäubungspfeil stimmte, dann hatte Dollenbergs Mörder irgendwo im Gestrüpp – oder an den Klippen – seelenruhig gewartet bis er vorbeitrabte, ihm eins verpasst und dann irgendwie nach unten bugsiert. Während die Wirkung von K.O. Tropfen bei der Aufnahme über ein Getränk nach ungefähr zehn Minuten einsetzte, ging es durch eine Injektion in gut durchblutetes Muskelgewebe bedeutend schneller.

Und dabei musste er von dem Pfeil nicht einmal etwas mitbekommen haben. Diese Dinger gab es in den verschiedensten Größen. Je nachdem ob man es auf Elefanten, Löwen oder eben Menschen abgesehen hatte.

Wagner folgte dem leicht gewundenen Pfad zu dem schmalen Sandstreifen am Grund der Bucht, an dem schon wieder die ersten Wellen leckten. Dann sah er sich um. Die Felsen links von ihm sahen genauso aus wie auf den Tatortfotos. Und die ausgewaschene Linie, die den höchsten Stand der Flut markierte, signalisierte ihm, dass er die richtige Stelle gefunden hatte.

Mit nach oben gerichtetem Blick stapfte Wagner am Strand entlang. Erst als die Abbruchkante des Steilufers hinter den Klippen verschwunden war, schaute er sich genauer um. Denn logischerweise konnte er ja dann auch nicht von oben gesehen werden. Genau wie Dollenberg. Und Dollenbergs Mörder.

Bereits nach wenigen Minuten fand er den abgesägten Schaft der Schraube, an die das Opfer gefesselt worden war und der aus irgendeinem Grund noch immer in einer engen Felsspalte steckte. Die deutsche Spurensicherung hätte niemals ein so wichtiges Beweisstück einfach an einem Tatort zurückgelassen. Selbst wenn sie dafür die halbe Klippe mitschleppen müssten.

Aber so erinnerte ihn das Ganze irgendwie an Bergsteiger-Equipment. Aber für eine eingehendere Untersuchung blieb Wagner keine Zeit, denn die Flut stieg schneller, als er gedacht hatte. Er schaffte es gerade noch, trockenen Fußes den schmalen Pfad zu erreichen, dann verschluckten die Wellen den goldenen Sand.

Als er wieder oben angelangt war, fuhr ein fast schon schrottreifer Chrysler Town & Country auf den Parkplatz. Der riesige Kombi drehte eine Runde und blieb dann auf der gegenüberliegenden Seite stehen. Genau dort, wo sich der Uferweg über die Klippen schlängelte und in der Regel mit Touristen zu rechnen war.

Eben nur nicht heute.

Dabei war die alte Afrikanerin, die aus dem Oldtimer kletterte, eindeutig die Attraktion der Dolphin Coast. Sie trug ein sackartiges Kleid mit einem abenteuerlichen Blumenmuster, glitzernde Ketten und versteckte ihren grauen Wuschelkopf unter einem breitkrempigen Strohhut. Offensichtlich hatte sie Probleme beim Laufen, denn sie musste sich immer wieder an ihrer Rostlaube festhalten, um zu der scheunentorgroßen Heckklappe zu gelangen. Und als sie schließlich quietschend aufschwang, wurde sofort klar, dass sie billige Schnitzereien an die nicht vorhandenen Touristen verhökern wollte. Aber Wagner wusste aus Erfahrung, dass manchmal auch ein paar echte Kunstwerke darunter waren.

Interessiert kehrte er zum Parkplatz zurück. Vielleicht hatte die alte Afrikanerin etwas gesehen, dass ihm weiterhelfen würde. Fragen kostete ja bekanntlich nichts. Und selbst wenn sich die Frau in dieser Beziehung als Niete entpuppte, ergab sich bestimmt ein interessantes Gespräch. Doch noch bevor er ihr seine Hilfe beim Entladen der Kunstschätze anbieten konnte, ergriff sie die Initiative.

„Sehen Sie eigentlich gern gebrechlichen Leuten beim Arbeiten zu?“, krächzte die Alte, während sie sich mit einem Klapptisch abmühte.

„Äh … nein.“ Unwillkürlich musste Wagner schmunzeln. Eine so charmant vorgetragene Bitte konnte er nur schwer ablehnen. Ohne Kommentar zog er den Tisch aus dem Kofferraum und klappte demonstrativ lässig die Beine aus. „Wo soll der denn hin?“

„Auf den Flughafen“, brabbelte sie.

Wagner stutzte, dann schenkte er ihr ein entwaffnendes Lächeln. Jetzt lächelte auch die Alte.

„Da …!“ Sie deutete mit dem Kopf auf die strategisch günstigste Stelle des Parkplatzes.

„Eine ausgezeichnete Wahl“, bestätigte Wagner. Dann schleppte er den Tisch zu dem angewiesenen Fleck und schnappte sich anschließend die Kisten, die noch im Wagen warteten.

„Sie sind nicht von hier“, stellte die Alte fest, während sie zu ihrem provisorischen Verkaufstresen schlurfte.

„Das haben Sie aber messerscharf beobachtet“, ging Wagner auf ihre ironische Art ein. „Mein Name ist Erik Wagner und ich komme aus Deutschland“, stellte er sich vor.

„Wusste ich doch, dass Sie Europäer sind.“ Sie grinste überlegen, während sie die Kisten auspackte. „So höfliche Leute findet man heutzutage nur noch in Europa. Die Einheimischen sind ignorant, die Amerikaner überheblich und Asiaten treten immer nur in Rudeln auf.“ „Ich bin übrigens Seetje“, fügte sie hinzu.

„Das klingt aber überhaupt nicht afrikanisch“, bemerkte er, „sondern irgendwie holländisch.“

„Das haben Sie ebenfalls messerscharf beobachtet, junger Mann“, gab sie mit einem Augenzwinkern zurück. „Und jetzt stehen Sie nicht so unnütz im Gelände herum und bringen mir den kleinen Hocker aus dem Kofferraum.“

„Selbstverständlich Madam“, bestätigte Wagner grinsend. Dann eilte er zurück zum Wagen.

„Was ist denn damit?“ Er hatte sich bereits den klappbaren Hocker unter den Arm geklemmt und zog eine Stapelbox mit Malutensilien aus dem Chrysler.

„Die können Sie mitbringen“, antwortete Seetje. „Das hilft gegen die Langeweile, wenn keine Touristen da sind.“

Wagner stellte die Kiste auf den Boden, weil Seetje den Tisch bereits mit einem Sammelsurium aus Schnitzereien, kleinen Bildchen und selbstgebastelten Schmuck überschwemmt hatte. Dabei fiel sein Blick auf einen kleinen Stapel gezeichneter Portraits. Manche wirkten wie Skizzen, andere wie Fotos aus einem Hochglanzprospekt.

„Sind die von Ihnen?“, wollte Wagner interessiert wissen.

„Nein, von Rembrandt.“ Seetje zwinkerte schelmisch.

Wagner prustete los. „Die sind echt gut“, stellte er fest, nachdem er sich beruhigt hatte. „Darf ich?“ Dann griff er nach den Bildern.

„Nur zu“, ermunterte ihn Seetje. „Wenn ich ein interessantes Gesicht sehe, dann skizziere ich es später aus dem Gedächtnis. Und wenn ich Zeit habe wird daraus ein kleines Gemälde.“

„Alle Achtung“, murmelte Wagner anerkennend. „Sie sollten nicht hier herumsitzen, sondern Kurse an einer Kunstakademie geben.“

„Ach …“ Seetje winkte ab und schielte auf das Bild, das Wagner gerade in der Hand hielt. Es zeigte eine junge Frau, deren braune Mähne im Wind wehte. „Die Anglerin ist hübsch, nicht wahr?“

„Anglerin?“, erkundigte sich Wagner verwirrt.

„Genau, sie ist mit so einer langen Angeltasche an den Felsen herumgeklettert und war bestimmt auf einen fetten Kingklip aus“, mutmaßte Seetje. „Die kommen um diese Jahreszeit recht nah an die Oberfläche, so dass man keine allzu langen Leinen braucht.“ Dann runzelte sie nachdenklich die Stirn. „Das war kurz bevor das mit dem jungen Dollenberg passiert ist.“

Bereits bei dem Wort Angeltasche schrillten in Wagners Kopf sämtliche Alarmglocken. Wo sonst konnte man ein Betäubungsgewehr noch unauffälliger verstecken als in einer Angeltasche.

Allerdings war die Möglichkeit, dass es sich bei Dollenbergs Mörder um eine Auftragskillerin handelte, schon sehr weit hergeholt. Zumal die junge Frau auf dem Bild rein optisch höchstens eine Studentin sein konnte.

„Sie waren hier als er ermordet wurde?“, wollte er deshalb so beiläufig wie möglich wissen. Vielleicht hatte Seetje ja vergessen, der Polizei ein wichtiges Detail mitzuteilen.

„Da lag ich im Krankenhaus“, machte sie Wagners Hoffnungen zunichte. „Ich hatte so einen Angina-Anfall, wissen Sie.“ Seetje klopfte sich gegen die Brust. „Die haben mir da ein weißes Hemd übergezogen und einen Katheter gemacht.“ „Und dabei habe ich nie geraucht“, murmelte sie verständnislos. Dann zog sie einen kleinen Flachmann aus den Falten ihres kunterbunten Gewandes und bot ihm mit einer großzügigen Geste einen Schluck an. „Das hier ist mein einziges Laster.“

„Nein danke.“ Wagner hob lächelnd die Hände. Dann blickte er über ihre Schulter hinweg auf das andere Ende des Parkplatzes, wo gerade ein kleiner Reisebus eine Ladung Touristen ausspukte. „Ich glaube Sie bekommen gleich Kundschaft“, mutmaßte er.

Innerhalb weniger Augenblicke war Seetjes Stand von einer schnatternden Schar wild gestikulierender Menschen umzingelt, die ihr ihre Schätze förmlich aus den Händen rissen.

Nur die Kiste mit den Zeichnungen beachtete niemand.

Und so konnte Wagner unbehelligt einen längeren Blick auf die brünette Schönheit werfen. Gerade als er die Box zurück zu Seetjes Tisch schieben wollte, zögerte er. Instinktiv zog er sein Smartphone aus der Tasche, aktivierte die Kamera und schoss ein Foto der Anglerin. Auch wenn er nicht ernsthaft glaubte, dass sie etwas mit Pieter Dollenbergs Ermordung zu tun hatte, konnte man ja nie wissen.

Die Schlächterin - Vergeltung

Подняться наверх