Читать книгу Die Schlächterin - Vergeltung - J.S. Ranket - Страница 9
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ОглавлениеNach drei erfolglosen Tagen beschloss Wagner, dass er seinem Auftraggeber genug Geld gekostet hatte. Er hatte sich noch einmal mit Masinga getroffen und ihm natürlich das Bild gezeigt, das Seetje gemalt hatte. Aber auch ein Abgleich mit der Datenbank des SAPS, des Südafrikanischen Polizeiservice, brachte ihn nicht weiter. Und selbst einige von Dollenbergs Opfern, die bereit waren mit ihm zu sprechen, waren keine echte Hilfe. Offensichtlich hatte die Truppe des Commissioners doch ganze Arbeit geleistet und nur nichts gefunden, weil es eben nichts zu finden gab. Dummerweise hatte Wagner das Jagdfieber gepackt und er war nicht gewillt, sich einfach so geschlagen zu geben.
Denn eine Option blieb ihm noch. Nur würde das wahrscheinlich einige Zeit dauern.
Solch spektakuläre Verbrechen fanden erfahrungsgemäß recht schnell den Weg in die sozialen Netzwerke. Egal wie intensiv die Behörden versuchten, das zu verhindern.
Selbst bei Dollenberg fand man kurz nach dem Fund seiner Leiche bereits erste Reaktionen im Netz. Sollte der Killer, oder auch die Killerin, erneut zuschlagen oder schon einmal zugeschlagen haben, dann müssten sich doch mit den entsprechenden Tools etwaige Parallelen finden lassen. Der gute Geist ihres Hamburger Büros, Christina, war in dieser Beziehung ein echtes Genie. Außerdem ließ sie sich von einem leitenden Beamten des Landeskriminalamtes vögeln und würde bestimmt einmal ihre langen Finger austrecken. Sie müsste es ja nicht unbedingt ins Vorspiel einbauen.
Aber jetzt musste er sich erst einmal von Lars Dollenberg und seinem Pitbull Baxter verabschieden. Sein Auftraggeber hatte ihn zum Essen auf seine Yacht eingeladen, die im Hafen von Durban vor Anker lag.
„Sind Sie sicher, dass das eine gute Idee ist?“, wollte Wagner skeptisch wissen.
Er stand am Heck des schnittigen Vierzig-Meter-Schiffes und schnippte mit dem Finger prüfend gegen das Stahlgitter des Haikäfigs, der dort auf seinen Einsatz wartete. Nach dem üppigen Abendessen – Antilope vom Spieß, Süßkartoffelmus und gegrilltes Gemüse – musste er sich unbedingt die Beine vertreten.
„Absolut“, antwortete Dollenberg. Er reichte seinem Gast ein kaltes Bier und prostete ihm zu. „Auf keine andere Art kommt man diesen beindruckenden Tieren so nah“, stellte er fest.
„Also für mich wäre das nichts“, musste Wagner zugeben, nachdem er einen langen Schluck genommen hatte. „Ich tauche zwar auch, aber die kleineren Weißspitzen-Riffhaie reichen mir völlig. Da muss ich nicht unbedingt in die Augen eines Großen Weißen schauen.“
„Sie sollten es aber trotzdem einmal versuchen“, ermutigte ihn Dollenberg. „Wenn Sie einmal den Adrenalinstoß gespürt haben, kommen Sie nicht mehr davon los.“
„Danke“, lehnte Wagner ab. „Da binde ich mir lieber ein Gummiseil um die Beine und stürze mich von einer Brücke.“
„Wie Sie wollen“, gab Dollenberg schmunzelnd zurück. „Wenn Sie es sich anders überlegen, dann lassen Sie es mich wissen. Außerdem möchte ich Sie als Dank für ihre Hilfe zu einer kleinen Auszeit einladen.“ „Das heißt, wenn es ihr Job zulässt“, fügte er hinzu. „Ungefähr drei Stunden nördlich von hier schmiegt sich ein äußerst luxuriöses Resort auf einen Bergrücken über einem malerischen Tal. Sie können auch gerne eine charmante Begleitung mitbringen, denn die Leopard Mountain Lodge bietet Ihnen Fünf-Sterne-Komfort.“ Er stieß Wagner verschwörerisch in die Seite. „Da wollen Sie überhaupt nicht mehr aus Ihren Bungalow herauskommen.“
Wagner nickte zustimmend. Auch wenn er noch nicht so recht wusste, wen er in den südafrikanischen Busch mitschleppen sollte.
„Das ist wirklich sehr großzügig von Ihnen“, antwortete er. „Vor allem in Anbetracht dessen, dass meine Nachforschungen nicht wirklich etwas Neues ergeben haben.“
„Sie vergessen das Bild“, erinnerte ihn Dollenberg.
Wagner blies theatralisch die Wangen auf. Zwar hatten Baxter und seine Leute es halb Durban unter die Nase gehalten, doch offensichtlich war die junge Frau wie vom Erdboden verschwunden.
Wenn sie denn je existiert hatte.
Wahrscheinlich wollte Dollenberg nur sein Gewissen beruhigen und sichergehen, dass er alles getan hatte, um den Mörder seines Sohnes zu finden.
„Ich möchte ja nicht allzu pessimistisch klingen, aber das Bild ist mit Sicherheit eine Sackgasse“, stellte Wagner fest. „Zumindest so lange, bis wir es mit einer realen Person vergleichen können.“
Dollenberg nickte zustimmend.
„Wir bleiben in Verbindung“, versprach Wagner, bevor er sich endgültig verabschiedete. „Glauben Sie bloß nicht, dass ich das Angebot mit der Lodge vergesse“, schob er grinsend nach.
„Ich wünsche Ihnen eine schönen Heimflug“, verabschiedet sich jetzt auch Dollenberg. Dann schüttelten sich die beiden Männer die Hand. „Baxter wird Sie noch zum Flughafen bringen.“