Читать книгу Die Schlächterin - J.S. Ranket - Страница 7

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Amanda hatte ihren Kopf tief in dem weichen Schoß ihrer Freundin vergraben. Wie sanfte Wellen bewegte sich ihr schlanker Körper im matten Schein des Lichts, das durch die großen Fenster in das Zimmer fiel.

„Verdammt, wenn das jetzt nicht wichtig ist …“, stöhnte sie und warf ihr langes Haar in den Nacken, als das Telefon klingelte.

Sie hatte es in dieser Situation nur für einen Anrufer freigeschaltet, denn mit dem besaß sie einen Exklusivvertrag. Diese „Situation“ war in diesem Fall nackt unter ihr auf eine Streckbank gefesselt und hieß Kim.

Amanda blickte erregt auf den geschmeidigen Körper ihrer Gespielin. Die Arme und Beine wurden durch Seilzüge so straff gespannt, dass es aussah, als würden sie ihr jeden Moment aus dem Leib gerissen. In ihrem kleinen Hintern steckte ein Analplug und die Klemmen aus blitzendem Edelstahl an ihren Brustwarzen wippten bei jeder Bewegung. In das schwarz glänzende Lederhalsband, das sie trug, war eine Kette eingehakt, die wie eine Schlange zusammengerollt auf dem Boden lag.

Als Amanda sich aufrichtete und Kims Kopf zwischen ihren verschwitzten Schenkeln freigab, huschte ein enttäuschtes Lächeln über deren gerötetes Gesicht. Dann sie leckte sich die Lippen wie nach einer Nachspeise.

„Tut mir echt leid Süße, deine Zunge ist wirklich sehr geschickt“, flüsterte Amanda und streichelte sanft über die Wange ihrer Freundin, „aber der Kerl am anderen Ende der Leitung bezahlt nun mal unsere Brötchen.“

Wobei Brötchen nicht wirklich wörtlich gemeint war.

„Ich bin’s“, tönte Miguel Salazars Stimme aus dem Telefon. „Garcia ist tot, er wurde ermordet!“

„Scheiße!“, erwiderte Amanda und schoss hoch. „Gibt es irgendwelche Hinweise oder Zeugen?“

„Na ja, vielleicht“, antwortete er. „Genau deshalb kommst du ins Spiel …“

Salazar berichtete Amanda von dem Attentat auf Garcia und erklärte ihr die Rolle, die sie dabei spielen sollte.

„… und Ramon holt dich in einer halben Stunde ab“, beendete Salazar das Gespräch.

Kim beobachtete mit glänzenden Augen ihre Freundin, während sie sich aufreizend in den Fesseln wand. Wenn man sie so sah, konnte man kaum glauben, dass Kim Edwards ein kleines erfolgreiches Reisebüro leitete. Über eine einschlägige Webseite hatten sich die beiden Frauen kennengelernt und sofort Gefallen aneinander gefunden.

Schon rein optisch konnte man sehen, wer hier der Boss war. Auf der einen Seite die kühle dunkelhaarige Amanda und auf der anderen Seite die zierliche Kim, mit ihrem blonden Pagenschnitt und dem Zahnpastalächeln. Sie waren Freundinnen, obwohl das nicht so richtig stimmte. Partnerinnen, traf auch nicht den Kern ihrer Beziehung. Es war wohl eher irgendetwas dazwischen. Die Hauptsache bestand jedoch darin, dass die beiden ihre Fantasie voll ausleben konnten.

Es erstaunte Amanda immer wieder, wie sehr sie Kim belasten konnte. Und Kim ließ sich wiederum bei Amanda völlig fallen. Sie legte ja gewissermaßen ihr Leben in die Hände ihrer Freundin. Zum Beispiel bei den so beliebten Asphyxiespielchen. Leicht konnte ein solcher Ausflug tödlich enden, wenn man dabei die winzigen körperlichen Signale übersah.

Amanda verschnürte dazu Kims Körper mit einer aufwendigen Bondagetechnik und steckte dann ihren Kopf unter eine feste Ledermaske. Danach zwang Amanda ihre Freundin, durch einen extrem dünnen Schlauch zu atmen, oder schnitt ihr die Luftzufuhr völlig ab. Durch den Sauerstoffmangel schoss sich dann Kims Gehirn selbst in ein sensorisches Nirwana und sie brauchte meist keine weitere Stimulation, um zum Höhepunkt zu kommen. Amanda war eben in allen Bereichen sehr einfallsreich und sie wusste das auch.

Doch jetzt nutzte auch das erotischste Winden nichts, denn Kim sah das Blitzen in den Augen ihrer Freundin und wusste, dass der schöne Abend vorüber war. Amanda löste Kims Fesseln und gönnte ihr noch einen prickelnden Schauer, als sie ihr langsam den Plug aus dem Hintern zog. Kim haucht ihr noch einen Kuss auf den Mund und verschwand mit einem unterwürfigen Lächeln im Badezimmer, in der Hoffnung Amanda doch noch umstimmen zu können.

Doch die stand bereits nachdenklich an dem großen Panoramafenster ihres Penthauses und sah auf die nächtliche Mission Bay. Fahles Mondlicht spiegelte sich im Wasser und eine Perlenkette aus tausenden Lichtern zog sich wie eine Schlange vom Freeway bis zum Eingang des SeaWorld Vergnügungsparks.

Okay, Garcia war tot und Salazar ja gewissermaßen sein Kind – wenn auch nicht im biologischen Sinn. Der Patrón hatte ihn im Kindesalter bei sich aufgenommen, nachdem dessen Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen waren. Salazar erwies sich als guter Sohn und Schüler. Er stieg in der Organisation rasch auf und wurde so Garcias rechte Hand. Im Syndikat gab es keinen Zweifel, dass er seine Nachfolge antreten würde. Manche meinten Garcia werde alt und senil und wünschten sich deshalb einen Nachfolger wie Salazar. Im Gegensatz zum toten Garcia hatte er gute Umgangsformen, einen scharfen, analytischen Verstand und sah aus wie der Traum aller Schwiegermütter. Aber irgendwie war er zu glatt, aalglatt um genau zu sein.

Bei Garcia wusste man immer woran man war. Denn er rollte wie eine Dampfwalze –

langsam, aber beständig. Und hatte er sich erst einmal in Bewegung gesetzt, dann konnte man ihn schwerlich stoppen. Doch Salazar hängte des Öfteren seine Fahne nach dem Wind und verstrickte sich in Winkelzügen wie ein Politiker. Vielleicht weil seine Eier nur so groß wie Erdnüsse waren oder mit seinem Gehirn irgendetwas nicht stimmte. Ob er sich an der Spitze des Kartells halten konnte, das würde die Zukunft zeigen.

Jedoch war das Amanda egal, denn sie arbeitete freiberuflich auf Honorarbasis und sollte jetzt herausfinden, wer für das Blutbad verantwortlich war. Es gab ja offenbar zwei Zeugen. Oder besser Zeuginnen.

Sie fuhr in die marmorgetäfelte Lobby ihres Appartementhauses, wo Ramon bereits rauchend auf sie wartete. Zwar hatte der Portier es versucht ihm auszureden, aber dann doch aus gesundheitlichen Gründen darauf verzichtet und sogar noch einen Aschenbecher gebracht.

Obwohl der Mexikaner eigentlich richtig nett aussah, so ging doch auf den zweiten Blick etwas Raubtierhaftes von ihm aus. Und das führte meist dazu, dass er keine großen Gesten brauchte, um seiner eher ruhigen Stimme Nachdruck zu verleihen. Sie arbeitete gern mit ihm zusammen, denn er war keiner von Garcias, oder jetzt Salazars, Grobmotorikern. Sie erinnerte sich noch genau, wie sie sich das erste Mal auf der großen Hazienda an der Pazifikküste begegneten.

Garcia hatte Amanda Bennett als externe Beraterin zu einem Treffen der Topleute des Syndikats eingeladen. Sie hatte in San Franzisco studiert, mit einen Master in Psychologie abgeschlossen und beherrschte Kampfsportarten, deren Namen die meisten Menschen nicht einmal kannten. Sie war eine kühle Schönheit und mit ihren eins siebzig ging sie ohne Weiteres als leitende Angestellte einer Bank oder Versicherung durch.

Während des Studiums hatte sie festgestellt, dass sie ein besonderes Gespür für die menschliche Seele hatte. Sie konnte in die Menschen hineinsehen, als ob diese aus Glas wären, und so in ihnen lesen – wie in einem Buch. Dies und ihre speziellen persönlichen Neigungen ließen sie zu dem Entschluss gelangen, dass sie ihr Geld einfacher verdienen konnte als in einer Praxis, in der ihr irgendwelche Weicheier die Ohren mit ihren Problemen vollheulten.

Um ihr Studium zu finanzieren trat Amanda in die Dienste eines Escort Service, bei dem es nicht vordergründig um Sex ging. Sie hatte sehr exklusive Kunden und Kundinnen, die meist nur eine Begleitung für die Oper oder ein Geschäftsessen suchten. Ihre kühle Eleganz und ihre Umgangsformen, gepaart mit einem scharfen Verstand, ließen sie schnell zum meistgebuchten Mädchen werden. Bis sie eines Tages ihre wahre Leidenschaft entdeckte.

Amanda hatte mit einem gutaussehenden Kunden den Abend verbracht, als der sie fragte, ob sie sich noch einen kleinen Extrabonus verdienen wolle. Natürlich hatte sie zugestimmt, denn er sah toll aus und sie hatte gegen Sex mit ihm nichts einzuwenden. Als sie dann auf seinem Hotelzimmer ankamen, holte er aus einer Schublade Handschellen, Peitsche und Knebel hervor und bat sie, ihn ans Bett zu fesseln, zu knebeln und auszupeitschen. Sie hatte dabei einen sehr intensiven Orgasmus und der Kerl musste danach im Krankenhaus ambulant behandelt werden. Die Begleitagentur feuerte sie und nur, weil einige einflussreiche Leute zu ihren zufriedenen Kunden zählten, entging sie einer Anzeige.

Seitdem ließ sich Amanda nie wieder von ihren Gefühlen bei der Arbeit ablenken. Sie wurde eine Meisterin der Informationsbeschaffung und tat alles mit einer kühlen Präzision. Das führte dazu, dass sie immer das bekam, was sie wollte. Außer dieses eine Mal.

Der Kerl lag festgeschnallt und schreiend unter ihr. Seine Fingerkuppen waren nur noch blutige Stümpfe, weil sie ihm mit einer Zange bereits sämtliche Fingernägel ausgerissen hatte. Und dann stellte sie ihm die Frage. Doch statt zu antworten hatte er die Frechheit besessen, sie mit seinem blutigen Speichel anzuspucken und „Fick dich, du Schlampe“ zu brüllen. Mit einem blitzenden Skalpell trennte sie ihm in einem geraden Schnitt die Hoden ab und stopfte sie in seinen Mund. Unter ihrer blutdurchtränkten Bluse wurden die Nippel hart, als sie mit einer Metallsonde durch sein rechtes Auge stach. Und nachdem sie das leichte Knacken spürte, das ihr das Eindringen des Instrumentes in sein Gehirn signalisierte, bekam sie einen heftigen Orgasmus.

Die Spitze des Syndikats setzte sich ausschließlich aus Männern zusammen und so war das Getuschel groß, als sie auf dem Treffen erschien. Über dieses infantile Gekicher sah sie stets professionell hinweg. Bis Antonio Marques, einer von Garcias Capos und verhinderter Bodybuilder, zu weit ging.

„Hey Chica“, polterte er los, „lutschst du nur oder schluckst du auch?“ Dazu machte kreisende Bewegungen mit seiner Hüfte.

Allgemeines Gejohle brandete auf, nur Ramon verdrehte die Augen und warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. Amanda brauchte zehn Sekunden um dem Spinner die Nase zu brechen und den rechten Arm auszukugeln. Es lachte keiner mehr, die Fronten waren geklärt und die meisten von Garcias Leuten sprach sie von jetzt nur noch respektvoll mit Doña an.

Nur in Marques brodelte es. Er schwor sich, dass das diese Schlampe büßen würde.

Die Schlächterin

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