Читать книгу Schwarz wie dein Herz - Julie Craner - Страница 9
Оглавление4
Drei dunkel gekleidete Männer hatten Markus eingekreist. Einer hatte die Hände um den Hals ihres knienden Bruders gelegt, während die anderen Beiden seine Arme ausgestreckt hielten und ihre Köpfe über seine Handgelenke gebeugt hatten. Kurz wandten sich drei Paar rot leuchtende Augen auf sie, doch dann wandten sich die Vampire wieder ihrem Opfer zu. Sie schienen die Frau nicht als Gefahr wahrzunehmen. Aurora konnte sich denken, was sie da machten. Sie griff den Dolch fester und atmete tief durch.
„Hey, verschwindet von hier! Lasst ihn in Ruhe!“ Sie rannte auf die Gruppe zu, während die Vampire erstaunt aufblickten. Automatisch riss sie das Messer hoch und ritzte dem Vampir in ihrer Nähe den Hals auf. Seine Freunde sprangen ein paar Schritte zurück, während der Vampir gurgelnd vor ihr auf die Knie ging und sich mit den Händen verzweifelt den Hals hielt. Unter seinen Fingern quoll rotes Blut aus der klaffenden Wunde.
„Sie hat einen schwarzen Dolch. Verschwinden wir lieber!“ Während sie in blinder Wut auf die Brust ihres Opfers einstach, rannten die anderen weg. Zweimal traf sie auf seine Rippen und musste einen Aufschrei unterdrücken. Ihr verletztes Handgelenk puckerte beim Aufprall schmerzhaft. Doch dann bohrte sie in etwas Weiches. Mit einem erstaunten Ausdruck auf dem Gesicht streckte der Vampir die Arme nach ihr aus, nahm die Hände von seinem Hals, und zerplatzte im nächsten Augenblick in schwarzen Staub. Sie riss den Dolch hoch und sah sich nach seinen Begleitern um, doch die waren wie vom Erdboden verschluckt.
Sie stürzte zu ihrem Bruder, der zitternd auf dem Boden lag.“Markus!“ Sie hob seinen Kopf auf ihre Oberschenkel und streichelte sein Gesicht.
Langsam öffnete er die Augen. „Aurora! Du musst dich in Sicherheit bringen. Diese Männer...!“ Er versuchte aufzustehen, zuckte jedoch vor Schmerz zurück. Stöhnend fasste er nach seinem Bauch, über den sich tiefe Kratzspuren zogen, als hätte ihn ein Raubtier angegriffen.
Aurora hielt erschrocken den Atem an und strich vorsichtig über seine angeschwollene linke Gesichtshälfte. „Es wird alles gut!“ Sie tastete in ihrer Tasche nach ihrem Handy.
Markus griff stöhnend nach ihrer Hand. „Nein, du musst sofort hier weg, bevor sie dir etwas antun!“
Sie schluchzte auf und schüttelte den Kopf. „Keine Angst, alles ist gut. Bleib einfach ruhig liegen und streng dich nicht an.“ Mit zitternder Stimme rief sie den Krankenwagen und streichelte beruhigend durch seine weichen Haare. Als sie auflegte, hatte er seine Augen geschlossen und röchelte schwer.
„Markus?“ Sie fuhr über sein Gesicht, ohne eine Reaktion zu erhalten. „Markus? Bitte mach die Augen auf.“ Tränen liefen ihr über die Wangen, während sie panisch auf jeden neuen Atemzug wartete.
Das hatte sie nicht gewollt. Sie hätte ihn warnen müssen. Wenn er früher von den Kreaturen gewusst hätte, wäre er vielleicht in der Lage gewesen, sich zu verteidigen. Sie versuchte die Schluchzer zu unter- drücken, die in ihr aufstiegen.
Endlich kam flackerndes Licht von der Straße. „Hierher! Schnell, helfen Sie mir!“ Als die Sanitäter aus dem Auto stiegen, versteckte sie schnell den Dolch im Hosenbund. Hilflos sah sie zu, wie ihr bewusstloser Bruder in den Krankenwagen verfrachtet wurde, während eine riesige Blutlache auf dem Weg zurückblieb.
Einer der Sanitäter kam auf sie zu und fasste nach ihrer Schulter. „Geht es Ihnen gut? Sind Sie verletzt?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein!“
„Wir bringen den jungen Mann ins Marienkrankenhaus!“ Stirnrunzelnd sah der grauhaarige, untersetzte Mann sie an. „Die Polizei möchte mit Ihnen reden! Denken Sie das geht?“
Hilflos schaute sie auf. „Aber mein Bruder....“
„Sie können jetzt nichts für ihn tun. Sobald Sie mit der Polizei gesprochen haben, kommen Sie gleich ins Krankenhaus. Bis dahin wissen wir auch, wie es Ihrem Bruder geht, okay?“ Stumm nickte sie dem älteren Sanitäter zu und versuchte sich im Kopf eine Geschichte zurechtzulegen.
Zwei ältere Polizisten kamen auf sie zu. Während der eine sich daran machte alles abzusperren und zu fotografieren, begann der andere sie vorsichtig auszufragen.
Aurora versuchte so weit wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben und ließ einfach einige Dinge weg. Sie sagte, dass sie drei Gestalten wegrennen sah, als sie nach ihrem Bruder rief. Davon, dass es Vampire waren und sie einem von ihnen einen Dolch ins Herz gerammt hatte, erzählte sie lieber nichts. Der Polizist hörte sich alles an und machte sich Notizen.
Danach fuhr sie schnell ins Krankenhaus. Sie musste unbedingt wissen, wie es Markus ging.
Die Schwester am Empfang drückte ihr eine Liste mit Fragen zu irgendwelchen Krankheiten in die Hand und schob sie in den vollen Wartesaal. Der behandelnde Arzt würde sich melden, sobald er Genaueres sagen könnte. Zwischen Verletzten und Angehörigen, die ebenfalls warteten, setzte sie sich auf einen schmalen Stuhl und konzentrierte sich auf das Papier. Bloß nicht über die Bilder nachdenken, die ihr für immer im Gedächtnis bleiben würden. Aurora versuchte die Fragen zu beantworten, schreckte jedoch jedes Mal auf, wenn sich jemand bewegte. Langsam fragte sie sich, ob dieses Formular nicht eher zur Ablenkung der Angehörigen als für die Krankenakte gedacht war. Es schienen Stunden zu vergehen, während sie auf den Arzt wartete.
Genau genommen war es nur eine Stunde, bis ein kleiner, untersetzter Mann mit Halbglatze auf sie zutrat. Sein Kittel stand offen und er wirkte erschöpft. Leise stellte er sich als Dr. Mortensen vor und bat sie, ihm zu folgen. Sie gingen Richtung Intensivstation und er führte sie in ein kleines Büro mit einem Schreibtisch, einem Bücherregal und ein paar Stühlen. Sie setzten sich gegenüber und Aurora versuchte den starken Geruch der Desinfektionsmittel zu ignorieren, der Übelkeit in ihr hervorrief.
„Ihr Bruder hat Glück gehabt. Obwohl er sehr viel Blut verloren hat, hat er keine schweren Verletzungen davon getragen. Man scheint ihn auf den Kopf geschlagen zu haben, aber die inneren Organe sind in Ordnung, nur ein paar angebrochene Rippen und ein gebrochenes Schienbein.“ Er runzelte die Stirn. „Was ich allerdings seltsam finde, sind die Bissspuren an seinen Armen.“ Leicht beugte er sich zu ihr vor und senkte seine Stimme. „Das war kein Tier. Es sieht nach Menschenabdrücken aus, auch wenn die Zähne angespitzt gewesen sein müssen.“ Seufzend lehnte er sich zurück und zwickte sich ins Nasenbein. „Ein paar Tage muss er hier bleiben, bis er sich von den Verletzungen erholt hat, aber ich denke in einer Woche kann er wieder nach Hause.“ Müde schüttelte der Arzt den Kopf. „Die Woche um den Vollmond ist immer die Schlimmste! Als ob alle Verrückten nur auf diese Zeit gewartet hätten.“ Er erhob sich und begleitete sie zur Tür.
Aurora hatte bis jetzt geschwiegen. Sie hatte aufgeatmet, als sie erfahren hatte, dass Markus keine allzu schweren Verletzungen davongetragen hatte. Doch jetzt blickte sie den Arzt fragend an. „Kann ich ihn sehen?“
Der Arzt nicke. „Aber nur kurz!“ Er führte sie in ein schwach beleuchtetes Zimmer, dessen Tür offen stand. Markus war der Einzige in dem Raum. Sein ganzer Körper schien einbandagiert zu sein. Er war an mehrere Monitore angeschlossen, die leise piepende Geräusche von sich gaben. Erschrocken drehte Aurora sich zu dem Arzt um.
„Keine Angst, das sind reine Vorsichtsmaßnahmen. Wir messen seine Herzfrequenz und seine Hirnströme. Sollten wir eine Verletzung übersehen haben, werden es uns die Maschinen verraten. Sie haben fünf Minuten, dann müssen Sie gehen.“
Sie nickte ihm zu. „Danke, Dr. Mortensen!“ Langsam trat sie an Markus Bett und griff vorsichtig nach seiner Hand. An seinem Arm hing ein Schlauch, der mit einem Blutbeutel verbunden war. Kurz musste sie die Augen schließen und tief durchatmen. Kalter Schweiß legte sich auf ihre Haut und sie kämpfte gegen die Übelkeit, die langsam in ihr aufstieg. Vor ihren Augen sah sie wieder die große Blutlache, die sich unter Markus ausgebreitet hatte.
Sanft strich sie über das geschwollene Gesicht ihres Bruders, das sicher bald in allen Regenbogenfarben schillern würde. Er sah so friedlich aus. Aurora fühlte sich für seinen Zustand verantwortlich. Hätte sie ihm früher von den Vampiren erzählt und von dem Überfall auf sie, dann müsste er jetzt nicht hier liegen. Hätte sie sich nicht mit ihm gestritten, wäre er von den Vampiren vielleicht nicht überrascht worden.
Eine Schwester kam leise ins Zimmer und schaute kurz auf die Monitore. Die Frau warf Aurora einen strengen Blick zu und ging. Ihrem Bruder konnte sie heute Nacht nicht mehr helfen.
Als sie in ihrem Auto saß, stutzte sie. Wohin sollte sie fahren? Sie konnte unmöglich jetzt nach Hause. Nicht nach dem, was mit Markus passiert war, während sie Tür an Tür mit einem Vampir wohnte.
Sie schaltete ihr Navigationsgerät an. Ihr fiel nur ein Platz ein, an dem sie sicher war.
Der Mönch starrte verwirrt durch die Klappe, als Aurora um ein Uhr nachts gegen das Eingangstor des Klosters hämmerte.
„Bitte, ich muss dringend mit Bruder Michael reden!“ Wahrscheinlich hatten Vampire keine Probleme mit der Kirche, aber hier waren wenigstens Menschen. In ihrer kleinen Wohnung wartete niemand auf sie.
Die Tür wurde geöffnet und sie durfte das Kloster betreten. Offensichtlich hatte der Mönch Mitleid mit ihr. Er deutete ihr ihm zu folgen. Sie gingen zum Garten und den beleuchteten, überdachten Rundgang entlang. Vor einer großen Holztür blieben sie stehen.
„Sie können in der Kapelle warten. Ich wecke Bruder Michael.“ Damit wandte er sich ab und ließ sie unter einer kleinen Lampe im Gang allein. Erschöpft lehnte sie sich an eine der Steinsäulen und blickte auf den schwach beleuchteten Garten. Vor ein paar Stunden hatte sie hier noch mit dem Mönch gesessen und ihn gebeten, ihrem Bruder nichts zu sagen. Aurora schüttelte den Kopf, um die Gedanken daraus zu vertreiben. Sobald Markus wach war, würde sie ihm die Wahrheit erzählen.
Der kalte Nachtwind streifte ihr Gesicht und ließ sie erschauern. Zitternd strich sie sich über die Arme. Es war wohl wirklich besser, in der Kapelle auf Bruder Michael zu warten. Sie war nie besonders gläubig gewesen, aber das Haus würde deshalb sicher nicht gleich über ihr zusammen brechen. Tief atmete sie durch und betrat den kleinen Gebetsraum.
Alles war in dämmriges goldenes Licht getaucht, das ein großer Kristallleuchter an der Decke aussandte. Langsam schaute sie sich um. Die Kapelle war klein, aber mit Gold geschmückt, wie es bei den Katholiken üblich war. Der Altar mit dem goldenen Kreuz war prunkvoll bemalt und zeigte Jesus und seine Jünger im Himmel. Bedächtig ging sie zwischen den Holzbänken entlang, um das Bild besser betrachten zu können. Links an der Seite entdeckte sie einen Beichtstuhl. Dass man so etwas in einem Kloster brauchte, hätte sie nicht gedacht. Aber Mönche waren wohl auch nur Menschen. Gegenüber vom Beichtstuhl, direkt auf der anderen Seite der Kapelle, gab es einen kleinen Seitenaltar für die Jungfrau Maria. Eine kleine goldene Statue von ihr, mit dem Kind auf dem Arm, war dort aufgestellt worden.
Aurora setzte sich auf eine der Bänke vor dem Altar und betrachtete lange die Marienfigur. Die Ruhe hier wirkte sich langsam auf ihr Inneres aus. Sie lehnte sich gegen die Rückenlehne der Vorderbank und ließ ihren Kopf auf ihren aufgestützten Arm sinken.
Als Bruder Michael die Kapelle betrat, war sie fast eingeschlafen. Eine leichte Berührung an der Schulter brachte sie in die Realität zurück. Sofort erzählte sie ihm alles, was an diesem Abend passiert war. Auch von Eric berichtete sie ihm. Wie er sie gestern Abend verarztet und sie heute herausgefunden hatte, dass er ein Vampir war. Bruder Michael hörte sich ihre Geschichte genau an und stellte ein paar Zwischenfragen, dann wiegte er lange den Kopf, während Aurora ihn erwartungsvoll anstarrte.
„Ich glaube, vor deinem Nachbarn hast du nichts zu befürchten, sonst hätte er dich schon längst umgebracht. Offensichtlich wusste er, wer du bist. Es gibt inzwischen Vampire, die sich von Blutkonserven ernähren und sich in unsere Gesellschaft integriert haben. Offenbar gehört er zu dieser Sorte, denn sonst hätte er deiner blutenden Wunde nicht widerstehen können.“ Er stand auf. „Aber heute Nacht kannst du trotzdem hier schlafen.“ Aurora runzelte die Stirn. Eine Frau in einem Männerkloster? „Du bist schon müde und ich werde dich so nicht nach Hause fahren lassen. Komm mit! Wir haben immer eine freie Zelle für Besucher.“ Damit verstieß sie sicher gegen alle Konventionen. Er brachte sie zu einem kleinen Zimmer in der Nähe des Eingangs. Eine kleine runde Lampe an der Decke erhellte die Zelle mit schwachem Licht. Ein Bett, ein Tisch und ein Stuhl befanden sich in dem Raum. Direkt unter der Zimmerdecke gab es ein kleines vergittertes Fenster.
Skeptisch blickte Aurora den Mönch an. „Aber das geht nicht. Ich bin eine Frau!“
„Natürlich geht das. Schließlich ist das Zimmer extra für Hilfesuchende gedacht, und das bist du. Gleich nebenan ist ein kleiner Waschraum. Ruh dich erst einmal aus.“ Er nickte ihr zu und ließ sie allein in den kahlen Wänden. Seufzend setzte sie sich auf das Bett und holte das Tagebuch ihrer Großmutter heraus, das sie immer noch in ihrer Tasche trug. Sie fühlte sich viel zu aufgekratzt, um schlafen zu können.
13. April 1936
Vampire! Sie existieren wirklich! Und jetzt ist es meine Aufgabe sie zu bekämpfen.
Als meine Großmutter mir als kleinem Kind die Geschichten über die Gestalten der Nacht erzählte, dachte ich, es sind nur Warnungen, um bei Anbruch der Dunkelheit wieder zu Hause zu sein. Als mein Vater anfing, meinem Bruder und mir Kampfunterricht zu erteilen, dachte ich, dass es zur Verteidigung vor Dieben war.
Doch heute Nacht hat sich alles geändert. Bei Einbruch der Dämmerung sprang Vater auf und schrie irgendetwas davon, dass sie kommen würden. Er schickte Mutter und Großmutter in den Keller und drückte meinem Bruder und mir ein Schwert in die Hand. Dann kamen sie. Dunkle Gestalten mit rot glühenden Augen brachen die Haustür auf und sprangen durch die Fenster. Ich versuchte mich an Vaters Worte zu halten und schlug ihnen die Köpfe ab. Sofort zerfielen sie zu Staub und andere traten an ihre Stelle. Ich dachte der Überfall würde nie aufhören. Wir waren ihnen zahlenmäßig unterlegen, doch wir konnten sie besiegen.
Aber um welchen Preis? Vater hat eine schwere Wunde am Bein davongetragen. Es kann sein, dass es ihm abgenommen wird, doch noch schlimmer steht es um meinen Bruder Mikhail. Die Vampire haben ihm eine schlimme Bauchwunde verpasst. Seit Stunden liegt er mit Fieberträumen im Bett. Es ist ein Wunder, dass ich mit ein paar leichten Bissen und Schnittwunden davongekommen bin. Vater schaut immer wieder besorgt auf sein Medaillon, als könnte es ihm einen guten Rat erteilen, während wir anderen auf die Fenster starren und die ersten Sonnenstrahlen erhoffen.
Sobald es dämmert, werde ich ins Dorf reiten und den Arzt holen, doch ich weiß nicht, ob Mikhail noch so lange durchhalten wird…
Benebelt schlug Aurora die Augen auf und blinzelte in ihre Umgebung. Es dauerte einige Minuten bis sie begriff, wo sie war. Während sie gelesen hatte, war sie wohl eingeschlafen. Kein Wunder, dass sie ihren Parka noch immer trug. Sie klappte das Tagebuch ihrer Großmutter zu und steckte es in die Tasche. Durch das Fenster fiel helles Licht ins Zimmer. Wie spät war es denn nur? Ein Blick auf die Uhr ließ sie hochfahren: elf Uhr mittags. Wie gut, dass sie an diesem Samstag frei hatte. Ansonsten wäre sie jetzt zu spät zur Arbeit gewesen.
Sie kämmte sich mit den Fingern durch die Haare, steckte sich einen Pfefferminzkaugummi in den Mund und strich sich die halbdurchsichtige schwarze Bluse und die schwarze Stoffhose glatt. Es war Zeit nach Hause zu gehen. Als Erstes musste sie ihrer Mutter beichten, dass Markus im Krankenhaus lag. Dann musste sie ihn besuchen und ihm alles über die Vampire erzählen. Sie seufzte. Auf keine dieser beiden Dinge freute sie sich sonderlich, aber sie hatte keine Wahl.
Vorsichtig lugte sie in den Gang. Es war keiner zu sehen. Schnell schnappte sie sich ihre Tasche und ging möglichst lautlos zum Eingang. Natürlich erhob sich der wachhabende Mönch von seinem Stuhl und stellte sich neben die Tür, als sie angelaufen kam. An ihn hatte sie gar nicht gedacht. Sie hatte gehofft, unentdeckt zu entkommen. Schließlich wusste sie nicht, wie viel Ärger sich Bruder Michael eingehandelt hatte, als er sie im Kloster übernachten ließ.
Verzweifelt suchte sie nach einer Ausrede, doch in ihrem Kopf wirbelten so viele andere Sachen herum, dass ihr nichts einfiel. „Ähm, guten Morgen. Könnte ich mit Bruder Michael sprechen?“
„Er ist beim Mittagsgebet. Aber Sie können im Warteraum bleiben, bis er Zeit hat.“ Er deutete auf das Zimmer, in dem sie gestern schon einmal gesessen hatte.
Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Nein. Ich gehe lieber. Sagen Sie ihm bitte danke!“ Der Mönch nickte ihr zu und hielt ihr die Eingangspforte auf. Schnell lief sie zu ihrem Auto, das vor dem Kloster parkte, und fuhr mit quietschenden Reifen davon.