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Lernen durch Begreifen
ОглавлениеDas Spannende auf unserer Junge-Tüftler-Reise war, dass wir uns unsere Konzepte und Formate nicht etwa aus einer pädagogischen Sicht überlegt haben, sondern eher aus der Perspektive der sogenannten Nutzerzentriertheit. Wir haben bereits einige Erfahrung in Medien- und Design-Fragen gesammelt. Dabei geht es uns immer darum, wie wir in Menschen ein Interesse für unsere Inhalte wecken können und wie wir sie begeistert halten können. Man nennt das auch Experiencedesign. Oberstes Ziel für unsere Workshops war, dass Kinder freudvolle Erfahrungen machen und gerne Technologien und Tüftel-Materialien nutzten. Dafür spielt z. B. die Einrichtung des Tüftel-Raumes eine große Rolle, aber auch, wie wir mit den Kindern sprechen und sie aktivieren.
Unsere Ansätze, die wir heute als unsere Kernwerte definieren, lehnen sich hauptsächlich an Maria Montessori und Seymour Papert an. Auch John Dewey und Jean Piaget haben uns beeinflusst. Von ihnen haben wir die für uns wichtigsten pädagogischen Ansätze für unsere Formate zusammengetragen.
Info Maria Montessori
Die Montessoripädagogik ist sehr umfassend und bereits Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. Dennoch hat sie bis heute nicht an Relevanz und Richtigkeit verloren. Maria Montessori ging davon aus, dass jedes Kind eine natürliche Freude am Lernen hat, weil es in der menschlichen Natur liegt, am Leben (der Erwachsenen) teilhaben zu wollen. Dabei wird dem Kind eine große Achtung entgegengebracht und das Kind übernimmt selbst Verantwortung für seinen individuellen Lernprozess. Dies bedeutet, dass auch das Tempo und die Themenschwerpunkte vom Kind selbst gewählt werden. Montessori prägte das Leitbild: „Hilf mir, es selbst zu tun.“
Der oder die Lehrende ist in ihrem Ansatz nicht die Person, die das Wissen übergibt, sondern vielmehr eine Begleitperson, die das Kind im Lernprozess unterstützt und sich oft auch selbst neues Wissen aneignen muss, weil Kinder auf ganz unerwartete Fragen und Ideen kommen.
Genauso spielt die Atmosphäre des Tüftel-Raums und die Sinneserfahrung dort eine wichtige Rolle. Ein sicherer, ansprechender Ort und Materialien mit Aufforderungscharakter sind dabei wichtig, um dem Kind Sicherheit zu geben, genauso aber, es zu motivieren, alles zu entdecken. Dies passiert hauptsächlich durch selbst gesteuerte Arbeit am Thema und führt zu einer ausgeglichenen Persönlichkeit, bei der die natürliche Lust am Lernen gefördert und erhalten bleibt.
Info Seymour Papert
Seymour Papert prägte hauptsächlich den Ansatz des Konstruktionismus. Dabei geht es darum, dass wir durch aktives Tun Wissen selbst erleben und aufbauen und nicht einfach Wissen „eingetrichtert“ bekommen. Bereits in den 1960er-Jahren hat Papert Konzepte vorgestellt, wie Kinder mithilfe von Computern kreativ und innovativ lernen können. Mit seinen Ansätzen war er Gründungsmitglied des MIT Media Lab, welches unter anderem auch die Lifelong Kindergarten Group hervorgebracht hat.
Papert vertrat die These, dass sich die Welt radikal gewandelt und Schule sich diesem Wandel nicht angepasst hat. Demnach habe Schule die Tendenz, Kinder zu unselbstständigen Menschen zu machen. Er plädierte dafür, nicht auf ein von der Lehrperson definiertes Ziel hinzulernen, sondern sich selbst Wissen zu erobern und anzueignen.