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Der Tüftel-Instinkt: angeboren, verlernt und neu trainiert

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In unseren Workshops sind wir beeindruckt davon, wie schnell und geschickt sich Kinder selbst ihre eigenen Zugänge zu technischen Geräten oder neuen Materialien schaffen. Ganz unbedarft und ohne jegliche Vorerfahrung greifen sie zu den Dingen, die sie am meisten ansprechen, erkunden und testen sie. Sie probieren aus, wie sich die gegebenen Werkzeuge und Materialien dafür eignen, ihre Idee voranzubringen, und entwickeln ihre Ergebnisse kontinuierlich weiter, indem sie Materialien kombinieren und Funktionsweisen erfahren.

Schnell haben wir gemerkt: Das ist keine Ausnahme, sondern die Regel! Kinder haben ganz selbstverständlich die Fähigkeit, sich mit neuen Technologien vertraut zu machen, und lernen blitzschnell. Ganz anders sieht es oft in Workshops mit Erwachsenen aus.

Wann genau ist der Zeitpunkt im Leben, an dem wir diese wunderbare Gabe des sorglosen Experimentierens und Spielens verlieren – und wie können wir sie wiedererlangen? Es gibt nicht den einen Moment, in dem wir unseren Entdeckergeist oder unsere Neugierde verlernen. Aber es ist zu beobachten, dass im Erwachsenenalter diese innere Antriebskraft viel seltener auftritt. Dies liegt daran, dass sie über die Jahre hinweg, in der Schule nämlich, abtrainiert wurde. Habt ihr in der Schule mit dem ganzen Körper, also mit Kopf, Herz und Hand gelernt? Wir eher nicht – sondern eigentlich nur mit dem Kopf.


Das Ziel, das die Schule verfolgt, ist es, zu einem gewissen Moment erlernte Inhalte präzise zu reproduzieren. Es geht weniger darum, alternative Lösungswege zu entwickeln, zu interpretieren oder Kenntnisse neu miteinander zu verbinden. Diese Fertigkeiten werden in der Schule kaum wertgeschätzt und gefragt. Das wäre in vielen Fällen nämlich für eine einzelne Lehrperson mit 30 Kindern auch viel zu schwer zu managen und zu benoten. Sie kann noch so motiviert an den Unterricht herangehen, die Rahmenparameter in dem System Schule sind einfach denkbar ungünstig für positives und aktives Lernen. Hat Schule bei euch die Lust am Lernen, das Wissenwollen gefördert?

Natürlich gibt es eine Daseinsberechtigung für Frontalunterricht, eben in den Momenten, wenn man etwas Schwieriges erklärt bekommen will.6 Einen Youtube-Clip anzuschauen, um sich zu erinnern, was noch mal ein Kurzschluss war, würden wir in diesem Kontext übrigens auch als Frontalunterricht einordnen. Aber um Wissen wirklich zu verinnerlichen und anwendbar zu machen, im besten Fall etwas kreatives Neues entstehen zu lassen, braucht es Interaktion und Kontext. Wir nennen das projektbasiertes Lernen oder neudeutsch Challenge-based Learning. Dabei sind uns besonders Kreativität, Kommunikation, kritisches Denken und Kooperation wichtig.

1.Kreatives Denken und Handeln: die Fähigkeit, wenn ihr auf Probleme stoßt, neue Lösungen zu erdenken. Ideen zu erarbeiten, die einen neuen Weg aufzeigen, und diesen dann auch auszuprobieren.

2.Kooperation: Gute Ideen gemeinsam wachsen zu lassen; das geht nur so. Sich auch der Kritik zu stellen und diese ernst zu nehmen. Auf Ideen anderer aufzubauen.

3.Kritisches Denken: nicht einfach nur Gehörtes und Gelerntes als gegeben zu akzeptieren, sondern selbst genau hinzusehen und den Mut zu haben, Bestehendes zu hinterfragen und ggf. neu zu definieren

4.Kommunikation: Alle oben genannten Punkte können nur durch eine gewisse Kommunikationskompetenz mit Leben gefüllt werden. Was hilft die beste Idee, wenn ich niemanden dafür begeistern kann? Was hilft ein Team, wenn die Mitglieder nicht konstruktiv miteinander sprechen können? Was hilft ein scharfer Geist, wenn Kritik nicht wohlwollend und lösungsorientiert angesprochen werden kann?

Das Spannende ist ja, dass jedes Kind ganz natürlich beim Spiel intrinsisch motiviert ist zu lernen und sich im Prozess des Projektes, das ihr umsetzen wollt, Wissen aneignet. Wie können wir diese Neugier also möglichst lange am Leben halten? Ihr könnt einen ersten Schritt machen, indem ihr zu Hause die Wissensaneignung mit euren Kindern in einen spannenden Kontext setzt. Erlebt gemeinsam, was es bedeutet, sich einer neuen Herausforderung zu stellen, sprecht mit euren Kindern gezielt darüber, was sie im Projekt anwenden, lernen oder verändern mussten, um ans Ziel zu kommen. Dies hilft euch, gemeinsam zu reflektieren, was ihr alles gelernt habt.


Diese Grafik7 zeigt, wie Wissen aufgebaut und verstetigt wird. Sprecht über eure Erfahrungen, Frustrationen und Erfolge.

Gemeinsam tüfteln statt einsam glotzen

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