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Оглавление|25|Vorwort zum 19. Buch
Das neunzehnte Buch enthält Folgendes: Die Taten der Karthager in Afrika, die sie unter Anno Sabellus vollbrachten, und die in Sizilien, als sie Selinunt, Akragas, Kamarina und Gela einnahmen. In diesem Krieg bemächtigte sich der Syrakusaner Dionysios der Königsherrschaft über Sizilien. Der Krieg, den die Punier unter Himilko gegen Dionysios führten, wobei Himilko bei der Belagerung von Syrakus das Heer und die Flotte verlor.
Buch 19
1 (1) Der karthagische Feldherr Mago führte als Allererster militärische Zucht und Ordnung ein und begründete dadurch die punische Herrschaft. Anschließend stärkte er die Macht des Staates nicht weniger durch die Kunst der Kriegführung als durch seine persönlichen Verdienste. Als er starb, hinterließ er zwei Söhne: Hasdrubal und Hamilkar22. (2) Sie traten in die Fußstapfen ihres verdienstvollen Vaters und wurden so dem Stammbaum wie auch der Bedeutung nach seine Nachfolger. (3) Unter ihrer Führung begann man einen Krieg gegen Sardinien; auch gegen die Afrer kämpfte man, weil sie die seit vielen Jahren fällige Grundsteuer für die Stadt einforderten. (4) In dieser Angelegenheit waren aber die Afrer mehr im Recht und wurden dementsprechend auch mehr vom Schicksal begünstigt. (5) Und so beendete man den Krieg gegen sie durch eine Geldzahlung und nicht durch Waffengewalt. (6) In Sardinien wiederum wurde Hasdrubal schwer verwundet und starb, nachdem er das Kommando seinem Bruder Hamilkar übertragen hatte. (7) Sein Tod war ein bedeutsames Ereignis, zum einen wegen der Trauer der Bürgerschaft, zum anderen wegen der Tatsache, dass Hasdrubal elf Mal die Diktatur bekleidet und vier Mal einen Triumph gefeiert hatte. (8) Der Mut der Feinde wuchs, als wären zusammen mit dem Anführer auch die Kräfte der Punier vernichtet. (9) Deshalb wandten sich die sizilischen Völker wegen der ständigen Übergriffe der Karthager an Leonidas, den Bruder des Spartanerkönigs, und so entstand ein schwerer Krieg, in dem man lange mit wechselndem Erfolg kämpfte. (10) Währenddessen kamen Gesandte des Perserkönigs Dareios nach Karthago und brachten eine Verfügung, in der den Puniern verboten wurde, Menschenopfer darzubringen und Hundefleisch zu essen.23 (11) Der König befahl ihnen außerdem, die Toten zu verbrennen, anstatt sie in der Erde zu bestatten. (12) Zugleich forderten die Gesandten Hilfstruppen gegen Griechenland, gegen das Dareios einen Krieg beginnen wollte.24 (13) Doch die Karthager weigerten sich, Hilfstruppen zu stellen, weil sie beständig mit ihren Grenznachbarn im Krieg lagen. Den anderen Anordnungen leisteten sie dagegen bereitwillig Folge, um sich nicht in allen Belangen widerspenstig zu zeigen.
|27|2 (1) Unterdessen wurde Hamilkar im Krieg gegen Sizilien getötet. Er hinterließ drei Söhne: Himilko, Hanno und Gisgon. (2) Auch Hasdrubal hatte ebenso viele Söhne: Hannibal, Hasdrubal und Sapho. (3) Sie regierten in dieser Zeit den karthagischen Staat. (4) Nun begann man einen Krieg gegen die Mauren25, kämpfte gegen die Numider26 und zwang die Afrer dazu, den Karthagern die Abgaben für die Gründung ihrer Stadt zu erlassen. (5) Als dann diese so mächtige Familie von Befehlshabern zu einer Belastung für die freie Bürgerschaft wurde und diese Männer alle Entscheidungen und Urteile selbst fällten, wählte man aus der Gruppe der Ratsherren 100 Richter. (6) Diese sollten von den Feldherren nach deren Rückkehr aus dem Krieg Rechenschaft über ihre Taten fordern, damit die Feldherren aus Furcht davor das Kommando im Feld nur so führten, dass das in der Heimat geltende Recht und Gesetz gewahrt blieb. (7) In Sizilien trat der Feldherr Himilko27 an Hamilkars Stelle. Nachdem er im Krieg zur See und im Feld erfolgreiche Schlachten geschlagen und viele Gemeinden eingenommen hatte,28 verlor er plötzlich durch den Einfluss eines unheilvollen Gestirns sein Heer. (8) Als das in Karthago gemeldet wurde, war die Bürgerschaft voller Trauer. Überall hallten Wehklagen, geradeso als wäre die Stadt selbst erobert worden. (9) Die Privathäuser und die Tempel der Götter wurden geschlossen, alle Kulthandlungen ausgesetzt und alle privaten Geschäfte eingestellt. (10) Alle Einwohner versammelten sich dann im Hafen und stellten bei den wenigen Überlebenden des Unglücks, die von Bord der Schiffe gingen, Nachforschungen über ihre Angehörigen an. (11) Zuerst herrschten noch zweifelhafte Hoffnung, angespannte Furcht und die nur unbestimmte Vermutung, ein Familienmitglied verloren zu haben. Sobald aber den Unglücklichen das Schicksal ihrer Angehörigen bekannt wurde, konnte man am ganzen Strand das Schluchzen der Trauernden wie auch die Aufschreie und tränenreichen Wehklagen der unglücklichen Mütter hören.
3 (1) Währenddessen verließ der hilflose Feldherr, bekleidet mit dem schmutzigen, ungegürteten Gewand eines Sklaven, sein Schiff, und die Scharen der Trauernden strömten zusammen, um ihn zu sehen. (2) Auch er selbst hob seine Arme zum Himmel und beweinte bald sein eigenes Los und bald das des Staates. (3) Dann klagte er die Götter an, dass sie ihm den herrlichen Kriegsruhm und die vielen glanzvollen Siege, die sie selbst verliehen hatten, wieder entrissen hätten. Nachdem die Karthager so viele Städte eingenommen und die Feinde so oft in einer Feld- oder Seeschlacht besiegt hätten, hätten nun die Götter das siegreiche Heer nicht durch einen Krieg, sondern durch eine Seuche ausgelöscht. (4) Dennoch könne er seinen Mitbürgern den nicht geringen Trost bringen, dass die Feinde sich an ihrem Unglück zwar weiden, nicht aber dessen rühmen könnten. (5) Denn sie könnten ja nicht behaupten, dass sie selbst die Toten erschlagen oder die Heimkehrenden in die Flucht getrieben hätten. (6) Die Beute, die sie aus dem verlassenen Lager der Karthager |29|mitgenommen hätten, sei keine, die sie wie eine Trophäe eines besiegten Feindes zur Schau stellen könnten, sondern allenfalls eine, die sie wie herrenloses Gut an sich genommen hätten, da mit dem zufälligen Tod der vormaligen Eigentümer deren Besitzanspruch erloschen sei. (7) Was die Feinde angehe, seien die Karthager als Sieger heimgekehrt; was die Seuche angehe, dagegen als Besiegte. (8) Doch nichts treffe ihn schwerer als die Tatsache, dass er nicht inmitten seiner tapferen Männer habe sterben können und auch nicht gerettet worden sei, um sich am Leben zu erfreuen, sondern nur, um ein Spielball des Unheils zu sein. (9) Nachdem er nun aber die armseligen Reste seiner Truppen nach Karthago zurückgeführt habe, werde auch er seinen Kameraden folgen (10) und dem Vaterland zeigen, dass er nicht deshalb bis zum heutigen Tag gelebt habe, weil er leben wolle, sondern allein deshalb, um die Männer, die von der schrecklichen Seuche verschont geblieben seien, nicht mitten unter den feindlichen Heeren zurückzulassen und durch seinen eigenen Tod preiszugeben. (11) Unter solchen Klagen betrat er die Stadt, und als er die Schwelle seines Hauses erreichte, entließ er gleichsam mit einer letzten Ansprache die Menge, die ihm gefolgt war. (12) Dann verriegelte er die Türen, ließ niemanden – nicht einmal seine Söhne – zu sich ein und gab sich den Tod.