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|63|Vorwort zum 23. Buch

Das dreiundzwanzigste Buch enthält Folgendes: Wie Agathokles nach der Unterwerfung Siziliens in Italien einen Krieg gegen die Bruttier begann. Im Anschluss sind die Ursprünge der Bruttier nachgetragen. Als der König alle unterworfen hatte, stürzten ihn sein enterbter Sohn und sein Enkel in einem Aufstand, und er kam dabei um. Dann brach zwischen seinen ausländischen Söldnern und den Siziliern ein Krieg aus, und das führte Pyrrhos, den König von Epeiros, nach Sizilien. Die Kriege, die Pyrrhus dort gegen die Punier und die Mamertiner führte. Als er von Sizilien nach Italien zurückkehrte, wurde er von den Römern in der Schlacht besiegt und kehrte nach Epeiros zurück.

Buch 23

1 (1) Nachdem Agathokles, der König von Sizilien, mit den Karthagern Frieden geschlossen hatte, unterwarf er mit Waffengewalt die Gruppe der Städte, die im Vertrauen auf ihre eigenen Kräfte von ihm abgefallen war. (2) Dann fühlte er sich von den engen Grenzen der Insel gewissermaßen eingeschränkt, obwohl er doch ganz zu Beginn nicht einmal hatte hoffen dürfen, auch nur einen Teil dieses Herrschaftsgebietes zu erlangen. Deshalb setzte er nach Italien über und folgte damit dem Beispiel des Dionysios, der viele italische Städte unterworfen hatte. (3) Agathokles’ erste Feinde waren nun die Bruttier79, denn sie galten damals als die Tapfersten und Reichsten, zugleich auch als Leute, die schnell zu Übergriffen auf ihre Grenznachbarn bereit waren. (4) Sie hatten nämlich viele Bürgerschaften, die von den Griechen gegründet worden waren, aus Italien vertrieben (5) und auch ihre eigenen Ahnherren, die Lukaner80, im Krieg besiegt und zu günstigen Bedingungen mit ihnen Frieden geschlossen. (6) Sie waren so kampfeslustig, dass sie sogar das Volk, von dem sie abstammten, nicht schonten. (7) Die Lukaner erzogen ihre Kinder nach denselben Regeln wie die Spartaner. (8) Denn von frühester Jugend an lebten sie in Wäldern unter Hirten, ohne dass Sklaven sie bedienten und ohne ein Gewand, das sie hätten anziehen oder auf das sie sich hätten legen können, damit sie sich von den ersten Lebensjahren auf fernab vom Stadtleben an Abhärtung und Sparsamkeit gewöhnten. (9) Ihre Nahrung war das, was sie auf der Jagd erbeuteten, ihr Trank entweder Milch oder Quellwasser. So wurden sie für die Entbehrungen im Krieg abgehärtet. (10) Zuerst unternahmen nun 50 dieser Jugendlichen regelmäßige Beutezüge auf die Felder ihrer Grenznachbarn; dann aber strömte eine größere Menge zusammen, ihre Zahl nahm zu, weil die Beute die Menschen anlockte, und so machten sie die ganze Gegend unsicher. (11) Als Dionysios, der Tyrann von Sizilien, deshalb von seinen Bundesgenossen mit Beschwerden bestürmt worden war, hatte er 600 Afrer geschickt, um die Lukaner in ihre Schranken zu |65|weisen. (12) Doch die Lukaner eroberten die Festung der Afrer, die eine Frau namens Bruttia an sie verraten hatte. Und als dort auf die Kunde von der Entstehung einer neuen Stadt Hirten zusammenkamen, gründeten sie eine Bürgerschaft und nannten sich nach der Frau Bruttier. (13) Ihren ersten Krieg führten die Bruttier gegen die Lukaner, ihre eigenen Ahnherren. (14) Dass sie dabei einen Sieg errangen, ermutigte sie, und so schlossen sie mit den Lukanern einen Frieden, bei dem sie gleichberechtigt waren. Anschließend unterwarfen sie die anderen Grenznachbarn mit Waffengewalt und gewannen innerhalb von kurzer Zeit so große Macht, dass sie sogar für Könige als gefährlich galten. (15) Als dann Alexandros, der König von Epeiros, zur Unterstützung der griechischen Gemeinden mit einem großen Heer nach Italien kam, wurde er mit all seinen Truppen von den Bruttiern vernichtet. (16) Dieser glückliche Erfolg stachelte ihre Kampfeslust an, und so versetzten sie lange Zeit ihre Grenznachbarn in Schrecken. (17) Schließlich wurde Agathokles um Hilfe angefleht und setzte in der Hoffnung, sein Reich vergrößern zu können, von Sizilien nach Italien über.

2 (1) Anfangs jagte die Kunde von seiner Ankunft den Bruttiern Furcht ein, und so schickten sie Gesandte zu ihm, die um ein Freundschaftsbündnis baten. (2) Agathokles lud sie zum Mahl ein, damit sie nicht sahen, wie sein Heer übersetzte. Dann beraumte er ihnen einen Termin für den folgenden Tag an, bestieg ein Schiff und hielt sie dadurch hin. (3) Aber diese Täuschung ging nicht glücklich aus, denn nach wenigen Tagen zwang ihn eine schlimme Krankheit, nach Sizilien zurückzukehren. (4) Diese Krankheit befiel den ganzen Körper, eine verderbliche Flüssigkeit wanderte durch alle Nerven und Gelenke, und Agathokles wurde gewissermaßen in einem Krieg bekämpft, den die einzelnen Glieder im Inneren seines Körpers ausfochten. (5) Weil keine Hoffnung mehr für ihn bestand, brach ein Krieg zwischen seinem Sohn und seinem Enkel aus, die beide seine Königsherrschaft beanspruchten, als wäre er bereits tot. Dabei wurde der Sohn ermordet, und der Enkel bemächtigte sich der Herrschaft. (6) Als nun die Sorge wegen der Krankheit und auch das Leiden selbst zunahmen und beide Übel sich gegenseitig verstärkten, da verzweifelte Agathokles. Deshalb ließ er seine Gattin Theoxene81 und die beiden kleinen Söhne, die er mit ihr hatte, mitsamt dem ganzen Geld, der Dienerschaft und dem königlichen Hausrat – davon besaß er mehr als jeder andere König – an Bord der Schiffe bringen und schickte sie nach Ägypten, woher seine Frau stammte. Denn er fürchtete, dass sie unter den Feindseligkeiten des Thronräubers zu leiden hätten. (7) Gleichwohl bat seine Frau lange darum, man möge sie nicht gewaltsam von dem Kranken losreißen, damit man ihre Abreise nicht mit dem Vatermord des Enkels in eine Reihe stellen könne und es dann so aussehe, als habe sie dadurch, dass sie ihren Mann verlassen habe, ebenso grausam gehandelt wie der Enkel, indem er seinen Großvater bekämpft habe. (8) Durch die Heirat sei sie mit Agathokles eine Gemeinschaft nicht nur für glückliche, sondern |67|für alle Zeiten eingegangen; und deshalb werde es sie gerne auch unter Gefahr für ihr eigenes Leben erkaufen, den letzten Hauch ihres Mannes aufzufangen und den Dienst der Bestattung, den nach ihrem Aufbruch niemand an ihrer Stelle übernehmen werde, mit der Ergebenheit vollziehen, die sie ihm als seine Gattin schuldig sei. (9) Bei der Abreise umarmten die kleinen Jungen ihren Vater unter kläglichen Schluchzern und hielten sich an ihm fest; auf der anderen Seite überschüttete die Gattin ihren Ehemann, den sie nicht wiedersehen sollte, mit Küssen. Und die Tränen des alten Mannes waren nicht weniger bemitleidenswert. (10) Die Kinder beweinten ihren sterbenden Vater und er seine verbannten Kinder; sie trauerten darüber, dass ihr Vater, ein kranker alter Mann, nach ihrer Abfahrt einsam sein würde, und er darüber, dass seine Kinder, die seit ihrer Geburt darauf hatten hoffen dürfen, einst die Königsherrschaft zu übernehmen, nun in Armut zurückblieben. (11) Inzwischen erfüllten die Klagen der Umstehenden über eine so grausame Trennung den ganzen Palast mit lautem Widerhall. (12) Endlich drängte die Zeit zum Aufbruch und machte den Tränen ein Ende; und unmittelbar nach der Abreise der Söhne trat der Tod des Königs ein. (13) Währenddessen hatten die Karthager von den Ereignissen auf Sizilien erfahren, und weil sie glaubten, dadurch sei ihnen die Gelegenheit gegeben, sich der ganzen Insel zu bemächtigen, setzten sie mit gewaltigen Streitkräften dorthin über und unterwarfen viele Städte.

3 (1) Zu dieser Zeit führte Pyrrhos Krieg gegen die Römer. (2) Ihn hatte – wie bereits erwähnt – Sizilien um Hilfe gebeten, und als er nun nach Syrakus kam, wurde er zum König von Sizilien wie auch von Epeiros ausgerufen. (3) Voll Freude über diese glücklichen Ereignisse wies er die Herrschaft über Sizilien seinem Sohn Helenos zu, als wäre sie dessen Erbe – denn die Mutter des Helenos war eine Tochter des Königs Agathokles –, die Herrschaft über Italien dagegen seinem Sohn Alexandros. (4) Danach schlug Pyrrhos viele erfolgreiche Schlachten gegen die Karthager. (5) Nach einiger Zeit kamen dann Gesandte von den italischen Bundesgenossen mit der Meldung, dass sie den Römern keinen Widerstand leisten könnten und sich ergeben müssten, wenn er ihnen nicht zu Hilfe komme. (6) Es beunruhigte Pyrrhos, dass nun auf zwei Seiten Gefahr drohte, und er war unschlüssig, was er tun oder wem er zuerst helfen sollte. Da er zu beiden Möglichkeiten geneigt war, überlegte er reiflich. (7) Denn wenn auf der einen Seite die Karthager und auf der anderen die Römer drohten, erschien es ihm gefährlich, das Heer nicht nach Italien überzusetzen, aber sogar noch gefährlicher, es aus Sizilien abzuziehen; dadurch, so fürchtete er, würde er nämlich entweder die eine Gruppe verlieren, weil er ihr keine Hilfe gebracht hätte, oder aber die andere, weil er sie im Stich gelassen hätte. (8) Den sichersten Hafen in dieser Flut von Gefahren bot ihm – so glaubte er – von all seinen Plänen nur der folgende: Mit allen Kräften in Sizilien um die Entscheidung zu kämpfen und nach der Niederwerfung der Karthager das siegreiche Heer nach |69|Italien überzusetzen. (9) Daher begann er eine Schlacht und war Sieger, doch weil er trotzdem aus Sizilien abzog, sah es so aus, als wäre er wie ein Besiegter auf der Flucht. (10) Deshalb fielen die Bundesgenossen von ihm ab, und so war die Geschwindigkeit, mit der er die Herrschaft über Sizilien verlor, ebenso groß wie die Leichtigkeit, mit der sie erworben hatte. (11) Aber auch in Italien hatte er kein größeres Glück und kehrte deshalb nach Epeiros zurück.82 Der erstaunliche Ausgang beider Unternehmungen war beispielhaft: (12) Denn wie zuvor das Glück jedes Vorhaben des Pyrrhos hatte so verlaufen lassen, dass seine kühnsten Wünsche noch übertroffen wurden, und ihm die Herrschaft über Italien wie auch über Sizilien und so viele Siege über die Römer verliehen hatte, ebenso riss jetzt das Unglück, als wollte es die menschliche Vergänglichkeit aufzeigen, das nieder, was es aufgehäuft hatte. Denn es fügte dem Verlust von Sizilien noch einen Schiffbruch zur See, einen schimpflichen Kampf gegen die Römer und einen schmählichen Abzug aus Italien hinzu.

4 (1) Nach dem Abzug des Pyrrhos aus Sizilien wurde Hieron83 zum leitenden Beamten gewählt. (2) Er verhielt sich so maßvoll, dass er unter der einhelligen Zustimmung aller Gemeinden zuerst zum Feldherrn gegen die Karthager und dann zum König gewählt wurde. (3) Auf diese künftige Herrscherwürde deutete schon seine Erziehung im Kindesalter gewissermaßen voraus. (4) Denn sein Vater war Hierokleitos, ein Adliger, dessen Abstammung auf Gelon84 zurückging, der vor langer Zeit als Tyrann über Sizilien geherrscht hatte. (5) Dagegen war Hierons Abkunft mütterlicherseits niedrig und sogar beschämend. (6) Er war nämlich von einer Dienerin geboren und deswegen von seinem Vater ausgesetzt worden, so als ob er eine Schande für sein Geschlecht wäre. (7) Doch während der Kleine nun ohne jede menschliche Hilfe dalag, häuften Bienen Honig rings um ihn auf und ernährten ihn damit viele Tage. (8) Deshalb prophezeiten Wahrsager, dem Kind werde eine Königsherrschaft angekündigt. Auf die Weisung dieses Spruches hin nahm der Vater den Kleinen wieder auf und erzog ihn mit allem Eifer dazu, die ihm verheißene Herrscherwürde zu erwarten. (9) Während Hieron nun in der Schule mit Gleichaltrigen lernte, erschien plötzlich in der Schar der Knaben ein Wolf und entriss ihm die Schreibtafel. (10) Und als Hieron im Jugendalter an seinen ersten Kriegen teilnahm, ließen sich ein Adler auf seinem Schild und ein Käuzchen auf seiner Lanze nieder. (11) Dieses Vorzeichen deutete an, dass er ein besonnener Ratgeber, ein tapferer Kämpfer und ein König sein werde. (12) Schließlich kämpfte er oft gegen Männer, die ihn herausforderten, und errang dabei stets den Sieg. (13) König Pyrrhos verlieh ihm viele militärische Auszeichnungen. (14) Hieron war auffallend schön und besaß für einen Menschen erstaunliche Kräfte. (15) Im Gespräch war er gewinnend, im Handeln gerecht und in der Ausübung seines Kommandos maßvoll, sodass ihm nichts zu fehlen schien, was zu einem König gehört – mit Ausnahme eines Königreiches.

Römische Weltgeschichte

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