Читать книгу Ego-State-Therapie bei Traumafolgestörungen - Kai Fritzsche - Страница 24

2.4.3Diagnosekonzeption nach Dell (2001)

Оглавление

Dell schlug bereits 2001 eine benutzerfreundliche Diagnosestellung vor, in der sich das gesamte Spektrum dissoziativer Störungen aus ICD-10 und DSM-IV widerspiegelt (Gast 2004, S. 34 ff.). Er unterscheidet zwischen einfachen und komplexen dissoziativen Störungen. Einfache dissoziative Störungen zeigen Symptome von Amnesie, Depersonalisation, Derealisation, Fugue, Trancezuständen, Flashback-Erleben sowie pseudoneurologische und somatoforme Symptome, häufig auch in kombinierter Form (Kriterium A). Komplexe dissoziative Störungen weisen zusätzlich eine Mitbeteiligung des Identitäts- und Selbstempfindens auf. Dabei liegen zwei oder mehr unterschiedliche Identitäten bzw. Persönlichkeits- oder Selbstzustände vor, die wiederholt die Kontrolle über das Verhalten der Person übernehmen und entweder teilabgespalten (Kriterium B) oder vollabgespalten (Kriterium C) erlebt werden. Die Übersicht in Tab. 6 zeigt den Kriterienkatalog für dissoziative Störungen nach Dell.

Kriterienkatalog für komplexe dissoziative Störungen nach Dell
A.Kriterien für ein durchgehendes Muster dissoziativen Funktionierens
•Gedächtnisprobleme, teilweise schwere Amnesien für autobiografisches Material •Depersonalisation •Derealisation •Flashback-Erleben, Alters-Regression •somatoforme Dissoziation (somatoforme/pseudoneurologische Symptome) •Trancezustände
B.Kriterien für subjektiv erlebte Manifestation z. T. abgespaltener Selbstzustände
•Hören von Kinderstimmen im Kopf •interne Dialoge oder Streitereien •die Person quälende innere Stimmen •teilweise dissoziierte (zeitweise als nicht zu sich gehörig erlebte) Sprache •teildissoziierte Gedanken •teildissoziierte Gefühle •teilweise dissoziiertes Verhalten •zeitweise nicht zu sich gehörig erlebte Fertigkeiten oder Fähigkeiten •irritierende Erfahrungen von verändertem Ich-Erleben •Verunsicherung über das eigene Ich •nicht zu sich gehörig erlebte, aber erinnerbare teilabgespaltene Selbstzustände, mit denen der Therapeut in Kontakt tritt
C.Kriterien für objektive und subjektive Manifestationen vollständig abgespaltener Selbstzustände
•krasse Diskontinuität im Zeiterleben (Zeit verlieren, »Herauskommen«, Fugue-Episoden) •von anderen Menschen beobachtetes Verhalten, an das man sich nicht erinnern kann •Finden von Sachen in seinem Besitz, an deren Erwerb man sich nicht erinnern kann •evidente Anzeichen für kürzlich erfolgtes Verhalten, an das man sich nicht erinnern kann •Entdecken von Selbstverletzungen oder Suizidversuchen, an die man sich nicht erinnern kann

Tab. 6: Kriterienkatalog für komplexe dissoziative Störungen nach Dell (Gast 2004, S. 34)

Dell (2001) gibt folgende Entscheidungsempfehlungen für die Klassifizierung:

1)»Einfache dissoziative Störung« – mindestens vier Symptome der A-Kriterien, keine Symptome der B- und C-Kriterien sind erfüllt.

2)»Vollbild einer komplexen dissoziativen Störung im Sinne einer dissoziativen Identitätsstörung« – mindestens vier Symptome der A-Kriterien, sechs der B-Kriterien und zwei der C-Kriterien sind erfüllt.

3)»Teilbild der komplexen dissoziativen Störung« (nicht näher bezeichnete dissoziative Störung) – mindestens vier Symptome der A-Kriterien, sechs der B-Kriterien und keine der C-Kriterien sind erfüllt.

Ego-State-Therapie bei Traumafolgestörungen

Подняться наверх