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2.6.5Verarbeitungswege

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In der Betrachtung der verschiedenen Erlebensebenen deutete sich bereits die Rolle der Verarbeitungswege an. Es werden die Top-down-Verarbeitung und die Bottom-up-Verarbeitung unterschieden. Vereinfacht ausgedrückt ließe sich einerseits von einer Verarbeitung »von oben nach unten« und andererseits von der »von unten nach oben« sprechen. Folgt man dieser Unterscheidung, ließen sich die verschiedenen Verfahren jeweils diesen beiden Verarbeitungswegen zuordnen. Die kognitiven, psychodynamischen und systemischen Verfahren gehen den Weg »von oben nach unten«, sie setzen auf das Bewusstsein, das Denken, die Einsicht, das Erkennen sowie die Modifikation von Überzeugungen und Beziehungen. Die körperorientierten Verfahren gehen den Weg »von unten nach oben« und setzen auf die Wirkung veränderter physiologischer Prozesse, welche in Zusammenhang mit Traumatisierungen maßgeblich sind. Viele Verfahren und Interventionen ließen sich nun auf diese Art zuordnen. Bei manchen Verfahren wird es jedoch etwas schwieriger. Die Hypnotherapie nach Milton Erickson, deren zentrales Element die Nutzung des Unbewussten als unbegrenzt ressourcenreiche Instanz ist, könnte sich je nach der vorliegenden Konzeption des Unbewussten beiden Wegen anschließen. Das Unbewusste wird meist mit tief oder unten assoziiert (»tiefer im Körper«). Dies spräche für die Einordnung als Bottom-up-Verfahren. Die inneren Bilder, inneren Dialoge und Überzeugungen, mit denen in der Hypnotherapie unter anderem gearbeitet wird, ließen sich später und höher entwickelten Gehirnstrukturen zuordnen, was für ein Top-down-Verfahren spräche. Die Hypnotherapie stellt insofern als Konzept ein Bindeglied zwischen den eher auf den Körper und den eher auf den Geist zielenden Verfahren dar.

Ähnlich verhält es sich bei der personzentrierten Psychotherapie, in der das Erleben von Empathie, Wertschätzung und Kongruenz für beide Wege postuliert werden könnte. Sich möglichst vollkommen akzeptiert zu fühlen und sich selbst vollkommen akzeptieren zu können, stellt in jedem Falle nicht nur ein kognitives, sondern vor allem ein ganzheitliches und eher körperliches Erleben dar. Das Psychodrama könnte ebenfalls beide Wege gehen, je nach Gewichtung der Erlebensebenen.

Viele Verfahren haben sich mittlerweile für den jeweils anderen Verarbeitungsweg geöffnet, wie zum Beispiel die Verhaltenstherapie, die Interventionen aus achtsamkeitsbasierten Verfahren integriert hat. Mir geht es jedoch nicht um die Entwicklung von Zuordnungskriterien. Mir geht es darum, sich auf verschiedenen Verarbeitungswegen zurechtfinden und für diese Wege geeignete Interventionen in die Behandlung integrieren zu können. Ich plädiere für Vielseitigkeit. Ich bin überzeugt, dass eine Behandlung, die der Komplexität von Traumafolgestörungen gerecht werden will, Elemente beider Verarbeitungswege aufweisen muss.

2Als Taille-Hüft-Verhältnis (THV) oder Taille-Hüft-Quotient (THQ) (engl. Waist-hip ratio oder Waist-to-hip ratio, WHR) wird das Verhältnis zwischen Taillen- und Hüftumfang angegeben. Der Taille-Hüft-Quotient liefert die Antwort auf die Frage, wo die Fettgewebsdepots sitzen. Bauchbetontes Übergewicht (erkennbar an der Silhouette, auch als Apfeltyp charakterisiert) bedeutet ein viel höheres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken. Für das kardiovaskuläre Risiko ist weniger das Übergewicht als vielmehr das Fettverteilungsmuster entscheidend.

Ego-State-Therapie bei Traumafolgestörungen

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