Читать книгу Einführung in die germanistische Linguistik - Karin Pittner - Страница 17
2.2.1 Konsonanten
ОглавлениеBei der Artikulation der Konsonanten wird der Luftstrom in unterschiedlichem Maß behindert. Konsonanten werden nach verschiedenen Eigenschaften klassifiziert:
– Wo wird der Luftstrom behindert? (Artikulationsstelle bzw. artikulierendes Organ)
– Auf welche Weise wird der Luftstrom behindert? (Artikulationsart)
– Schwingen die Stimmbänder mit? (Stimmhaftigkeit)
Artikulationsort
Der Artikulationsort der Konsonanten ist die Stelle, an der die Behinderung des Luftstroms stattfindet.
Bilabial: | die beiden Lippen berühren sich: [p], [b], [m] |
Labiodental: | die untere Lippe berührt die oberen Zähne: [f], [v] |
Alveolar: | die Zungenspitze berührt den oberen Zahndamm: [t], [d], [s], [z], [n], [l], [r] |
Postalveolar: | die Zunge bewegt sich an die Rückseite des oberen Zahndamms oder den vorderen Teil des harten Gaumens: [∫], [ʒ] |
Palatal: | der Zungenrücken bewegt sich in Richtung harter Gaumen: [ç], [] |
Velar: | der hintere Teil der Zunge hebt sich gegen das Gaumensegel (den weichen Gaumen): [k], [g], [x], [ŋ] |
Uvular: | beim Zäpfchen (uvula) gebildet: [n], [], [] |
Glottal/laryngal: | durch die Stimmbänder im Kehlkopf gebildet: [], [h] |
Artikulationsart
Nach ihrer Artikulationsart können die Konsonanten wie folgt klassifiziert werden:
Plosive
Bei den Plosiven („Verschlusslauten“) wird eine Barriere im Mundraum aufgebaut, die dann wieder gelöst wird:
[p] | Puste |
[b] | Büste |
[t] | Tänzer |
[d] | dünn |
[k] | Kasse |
[g] | Gasse |
[] | _in (Glottisverschlusslaut) |
Glottisverschlusslaut
Der Glottisverschlusslaut wird durch Öffnen und Schließen der Stimmritze gebildet. Er steht im Deutschen anlautend vor Vokal und im Inlaut zwischen Vokalen, wenn die Silbe, die er einleitet, betont ist, z.B. innerhalb von Wörtern wie be_inhalten . Das lateinische Alphabet enthält jedoch – anders als etwa das arabische – keinen Buchstaben für diesen Laut. Dass er nicht verschriftet wird, trägt wohl dazu bei, dass sich die Sprecher/innen dieses Lauts in der Regel nicht bewusst sind.
Frikative
Bei Frikativen („Reibelauten“) wird eine Verengung im Mundraum gebildet und die Luft hindurch gepresst, so dass ein Reibegeräusch entsteht:
[f] | Vieh, fiel |
[v] | Vase, Wasser |
[s] | As, reißen |
[z] | Sonne, reisen |
[∫] | Scheune |
[3] | Genie |
[ç] | ich, Chemie |
[] | jung |
[x] | ach |
[h] | Haus |
[] | Recht |
Halbvokal
Statt [] wird von einigen Autoren der Halbvokal (Approximant) [j] angesetzt, da zwar eine Engebildung stattfindet, jedoch kein Reibegeräusch wie bei Frikativen produziert wird.
Nasale
Bei den Nasalen ist das Gaumensegel geschlossen, die Luft entweicht durch den Nasenraum:
[m] | mein |
[n] | nein |
[ŋ] | singen |
Laterale
Bei Lateralen (Seitenlauten) findet ein Verschluss in der Mitte des Mundraums statt, die Luft kann an den Seiten entweichen. Im Deutschen gibt es nur einen Lateral:
[l] | lache |
Vibranten
Vibranten (auch: Vibrationslaute, Zitterlaute) werden durch Vibrationen z.B. der Zunge erzeugt. Im Deutschen gehören dazu das gerollte r (apikales r, erzeugt durch Vibration der Zungenspitze) und das uvulare [] („Zäpfchenr“), das dem Laut beim Gurgeln ähnelt.
[r], | []Rache |
Affrikaten
Bei den Affrikaten handelt es sich um eine Kombination von einem Verschluss- und einem Reibelaut (Plosiv plus Frikativ), die homorgan (d.h. am gleichen Artikulationsort) gebildet werden:
[pf] | Pfau |
[ts] | Zahn |
[t∫] | Matsch |
[dʒ] | Gin |
Affrikaten werden häufig als ein Laut aufgefasst, die enge Verbindung kann in der Transkription durch einen Bogen angezeigt werden. Da Affrikaten sich prinzipiell jedoch aus Kombination von einem Plosiv und einem an der gleichen Stelle artikulierten Frikativ beschreiben lassen, führen wir sie in dem folgenden Konsonantenschema nicht gesondert auf.
Tab. 1 Konsonanten im Deutschen
Treten in diesem Schema Paare von Konsonanten auf, so bezeichnet das rechte Symbol jeweils einen stimmhaften Konsonanten. Der Konsonant [ʒ] tritt nur in Fremdwörtern auf, wie in Garage oder Gin [dʒin].
Lenis und Fortis
Das Schwingen oder Nicht-Schwingen der Stimmbänder entscheidet über die Stimmhaftigkeit der Laute. Stimmhafte Konsonanten werden häufig auch als Lenis (lat. ‚schwach, ungespannt‘), stimmlose als Fortis (lat. ‚stark, gespannt‘) bezeichnet. Dahinter steht die Vorstellung, dass bei den stimmhaften Konsonanten weniger Muskelanspannung vorliegt als bei den stimmlosen, was sich allerdings mit den Mitteln der Phonetik nicht nachweisen lässt (Pompino-Marschall 2009:191).
Sonoranten und Obstruenten
Bei den Konsonanten unterscheidet man nach dem Grad der Behinderung des Luftstroms und damit der Schallfülle der Laute zwischen Sonoranten und Obstruenten. Zu den Sonoranten gehören die Nasale, Laterale und Vibranten, während die Plosive, Frikative und Affrikaten, bei denen der Luftstrom stärker behindert wird, zu den Obstruenten gehören.