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Der Sprung ins kalte Wasser

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Erst auf Zypern gingen die Johanniter daran, ihre Präsenz auf dem Meer planmäßig auszubauen. Und dies nicht nur wegen des notwendigen Waren- und Personentransports, sondern vor allem aus militärischen Erwägungen heraus, da die Rückeroberung des Heiligen Landes nur über den Seeweg führen konnte. Der befestigte Hafen von Limassol mit seiner geschützten Reede bot dafür günstigste Voraussetzungen, doch für die Ritter bedeutete der Umstieg vom Sattel in die Takelage einen nicht unerheblichen Anpassungsprozess. Die an den Landkampf gewöhnten Panzerreiter mussten sich an ein neues Element gewöhnen und ihre geliebten Schlachtrosse gegen schwankende Schiffsplanken eintauschen. Der Orden ging die Aufgabe unter dem Großmeister Guillaume de Villaret (reg. 1296–1305) und dessen Neffe und Nachfolger Foulques de Villaret entschlossen an. In den 16 Jahren, in denen die Johanniter ihr Hauptquartier auf Zypern unterhielten, wurden die Grundlagen zum Aufbau einer eigenen Ordensflotte geschaffen. Eine kleine, aber feine Seestreitmacht war im Entstehen, die im östlichen Mittelmeer bald einen wesentlichen Machtfaktor bildete.

1299 ist erstmals ein „Admiral“ urkundlich belegt, wobei als erster Inhaber des Amtes ebenjener Foulques de Villaret genannt wird, der 1305 zum Großmeister aufstieg. Ein im November 1300 in Limassol tagendes Generalkapitel definierte die Aufgaben des Admirals genauer und hob dabei seine militärischen Kompetenzen hervor:

„Es wird festgesetzt, dass der Admiral durch das Generalkapitel berufen und eingesetzt werden soll und dass er die gesamte Befehlsgewalt über alle Galeeren und bewaffneten Schiffe besitzt, die der Orden auszurüsten beschließt. Dieser kann auch die Galeeren und die Kriegsleute unter seinem Befahl halten und für alle, die zu Wasser und zu Lande seinem Kommando unterstehen, Anweisungen auf die Ordenskasse ausgeben. Wenn aber der Ordensmarschall sich an einem Kriegszug beteiligt, sind der Admiral und alle übrigen dem Kommando des Marschalls unterstellt. Alle Brüder und Soldaten, die an Land gehen, sollen dem Kommando des Admirals unterstellt sein, dem der Marschall seinen Stellvertreter beizugeben hat. Wenn sie aber bei der Hin- und Rückfahrt auf dem Meere begriffen sind, führt der Admiral den Befehl, wenn der Marschall nicht anwesend ist.“4

Anschließend wurden die Bezahlung des Admirals und die Ausrüstung der Flotte durch den Vorsteher der Ordenskommende von Limassol, geregelt.

Wie die Bestimmungen des Statuts zeigen, besaß das Admiralsamt von seiner ersten Erwähnung an eine klar militärische Ausrichtung. Der Admiral führte persönlich den Oberbefehl über die Schiffe, wenn es zur Seeschlacht kam. Erst in späterer Zeit wurde das Kommando an die einzelnen Galeerenkapitäne übertragen, während sich der Admiral als Mitglied der Ordensregierung eher zum Flottenbefehlshaber wandelte. Das Amt des Generalkapitäns der Galeeren ist seit 1312 belegt.

Der Admiral hatte zudem die Aufgabe, die finanziellen Mittel zum Aufbau und Unterhalt der Flotte zu besorgen, wofür ihm bestimmte feste Einnahmen aus dem Ordensschatz zustanden. Er selbst erhielt festgelegte Einkünfte aus den Gewinnen, die die Kriegsflotte aus Kriegshandlungen oder Kaperfahrten erbeutete, oder, falls diese ausblieben, eine Entlohnung aus der Ordenskasse, die jährlich 100 sarazenische Bisanten betrug zuzüglich von 50 Maß Wein.

Da das Statut alle organisatorischen und logistischen Fragen zum Aufbau einer Ordensflotte regelte, hat man das Jahr 1300 zum Geburtsjahr der Johanniter-„Kriegsmarine“ erhoben. Erst seit diesem Zeitpunkt wagten sich die Johanniter bewusst aufs Wasser, um ihren Gegnern im Mittelmeer die Stirn zu bieten. Das Amt des Admirals wurde bis zur Auflösung des Ordensstaates 1798 durchgehend besetzt und war so wichtig, dass es manchem Inhaber als Sprungbrett in das Amt des Großmeisters diente. Seit Mitte des 14. Jahrhunderts bekleideten ausschließlich Italiener diese Würde.

Doch noch war die Flotte denkbar klein. Auf Zypern bestand sie aus zwei Galeeren, einem großen Rundschiff, einer Galeote und zwei kleineren Schiffen. Foulques de Villaret verfolgte eine entschlossene Aufbaupolitik. Wie aus einem Brief an den französischen König Philipp IV. hervorgeht, gab er 1308 – als der Orden schon begann, sich auf Rhodos festzusetzen – 50 neue Schiffe in Auftrag, die von den Meistern ihres Faches gebaut werden sollten: „Wir lassen nämlich, erhabener Fürst, in Katalanien 7 Galeeren, in Narbonne 3, in Marseille 16, in Genua 12 und 2 Segelschiffe, in Pisa 4 und in Venedig 6 Galeeren bauen; darüber hinaus werden in Genua noch fünf und in Venedig zwei Galeeren zum nächsten Frühjahr – oder wenn möglich noch früher – ausgerüstet“, berichtet der Großmeister stolz über seine entstehende Flottenmacht, die für einen geplanten Kreuzzug ins Heilige Land zur Verfügung stehen sollte.5 Dabei versäumte er nicht, auf die äußerst schmerzlichen Belastungen seines Ordens durch diese Aufrüstungspolitik hinzuweisen: „Für all diese Dinge, bereits beschafft oder noch zu kaufen, fertiggestellt oder noch zu beenden, haben wir eine riesige Summe Geldes aufgebraucht und uns und unser Haus für die Deckung des Restes verbürgt.“ Ihre erste Bewährungsprobe absolvierten die seefahrenden Ritter dann nicht in dem rasch wieder gescheiterten Kreuzzugsvorhaben, sondern in vielen kleineren Überfällen auf ägyptische und syrische Küstenabschnitte. Doch erst auf Rhodos unter tatkräftiger Mithilfe der dort ansässigen tüchtigen Seeleute gelang es dem Orden, zu einer geachteten Seemacht aufzusteigen.

Ritter im Exil

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