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Vorwort

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Der Jubel kannte in Europa keine Grenzen, als die Armee Sultan Süleymans des Prächtigen im September 1565 geschlagen von Malta abziehen musste. Die kleine Felseninsel, damals unter der Herrschaft der Johanniter stehend, hatte mit einer unterlegenen Anzahl von Verteidigern dem osmanischen Sultan, Beherrscher eines viele Völker umfassenden Weltreichs, unter großen Opfern erfolgreich die Stirn geboten. Der Sieg ging eindeutig auf das Konto des schlagkräftigen Ritterordens, der die Sache des habsburgischen Kaisers und der lateinischen Christenheit im westlichen Mittelmeer gegen die vordringenden Türken verteidigt hatte und nun als „Schild Europas“ und „Bollwerk der Christenheit“ gefeiert wurde. Die glücklich überstandene Belagerung von 1565 gehörte zweifelsohne zu den Sternstunden des Johanniterordens, der freilich in seiner wechselvollen Geschichte nie allein auf seine militärische Funktion beschränkt blieb. Test.

Von seinen Gründungstagen im Heiligen Land an zählte für die Ritter die Pilger- und Krankenfürsorge zu ihren herausragenden Pflichten. Der Ritterorden vom Hospital des heiligen Johannes zu Jerusalem stellte die „Herren Kranken“ sogar in den Mittelpunkt seiner Ordensideale, selbst dann, als er aus dem Heiligen Land vertrieben seinen eigentlichen Daseinszweck eingebüßt hatte. Die Hospitäler, die er nacheinander in Jerusalem, Akkon, Rhodos-Stadt und Valletta führte, galten jeweils als vorbildliche Einrichtungen. Jeder Ordensritter einschließlich des Großmeisters war verpflichtet, wöchentlich seinen Dienst am Kranken zu versehen.

Diese eigentümliche Zwitterstellung zwischen Kriegsdienst und Caritas erregte über die Epochen hinweg die Bewunderung der Öffentlichkeit. Selbst der Dichterfürst Friedrich Schiller, ein Kind der Aufklärung, der 1792 eine Geschichte des Malteserordens plante, kam nicht umhin, den Rittern dafür seinen Respekt zu zollen: „Wenn eben die Hand, welche wenige Stunden zuvor das furchtbare Schwert für die Christenheit führte, und den zagenden Pilger durch die Säbel der Feinde geleitet, einem ekelhaften Kranken um Gottes willen die Speise reicht, und sich keinem der verächtlichsten Dienste entzieht, die unsere verzärtelten Sinne empören – wer, der die Ritter des Spitals zu Jerusalem in dieser Gestalt erblickt, bei diesen Geschäften überrascht, kann sich einer innigen Rührung erwehren?“1

Selbst in den schwärzesten Stunden der Ordensgeschichte – von denen es nicht wenige gab – rettete die Johanniter ihr Renommee als Krankenpflegeorden in eine neue Zukunft hinüber. Vertrieben aus dem Heiligen Land und gestrandet in Zypern, fanden sie zunächst auf der Insel Rhodos ein neues Domizil, das sie zu Beginn der Frühen Neuzeit jedoch an die Osmanen verloren. Durch kaiserliche Gunst erhielten sie Malta als neue Heimat, erlagen zuletzt aber dem Ansturm revolutionärer Ideen aus Frankreich, die in Gestalt General Napoleon Bonapartes 1798 ihrer Herrschaft eine Ende setzten. Die Johanniter waren immer wieder „Ritter im Exil“. Doch selbst nach ihrer Vertreibung von Malta gelang es ihnen, über ihr karitatives Wirken einen Neuanfang herbeizuführen. Als (katholischer) Malteserorden und als (evangelischer) Johanniterorden wirken sie bis heute fort. Das achtspitzige weiße Kreuz auf rotem Grund steht dabei als Symbol für viele Dienste am Kranken und für aktiv gelebte Nächstenliebe.

Ihre große Zeit erlebten die Ordensritter, als sie auf den Inseln Rhodos und Malta ihr Zuhause fanden. Von ihren zahlreichen Aktivitäten zwischen Korsarenschiff und Spitalsaal zeugen noch heute eindrucksvolle Monumente der Bau- und Festungskunst. Die mächtigen Mauern und Bastionen der Stadt- und Hafenbefestigungen begeistern dabei ebenso sehr wie der fürstliche Prunk der Großmeisterpaläste. Mit der am Reißbrett geplanten Stadt Valletta haben sich die Ordensritter ein ganz besonders beeindruckendes Denkmal gesetzt. Dem Flair der Stadt erliegen jährlich Tausende von Touristen. So halten die Johanniterritter als Kreuzritter, Korsaren, Bauherren, Kunstmäzene und Krankenpfleger viele Facetten für den Geschichtsinteressierten parat.

Ritter im Exil

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