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1.2 DAS UNGEDACHTE IN DEN WISSENSCHAFTEN

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Aber es gilt nicht nur, daß selbst einfache Beschreibungen theoretische Elemente enthalten, weit wichtiger ist die Beobachtung, daß Theorien ungedachte Begriffe voraussetzen. Diese ungedachten Voraussetzungen sind Denkmodelle, die meist der philosophischen Tradition entstammen, ohne in den Wissenschaften eigens bedacht zu werden. Ich will dies kurz am Begriff »Arbeit« erläutern. »Arbeiten« hat in fast allen europäischen Sprachen die Doppelbedeutung von gestalterischer Kraft (Werk) und Mühsal (Mühe, Leid). Die erste Bedeutung als kreative Kraft wurde im Mittelalter fast ausschließlich Gott als Schöpfer zugesprochen. Aus der Erfahrung der Arbeit in der zweiten Bedeutung entwickelte sich dagegen der abstrakte Terminus der »Arbeitsleistung«. Daß diese Entwicklung eng mit der ökonomischen Revolutionierung des Arbeitsprozesses verbunden war, sei an dieser Stelle nur am Rande erwähnt. Die funktionale Einbindung der menschlichen Arbeit in einen arbeitsteiligen Produktionsverlauf bereitete jedenfalls die Übernahme dieser Kategorie in der Physik vor und schuf daraus den theoretischen Kunstbegriff »physikalische Arbeit«. Noch Ostwald, der physis und Mechanik weitgehend gleichsetzte, spricht von den »Arbeits- oder physischen Wissenschaften«.3 Ähnliches läßt sich vom Begriff der »Kraft«, der »Leistung« usw. zeigen. Es handelt sich ursprünglich um Begriffe des alltäglichen Gebrauchs, die erst schrittweise eine wissenschaftliche Bedeutung erlangten.

Da jede theoretische Sprache aber aus der alltäglichen Sprache übersetzt ist, bleibt die Bedeutung der theoretischen Begriffe auf das bezogen, was Husserl die »Lebenswelt« nennt. Kein theoretisches System kann »von Null« beginnen. Es knüpft an eine Tradition an, und diese Tradition ist nicht vom vorwissenschaftlichen Leben zu trennen. Gleichwohl spielt die Philosophie hierbei eine herausragende Rolle, denn viele der wichtigsten Kategorien des Alltags sind säkularisierte philosophische Begriffe. Deshalb genügt es nicht, die alltägliche Wortverwendung zur Wiedergewinnung der Bedeutung heranzuziehen. Auch deshalb nicht, weil – wie Hilary Putnam gezeigt hat4 – es im sozialen Kontext nicht so etwas wie eine Bedeutung gibt.

Die fragwürdigen Grundlagen der Ökonomie

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