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Konrad II. zum König erhoben
ОглавлениеBeginnen wir die Betrachtung der Reihe nach. Am Anfang stand eine großartige Idee. Mit dem Tod Heinrichs II. 1024 starb das sächsische Haus der Ottonen aus. Der Kaiser und seine Frau Kunigunde (um 978 – 1033/1039) hatten keine Nachkommen. Am 4. September 1024 versammelten sich daher die Fürsten des Reiches im Königshof Kamba zur Wahl eines Nachfolgers. Der inzwischen untergegangene Ort Kamba lag am rechten Rheinufer gegenüber von Oppenheim. Unter der Leitung des Mainzer Erzbischofs Aribo (um 990 – 1031, reg. 1021 – 1031) wurde Konrad II. (um 990 – 1039) zum König gewählt. Konrad gehörte einer rheinfränkischen Familie an, die zur Führungselite des Reiches zählte. Er war Graf im Worms- und Speyergau. Sein Stammsitz war die Limburg an der Haardt. Vorfahren Konrads hatten im 10. und 11. Jahrhundert im fränkischen Dom zu Worms ihre Grablege.
Am Festtag Mariä Geburt, am 8. September 1024, fand im alten Mainzer Dom (heute St. Johannis) das feierliche Zeremoniell der Königserhebung statt. Aribo salbte den neuen König und setzte ihm die Krone auf. Konrad II. begründete eine Königsdynastie, die man später Salier nannte. In Speyer, einem damals unbedeutenden Ort, der aber schon seit Jahrhunderten Bischofssitz war und eine – womöglich kleine – Bischofskirche besaß, ließ Konrad II. einen völlig neuartigen Kathedralbau errichten (oder eine gerade begonnene Kirche um- und weiterbauen).
Die vorherige Bischofskirche, wie auch immer sie ausgesehen haben mag, ist urkundlich belegt. Es fehlen dafür aber jegliche archäologische Befunde. Aufgrund des Doppelpatroziniums St. Maria und St. Stephan wurde auch erörtert, ob der Vorgängerbau nicht weiter südlich, bei der seit 1220 belegten Stephanskirche (auf dem heutigen Gelände der evangelischen Landeskirche), gelegen haben könnte. Überaus hypothetisch verlegt Bernd Päffgen die vorhergehende Kirche in die östliche Hälfte des heutigen Mittelschiffs. Auch die frühe Struktur des Dombezirks ist weitgehend unbekannt. Aufschluss, mindestens aber neue Erkenntnisse, könnte eine Boden-Untersuchung mit den Methoden der archäologisch-geophysikalischen Prospektion im Dom und in der unmittelbaren Dom-Umgebung geben. Die Untersuchung im Innern und im Domgarten wäre störungsfrei durchführbar. Trotz gesicherter Finanzierung konnte eine Initiative des Verfassers für eine Prospektion 2018 keine Zustimmung des Domkapitels erlangen.
Ansporn für die beachtlichen Bauabsichten im eigenen Hausterritorium des neuen Herrschers mögen die großen Kirchenbauten im Reich gewesen sein. Karl der Große († 814) baute sich die Pfalz in Aachen, Otto I. (912 – 973) den Dom in Magdeburg und Heinrich II. (973/978 – 1024) gründete den Dom zu Bamberg. Große Neubauten waren auch in unmittelbarer Nachbarschaft im Gang oder gerade abgeschlossen: in Mainz 1009 (nach Weihe, Brand und Neuweihe 1036), in Straßburg 1015, in Basel 1019 und in Worms 1020. Konrad benötigte am Anfang seiner politischen Karriere ein Zeichen, um seinen Machtanspruch – in der Sprache und dem Verständnis jener Zeit – zum Ausdruck zu bringen. Deshalb sollte in Speyer ein bedeutender Sakralbau entstehen.