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Vorwort
ОглавлениеErwartungsvoll besuchen jedes Jahr mehrere Tausend Menschen den Speyerer Dom. Sie sind beeindruckt von der Größe, den ausgewogenen Proportionen und der – vielfach so empfundenen – Stilreinheit. Alt und Jung bewundern die großen Steinquader der mächtigen Pfeiler und Säulen, die dem Bauwerk seine Struktur geben; faszinierend sind die runden, typisch romanischen Bögen, die sich in den mächtigen Gewölben manifestieren. Ausgehend von ihren Beobachtungen, stellen die Besucherinnen und Besucher Fragen und wünschen sich solide Informationen. In 25 Jahren Arbeit mit dem und für den Kaiserdom zu Speyer durfte ich viel Begeisterung für dieses einmalige Bauwerk erfahren, von großen und kleinen Personen aus dem In- und Ausland: privaten Besucherinnen und Besuchern, Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, Medienschaffenden sowie Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft. Aus Wertschätzung für die Menschen und deren Begeisterung für die Kathedrale entschloss ich mich, vorliegenden Begleiter durch den Kaiserdom zu Speyer zu verfassen. Der „Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer“ danke ich für die finanzielle Förderung des Projekts.
Der bauhistorische Teil des Buches basiert wesentlich auf den Erkenntnissen der Bauforschung der Jahre 1957 bis 1972, die Hans Erich Kubach und Walter Haas in ihrer dreibändigen Dommonographie zusammengetragen haben. Ihre Erkenntnisse gelten noch heute und sind von der Wissenschaft unbestritten. Seit dem Erscheinen dieses Werks sind fünfzig Jahre vergangen. „Jedes Bauwerk, das man nach vielen Jahren erneut anschaut, bietet Neues“, meinte Walter Haas einmal. Anders ausgedrückt, jeder Blick aus einem anderen Winkel eröffnet neue Perspektiven. Dieser Perspektivwechsel förderte interessante Forschungsergebnisse zutage.
Das Dom-Buch versucht zu informieren und einzuordnen. Es soll die vielfältigen Aspekte des UNESCO-Weltkulturdenkmals beleuchten und zur Diskussion anregen. Es will die Besonderheiten des Bauwerks herausstellen, beispielsweise die dynastische Grablege der Salier als Alleinstellungsmerkmal für Speyer und seinen Dom; oder die Denkmalpflege als permanente Aufgabe. Eine Kathedrale ist aber in erste Linie Gotteshaus und daher für Liturgie gebaut, für den Vollzug des Glaubens. Der Dom ist seit alters her auch Mittelpunkt für Bildung und Kultur mit Strahlkraft in die ganze Region.
Die Baugeschichte ist grundlegend und steht – in chronologischer Abfolge – am Anfang des Buches. Rundgänge durch Oberkirche und Krypta verweisen auf besondere Details. Die komplette Ausmalung des Dominneren im 19. Jahrhundert, von den älteren Publikationen wenig bedacht, wird in einem weiteren Kapitel erörtert. Damit ein bestimmter Umfang nicht überschritten wird, ist es erforderlich, Schwerpunkte zu setzen und eine Themenauswahl zu treffen. Die Gliederung in Sachkapitel führt zu unvermeidbaren Überschneidungen und Wiederholungen. Das ist dem besseren Verständnis geschuldet. Am Ende bleiben viele Fragen offen. Das muss wohl so sein – ob das Bauwerk jemals all seine Geheimnisse preisgeben wird?
Es ist ein Glücksfall, dass ich 1992 dem Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Hans Erich Kubach (Konservator am Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz und Honorarprofessor an der Universität des Saarlandes) in Speyer begegnete und bis zu seinem Tod 1999 in einem Alten- und Pflegeheim in Kandern, Baden-Württemberg, freundschaftlich verbunden sein durfte. Die unzähligen persönlichen Gespräche, Exkursionen und Diskussionen waren ein großes Geschenk. Dankbar denke ich an Walter Haas (Architekt und Bauhistoriker am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und Professor für Baugeschichte an der Technischen Hochschule Darmstadt), der mir viele Jahre ein besonders guter Ratgeber war; er starb 2005. Beiden Domforschern gedenke ich mit vorliegender Arbeit.
Speyer, im September 2021
Karl-Markus Ritter