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Oberkirche mit Altar- und Querhaus

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Nachdem die Krypta weitgehend fertiggestellt und die Langhausfundamente angelegt waren, begannen die Bauleute mit der Errichtung der Ostteile des Domes. Außen sollte das Altarhaus die gleiche rechteckige Form wie die Querarme erhalten. Dreieckgiebel schlossen alle Stirnseiten nach oben ab. Die östlichen Türme wuchsen aus der Krypta empor, mindestens bis in Höhe der Dachtraufe der Querarme. Die kleinen, hammerrechten Quader erscheinen dort noch bucklig (darüber glatter und regelmäßiger). Im Inneren an einer Stelle eine Ausnahme: Ziegelbänder und Ährenmauerwerk im Kleinquaderwerk der Südwand des Nordostturmes. Kleine, rundbogige Schlitzfenster saßen übereinander und brachten Licht zur Treppenspindel. Ob und wie weit die Türme zur ersten Domweihe über das Dach hinausragten, wissen wir nicht.

Die Satteldächer hatten einen großen Überstand, ihre Traufe war weit vor das aufrechte Mauerwerk von Altarhaus und Querarmen gezogen. Die Fläche zwischen den großen Kantenquadern bestand – wie bei den Osttürmen – aus ungegliedertem Kleinquaderwerk und war verputzt. Kenntnis darüber haben wir überhaupt nur aufgrund einer vorübergehenden Freilegung der Südwestecke des Querhauses in der Katharinen-Kapelle im Jahr 1958. Möglicherweise trug die obere Zone – wie an den Seitenschiffen – Lisenen mit Bogenfriesen. Alle anderen Außenflächen des Altarhauses und der Querarme von Bau I, abgesehen von den Osttürmen, sind aufgrund der späteren Ummantelung (Bau II) verdeckt.

Während der Dom im Osten außen gerade abschloss, erhielt er innen eine halbrunde Form (Abb. 12). Für den Innenraum war der Grundriss durch Krypta, Vierung und Osttürme vorgegeben. Flache Rundbogenblenden reihten sich aneinander und gestalteten den leicht trapezförmigen Grundriss des Innenraumes. Vier der Rundbogenblenden sind heute noch an den Turmwänden sichtbar (Abb. 13). Das Altarhaus wurde mit einer steinernen Tonne von gewaltiger Spannweite überwölbt und vollendet. Die Hüften der Tonnen saßen auf einem waagrecht verlaufenden Gesims auf. Der untere Teil der Tonne bestand aus Sandstein, der Scheitel aus Tuff. Die Tonne wurde durch Lisenen, die sich in einem Gurtbogen fortsetzten, in zwei Joche aufgeteilt. Die westliche Hälfte des Tonnengewölbes hatte durch die Türme ein stabiles Widerlager. Ihre Hüften sind noch aus der ersten Bauzeit, wie die jüngste Restaurierung bestätigte. Es kann als sicher vorausgesetzt werden, dass sich im östlichen Joch Wandgliederung und Tonne in der gleichen Weise fortsetzten. Eine Halbkuppel wird wohl die Apsis abgeschlossen haben.

12 Mittelschiff und Altarhaus rekonstruiert (Computersimulation): Wandgliederung mit unverstärkten Pfeilern (Bau I), Grablege und Kreuzaltar wohl nach der Bestattung Heinrichs III. 1056 sowie (wahrscheinlich) flacher Holzdecke als Raumabschluss. Die Computersimulation entstand 2011 unter der fachlichen Anleitung von Dethard von Winterfeld im Rahmen der Ausstellung „Die Salier. Macht im Wandel“ im Historischen Museum der Pfalz.

Nach neueren Untersuchungen der Bleitafel, die Kaiserin Gisela in den Sarg zur Identifikation beigegeben wurde, wird geschlossen, dass die Weihe der Ostteile des Domes am Sonntag, 13. März 1043, stattfand. Der Termin für die feierliche Weihe der fertiggestellten Ostteile habe lange vor Giselas Beisetzung (11. März 1043) festgestanden, weshalb zahlreiche Würdenträger des Reiches, Erzbischöfe und Bischöfe, bereits zwei Tage zuvor an der Beerdigung der Kaiserin teilnehmen konnten (Matthias Untermann). Die Namen der Trauergäste sind auf der Bleiplatte, die sich im Historischen Museum befindet, aufgelistet. Das Altarhaus sollte zu diesem Termin also weitgehend fertiggestellt gewesen sein. Im Jahr 1046 schenkte Heinrich III. dem Dom das berühmte „Goldene Evangelienbuch“ aus dem Skriptorium des Klosters Echternach.

13 Das westliche Segment des Altarhauses mit den beiden Turmwänden stammt, bis auf den Scheitel des Gewölbes, von Bau I. Wegen akuter Bauschäden mussten im Rahmen des großen Umbaus die östlichen Teile abgetragen werden. Beim Neubau (Bau II) entstanden die Wandkapellen.

Da auch das Querhaus später neu errichtet wurde, gibt es im Hinblick auf die ursprüngliche Wandgliederung offene Fragen. Waren alle drei Wände jedes Querarmes in je zwei Felder geteilt oder waren die Stirnwände – wie in der Krypta – dreigeteilt? Dann hätten wahrscheinlich drei große rundbogige Fenster in den Stirnseiten, möglicherweise in zwei Reihen übereinandergestellt, den Raum beleuchtet. Zwei Rundbögen gliedern die Westwände der Querarme zu den Seitenschiffen hin, wobei die Lisenen im Gegensatz zu den gegenüberliegenden Wänden aus der Mitte gerückt sind. Offenbar war der Bau des Langhauses zu diesem Zeitpunkt bereits so weit gediehen, dass man von breiteren Seitenschiffen ausgehen musste. Den Abschluss des anfänglich niedrigeren Raumes bildete wohl eine Holzdecke. Nach Kubach wurden die Querarme in ihrer Gesamtheit vor 1061 fertiggestellt. Der Kunsthistoriker Matthias Untermann bringt ein neues Datum ins Spiel und verweist auf die Schenkung eines großen Radleuchters durch Bischof Reginbald II. († 1039, reg. 1032/1033 – 1039), der im Bereich der Vierung aufgehängt wurde. Reginbald II. starb 1039. „Das Querschiff war damals also fertiggestellt, zumindest der Vollendung nahe“, so Untermann.

Die ursprünglichen, unverstärkten Vierungspfeiler stimmen in ihrer Gestalt mit den schmalen, wenig vorspringenden Lisenen des Querhauses überein. Die beiden westlichen Vierungspfeiler erhielten eine Verstärkung. Seitdem das Mauerwerk vom Putz des 19. Jahrhunderts befreit ist, lässt sich die senkrechte Baunaht gut erkennen, auch jene des 18. Jahrhunderts. Mit dieser Maßnahme schufen die Bauleute die Voraussetzungen für die Errichtung des Vierungsturmes. Die beiden bereits bestehenden Turmschäfte im Osten dienten den östlichen Vierungspfeilern als Widerlager und mussten daher nicht verstärkt werden. Von Vierungspfeiler zu Vierungspfeiler spannten sich nun die Vierungsbögen und schieden den nahezu quadratischen Raum von Altarhaus und den Querarmen.

Der Dom zu Speyer

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