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Speyer wird Bischofsstadt

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Mag sein, dass Speyer schon Mitte des 4. Jahrhunderts Sitz eines Bischofs war. In – allerdings gefälschten – Akten eines Konzils zu Köln 346 wird ein Teilnehmer namens „Jesse ep(iscopu)s civitatis Nemetum“ erwähnt. Vielleicht bestand seine Kathedrale nur aus einem Holzkirchlein. Teilnehmer an der Bischofssynode zu Paris 614 war ein Bischof Childerich (oder Hilderich) von Speyer. Sowohl in merowingischer als auch in karolingischer Zeit ist ein Dom urkundlich bezeugt. Er mag klein und bescheiden gewesen sein. Ein archäologischer Nachweis ist bis heute nicht geglückt. Ungeklärt bleibt auch, ob in karolingischer Zeit (um die Mitte des 8. Jahrhunderts) ein Neu- oder Umbau erfolgte. Erstmals in einem undatierten Privileg des Königs Childerich II. († 675, reg. 662 – 675; angegeben sind die Lebensdaten, wenn das Geburtsjahr nicht zu eruieren ist, nur das Todesdatum „†“, ergänzt durch die Amts- bzw. Regierungszeit „reg.“) wird das Doppelpatrozinium St. Maria und St. Stephan erwähnt. Seit dem 10. Jahrhundert sind wir über das Leben der Bischöfe und ihr Wirken relativ gut informiert. Einer dieser Bischöfe ist Walter von Speyer (um 965 – 1027, reg. 1004 – 1027). Er war wahrscheinlich identisch mit einem gleichnamigen Schüler der Domschule (Kapitel IV.1). Im Jahr 983 nannte er Speyer verächtlich „Kuhdorf“, weil der Ort klein und unbedeutend war. Bald schon, als sich die Salier mit ihren Bestattungen im Dom ein alle Zeiten überdauerndes Grabmonument (Kapitel II.2) schufen, sollte Speyer den Aufstieg zur „metropolis Germaniae“ erleben, wie der englische Mönch Ordericus Vitalis (wohl 1075 – um 1142) protokollierte.

Im Jahr 1024 wurde der Salier Konrad II. (um 990 – 1039) zum König gewählt, 1027 zum Kaiser gekrönt. In die noch unbedeutende Siedlung Speyer ließ Konrad II., der als neugewählter König seine Macht und seinen Herrschaftsanspruch demonstrieren wollte, eine große Kirche bauen. Dieser Meinung jedenfalls ist die bisherige Bau- und Geschichtsforschung. Es gibt inzwischen Anhaltspunkte, die auch für einen früheren Baubeginn sprechen. Ob neu errichtet oder weitergebaut, die Kirche wurde groß und eindrucksvoll wie keine andere zuvor. Sie wurde 1061 geweiht. Am Dom bauten alle salischen Kaiser, wenngleich der Anteil am Baugeschehen durch den letzten Salier, Heinrich V. (1086 – 1125, reg. 1106 – 1125), umstritten ist.

Im Text erscheinen häufig die Begriffe „Bau I“ und „Bau II“. Die Kunstgeschichte kennzeichnet damit die beiden großen Bauphasen des romanischen Domes: Bau I jene von Baubeginn bis zur Weihe 1061 (Kapitel I. 1), Bau II jene vom Teilabriss der Ostteile unter Heinrich IV. (1050 – 1106. reg. 1056 – 1106) vor 1082 bis zum fertiggestellten Kirchengebäude um 1125 (Kapitel I. 2). Rund zwanzig Jahre nach der Weihe hatte nämlich Heinrich IV., der Enkel des Gründers, einen großen Um- und Erweiterungsbau unternommen. Dabei halfen ihm die in der Architektur erfahrenen Baumeister, die späteren Bischöfe Benno von Osnabrück (um 1020 – 1088, reg. 1068 – 1088) und Otto von Bamberg (um 1065 – 1139, reg. 1102 – 1139). Nach Abschluss des Umbaus hatte der Dom sein hochromanisches Aussehen und seine heutige Größe.

Die Bau- und Erweiterungsmaßnahme sollte Heinrich IV. mehr Respekt verschaffen, denn er hatte nicht nur diverse Konflikte mit den Fürsten des Reiches auszutragen, sondern lag auch in erbittertem Streit mit dem Papst. Der folgende Absatz skizziert knapp die Auseinandersetzung zwischen weltlicher und kirchlicher Macht, die auch den Hintergrund für die umfangreichen Bauaktivitäten bildete.

Der Dom zu Speyer

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