Читать книгу Sandburgen & Luftschlösser - Teil 3 - Karl Michael Görlitz - Страница 7

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DER ERSTE TAG

Man kennt es ja. Der erste Arbeitstag ist doof. Man kennt die Leute nicht, man weiß nicht, welche Arbeit wartet und wie man sich am besten nützlich macht. Man hat das Gefühl, überall im Weg zu stehen und mit seinen Fragen die eiligen Arbeitsabläufe zu blockieren. Eines war schon vorab telefonisch geklärt worden: Ich wollte keinesfalls ein eigenes Büro, so wie es eigentlich geplant war. Nö! Allein in einem Hinterzimmer zu sitzen, ohne menschliches Miteinander und niemanden für ein Gespräch, das war absolut nicht mein Ding. Das kannte ich schon von diversen Arbeitsstätten, wo ich aus purer Langeweile fleißig geschafft hatte. Ganz normal im Atelier zwischen Kollegen wollte ich sitzen, ganz besonders zu Anfang, wo viele Fragen zu beantworten sind.

Ja, mit Vorzimmer-Cerberus, der lästige Besucher abbremst und mit Kanapee für die kreative Pause, hätte ich es schon gern gemacht. Aber so? Immer auf der Hut sein, dass jemand ohne anzuklopfen hereinstürmt und dich beim Nasenpopeln überrascht. Ach nö, Herr Butterbeck, das lassen sie mal. Keine Umstände bitte!

Anscheinend hatte genau das besondere Umstände bereitet, denn das ganze Atelier war frisch renoviert worden, für die Ankunft des großen Spezialisten aus der Werbemetropole.

Die neuen Kollegen waren genötigt worden, selbst mit Hand anzulegen, beim Weißen der Rauhfasertapete und anderen niederen Arbeiten, und entsprechend war die Stimmung der drei Mitarbeiter, aus denen die gesamte Atelierbelegschaft bestand.

So kannte die Begeisterung keine Grenzen, als ich in Begleitung des Werbeleiters erschien, um vorgeführt zu werden. - Aha, der Neue, sehr angenehm, hrmm – erfreut! Waren die Eisblumen am Fenster und der Rauhreif auf dem Tesafilmabroller nicht wunderschön? Und erst die Dahlien auf dem Balkon vor Frau Müllers Fenster, die in voller Blüte standen an diesem warmen Spätsommertag.

Meine neue Hinrichtungs- äh - Wirkungsstätte war in einem Altbau gleich neben dem großen Kaufhaus untergebracht, der äußerlich so schäbig war, dass niemand eine Verbindung zur Glitzerwelt der Ladenräume vermutete. Gut getarnt, denn unten gab es nur eine ganz normale Haustür, die leicht überwunden werden konnte.

War das nicht hier gewesen, wo sich während des Queen-Besuches einige unternehmungslustige Herren hatten einschließen lassen, für ein verlängertes frohes Wochenende? Um in aller Ruhe die damals noch üblichen Lohntüten zu öffnen, die dringend umgepackt werden mussten. Eine Sisyphosarbeit, die ganzen entwendeten Kleingeldbeträge auf einer Registrierkasse zu addieren. Schließlich will man ja wissen, wieviel man erbeutet hat, und das braucht seine Zeit, die Pausen für einen erfrischenden Schlummer in der Campingabteilung nicht mitgerechnet. »Noch nie in meinem Leben hab ich so viel und hart arbeiten müssen!«, soll einer von ihnen bei der Vernehmung gesagt haben, denn leider hatte man sie geschnappt, auf Grund von Prahlsucht! Blödmänner aber auch, müssen die denn auch gleich mit ihrem genialen Coup die falschen Ohren vollabern. Prahle nie ein Ding zum Scherz.......

»Wir haben die Wände in ihrem Raum extra weiß gelassen, damit sie die Flächen selbst gestalten können«, drang plötzlich die Stimme von Herrn Butterbeck an mein Ohr. »Richten sie sich hier im Atelier ganz nach ihrem Geschmack ein!«

Wie denn, was denn? Ganz nach meinem Geschmack? Ja, für die Breitseite gegenüber der Flügeltür mit mattgeätzten Scheiben wäre Platz für einen großen Aubusson-Wandbehang, und über der Tür zum Flur ein Kandinsky. Ein Überkandinsky! Aber vor allem würde ich den Pittoresken Herrn am Nebentisch auswechseln, der sich schon wieder eifrig über seine Arbeit beugte, nachdem er kurz von mir Notiz genommen hatte. Streber! Die anderen Beiden waren lässig stehengeblieben, Frau Müller und Herr Fritsch.

War das ein Reinfall! Ich hatte mich darauf vorbereitet, endlich mit Gleichgesinnten zusammenzuarbeiten, und dann das! Herr Fritsch strahlte Seriosität aus, schwarz gewandet von der Brille bis zur Sohle. Merinopullover mit Kragen und Knopfleiste, weißes Hemd mit dezenter Krawatte, teuer und unaufdringlich. Gepflegte Frisur, Naturlocke, noch einigermaßen winterfest. Aber diese Hornbrille über dem flotten, akkurat gemähten Schnäuzer im rundlichen Gesicht hätte nie eine Tunte getragen, so wahr mir Gott helfe!

Am nettesten schien mir noch diese Frau Müller. Von vorn war sie hübsch, auch wenn die Seitenansicht ein wenig den vorteilhaften Eindruck schmälerte, da ein klein wenig fehlendes Durchsetzungsvermögen in der Kinnpartie von ihrem Schöpfer angelegt worden war. (Also, vorsichtiger kann ich es jetzt nicht sagen, liebe Paula, auch wenn du mir ans Herz gewachsen bist. Dass der Fritsch dich immer als Henne karikiert hat, oder Milbenhuhn rief, ist wirklich nicht mir anzulasten. Und wenn wir schon bei dem unschmeichelhaften Vergleich bleiben wollen, bist du höchstens eine Glucke, unter deren Flügel sich gut sitzen lässt.)

Frau Müller mit i, also Mieler ausgesprochen, da sie aus der Tschechei stammte, wenn auch leider nicht verwandt mit dem bekannten Haushaltsgerätehersteller. Auch wenn sie sich jetzt in Zurückhaltung übte, so war ihre Gutmütigkeit unschwer zu erkennen. Freundlich sah sie aus. Sie wäre eine Alternative zu dem Modell neben mir gewesen, aber leider saß sie hinter der Flügeltür zum Balkonzimmer, in dessen Erker sich Kollege Fritsch breitgemacht hatte. Sie pflegte auch die Pflanzen in den Blumenkästen und saß ein wenig verschanzt hinter den halbhohen Materialschränken, die den Raum teilten, und der raumhohen Schrankwand, hinter welcher eine Art Notflur in ein weiteres Büro führte, das jeder passieren musste, der die Werbeleitung aufsuchte, die bereits in der Nachbarwohnung lag. Die Türen zum Treppenhaus waren versiegelt und nur als Notausgang nutzbar, das machte den Slalom zu den Büros der herrschenden Kaste notwendig.

Der Chefdekorateur hatte hier sein Reich, zusammen mit der Sekretärin in einem Raum. Sehr intim. Sein Vorgesetzter dagegen hatte gleich drei Vorzimmerdamen. Zwei männliche, Werbeassistenten geheißen, und eine Sekretärin, deren Bluse eindeutig weibliche Sekundärmerkmale durchschimmern ließ. Dahinten saßen sie also, die Werbeassistunten! Ebenfalls halb verborgen durch Geschränk, der Meister hatte durch die meist geöffnete Flügeltür freien Blick auf die attraktive Arbeitskraft hinter der Schreibmaschine, die zudem als zarter aber energischer Prellbock zwischen Herrscher und hungriger Meute diente. Ganz am Ende seines riesigen Zimmers mit Blick zum Hof thronte der Boss wie Hitler in der Reichskanzlei, nur moderner. Später musste ich feststellen, dass er auch genau so gern brüllte wie der Irrwisch aus Austria, aber vorhin beim Begrüßungsgespräch hinter verschlossener Tür hatte er sich äußerst jovial gezeigt.

Ein wenig theatralisch hatte sein Büro auf mich gewirkt mit den aufgestapelten Mustern und Versatzstücken, die in scheinbarem Durcheinander höchst abgezirkelt umherstanden. Sie standen allesamt auf der linken Seite, sozusagen als Work in Progress, während rechterhand ein flaches Regal in die Tiefe des Raumes führte, gefüllt mit Kunstbänden und Schöner Wohnen-Periodika rund um den Globus, und die selbstverständlich nach Farbe sortiert. Einige lagen natürlich wie rein zufällig herum, halb aufgeschlagen und erst wieder zu, wenn die Staubschicht störte.

Ein großer Konferenztisch in der Mitte, zusammengeschoben aus vier normalen Resopaltischen, aber Charles Eames-Stühle drumrum. Und ein Designerschreibtisch als Schanze, als letzte Hürde sozusagen, denn von einer Schanze hatte er auch gesprochen, vorhin, bei dem vertraulichen Gespräch, welches wir miteinander geführt hatten.

Von einer Schanze für mich hatte er gesprochen, vorausgesetzt, ich ergriffe nicht die Chance, um an seinem Stuhl zu sägen. Natürlich hatte er es etwas blumiger umschrieben und von Sprungbrett auf seinen Rücken gesprochen. Diesbezüglich hatte ich ihn beruhigen können, so karrieregeil wie er war ich schon lange nicht, und von Meuchelmord hielt mich meine Erziehung ab.

Er sähe es gerne, wenn ich Anweisungen aus dem Schatz meiner Erfahrungen gäbe, aber direkt weisungsbefugt war einzig er. Er hatte das letzte Wort, und das Vorwort auch, und meine Anweisungen erhielt ich ausschließlich von ihm. Und schon lange nicht von Chefdekorateur, der sich immer wieder ungefragt einmischte und ausdrücklich nicht befugt war, mir Anweisungen anzuweisen, in diesem ganzen Weisenhaus. Dieser gewisse Herr mit dem Namen, na, sagen wir mal: Herr Bukett, sei ohnehin eine Pfeife, vorsichtig ausgedrückt. Und überhaupt herrschte hier im allgemeinen ein rauher Ton, der vielleicht ein wenig gewöhnungsbedürftig sein könnte.

Mit den Namen ist es immer so eine Sache, mancher fühlt sich auf den Schlips getreten, deshalb versichere ich sie und ihnen: Was ich erzähle ist reine Fiktion. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und die Handlung ist allein der Phantasie des Autors entsprungen. Das einzige, was sich nicht wegdiskutieren lässt, sind die neuneinhalb Jahre als Angestellter dieses hohen Hauses, und das der Autor auch schon zuvor unter einer Persönlichkeitsstörung litt.

Danach hatte sich mein neuer Boss noch einem anderen wichtigen Thema zugewandt und mich regelrecht beschworen, nur ja nicht über mein Gehalt zu reden. Mit niemanden! Am Besten auch nicht mit der Ehefrau (hoho), oder dem Finanzamt (hihi - wusste der Blödmann nicht, dass die Steuern direkt von der Buchhaltung abgeführt wurden?) und nicht unter Folter. Er hatte bereits größte Mühe gehabt, die Summe durchzusetzen, und mein Lohn sei nur durch ein Grundgehalt mit allerlei Funktionszulagen ermöglicht worden, und darüber zu reden käme einer Art Hochverrat gleich. (Mit wahrscheinlich tödlichen Folgen, so dramatisch wie er geklungen hatte.) Lohn blieb ein Geheimnis, und ich war der Mann mit geheimer Mission. Woraus die bestehen sollte, war mir allerdings ein wenig unklar geblieben.

Danach hat er mir noch viel Erfolg gewünscht. Und nun standen wir vor der jungfräulichen weißen Wand und ich überlegte, was ich hinhängen sollte, während der Typ neben mir unermüdlich einen Bogen Transparentpapier bekritzelte. Am Besten wohl mich selbst, dann wäre die Belegschaft noch am ehesten zufrieden gewesen – jedoch von diesem Gedanken nahm ich wieder Abstand. Da nehme ich doch lieber Andy. Andy Warhol mit Marilyn Monroe als Gruppenbild im Halbkreis aufgestellt. Vielfarbig, dynamisch, am besten in echt.

»Bestellen Sie, was Sie brauchen«, unterbrach mein neuer Boss den kreativen Moment. Tatsächlich? Ich brauchte Schönheit um mich herum. Am besten männliche. Der eine von den beiden Werbeassistenten hätte mir zugesagt, nur flüchtig waren wir bekanntgemacht worden, aber oho. Das war doch wohl das Schönste, was mir seit Jahren untergekommen war. Da verblasste ja selbst mein Ami mit dem Schelmenblick. Den blonden Adonis könnte ich schon gut gebrauchen, wäre er auch noch so doof. Allein sein Anblick würde mich erheitern, zu früher Morgenstund und auch gern am Abend. Doof war der bestimmt nicht, mit dem schnellen Blick, mit welchem er mich taxiert hatte, um dann freundlich loszulächeln. Der andere, na ja, war nicht ganz so schön gewesen, mit der Brille auf den karottenroten Sommersprossen der Nase. Oder war das Akne gewesen? Irgendwie hatte ich gar nicht so genau hingeschaut, geblendet von so viel Anmut des schöneren Werbeassistenten. Mann, war das ein Mann!

»Frau Müller hier, nimmt ihre diesbezüglichen Wünsche entgegen«, fuhr Butterbeck fort. Na toll! Weg mit dem Ding am Nachbartisch und her mit den jungen Franzosen.

Vorhin hatte ich ihn höflich interessiert gefragt, was er denn da mache, denn der Riesenstapel Transparentpapieres mit irgendwelchen Kritzeleien darauf hatte mich neugierig gemacht. Kreuze hier, Kreuze da. Wahlnacht war auch nicht, und da erkundigt man sich schon mal.

»Ick mach in Teletext!«, hatte er mir verdrossen geantwortet.

Aha, davon hatte ich andeutungsweise etwas gehört. Die Post unternahm einen Feldversuch in Berlin in überschaubaren Rahmen. Berlin, der beliebte Testmarkt unter uns Werbefachleuten Nansen1 genannt, wurde in ein neuartiges Kommunikationsprogramm eingebunden, von welchem wahre Wunderdinge zu vernehmen waren. Per Teletext wurden Bestellungen aufgegeben, die Hebamme gerufen, die Steuererklärung ausgefüllt und mit dem Hund Gassi gegangen, und alles im Fernsehen.

»Und was sind das für Kreuzchen, die sie da machen?« wagte ich noch einmal nachzuhaken.

»Det sin Pixel. Allet Pixel!«

Danach hatte er sich sofort wieder über die Arbeit gekrümmt, verärgert darüber, dass ich seinen demonstrativen Eifer mit einer Frage unterbrochen hatte.

Pixel??? - Was meinte der Mann damit? Doch wohl kaum die gelblichen Dinger an seinem Kinn. Computer hatten Pixel, glaubte ich mich zu erinnern. Wir schrieben 1980, und kein Mensch stand mit dem Pixel auf du und du, so wie heute. Pixelhaube? Schließlich war man hier in Preußen.

Deshalb hatte ich auch nur: »Aha« gesagt und beschlossen, mich später schlau zu machen. Wer verliert schon gern sein Gesicht, gleich am ersten Tag.

»Da ist ihnen gerade etwas runtergefallen!« Frau Müller war aber wirklich aufmerksam. Ein Wunschmädel mit geradezu hellseherischen Kräften. Verwirrt blickte ich zu Boden. Tatsächlich, die dezente Brosche an meiner Bluse hatte sich verabschiedet. Die Vorfreude, endlich im Kreis von Tunten zu wirken, hatte mich bewogen, ein Zeichen am Revers zu setzen. Das war hier, bei den neuen Kollegen, vielleicht auch gerade nicht so unbedingt notwendig.

Nur bei dem einen da, hätte ich mir soviel Geschmeide ans Hemd gebammelt, dass die Brusttaschen ausgerissen wären, aus Furcht, übersehen zu werden. Und nun machte auch noch Frau Müller dem Wunschtraum ein Ende, indem sie von Materialbestellung sprach. Material, dass ich nicht lache.

Praterial war wünschenswert!

Türe klapp. Ein kleiner Herr mit schütterem Haar und ebensolchem Anzug wuselte mit Trippelschritten in den Raum, ein hochkünstlerisches Lächeln wie angenagelt auf den Lippen. Mit Augen wie ein Frettchen, die unablässig hin und her schweiften, als müsste er sich absichern, dass keine Greifvögel ihn als Beute erwählten. Mit schnellem Blick erfasste er die Situation. Der Neue!

»Ach, Sie kommen mir ja wie gerufen!«, polterte mein neuer Boss los. Dem sich in sicheren Abstand haltenden Dazugetrippelten war anzumerken, dass er solcherlei nicht oft zu hören bekam, und wenn, war es meist mit Unannehmlichkeiten verbunden. Schon war er auf der Hut.

»Det könn' sie ma übernehmen. Zeigense dem Herrn Görlitz ma in Ruhe det janze Haus und jehn dann mit ihm nett ne Tasse Kaffee trinken. Seinse so nett, Herr Bukett!«

Aha, das war also der Herr Chefdekorateur, die Pfeife. Artig gab ich ihm meine Hand, die er mit schlaffen Gegendruck erwiderte, wobei sein Lächeln noch etwas zuckriger wurde. Strahlsüß.

Eine förmliche Vorstellung hielt Butterbeck anscheinend nicht mehr vonnöten. Der Mann wusste ohnehin, wer ich war.

»Ick hab gerade eilig wat zu tun, da kommse mir gerade recht. Und lassense sich Zeit. Wir sehen uns später, wenn ick durch bin.«

Wo durch, das ließ unser Boss offen, um danach gutgelaunt, dass er dem Neuen nicht den ganzen Palazzo persönlich vorführen musste, in seine Räumlichkeiten zu entschwinden.

Da stand ich nun, mutterseelenallein, wenn man von Frau Müller und dem feixenden Rest einmal absah, einem wildfremden Chefdekorateur gegenüber, dem gerade die Ungeheuerlichkeit zugemutet worden war, den Museumsführer für einen einfachen Mitarbeiter zu spielen. Na prima. Oberprima würde Claudia jetzt wieder sagen.

Wir wurden dann auch keine Freunde, obwohl der Mann zu unserer Community gehörte, wie unschwer festzustellen war. Auch nicht bei der gemütlichen Tasse Kaffee, bei der wir uns vom Schnelldurchlauf erholten, um danach den zweiten Teil der Blitzbesichtigung zu durchlaufen. Er musste auch noch aus eigener Tasche zahlen, weil Butterbeck vergaß, seine Ausgaben zu regulieren, wie ich später hörte. Nein, so direkt mochten wir uns beide wohl nicht so recht. (Wie übrigens niemand aus der ganzen Dekorationsabteilung, wo immer mal wieder Mordpläne geschmiedet wurden.)

Ich hatte meine Zigarette nur halb geraucht, als er schon eilig nach dem Kellner winkte, um den zweiten Teil der Tour an meiner Seite zu durchhuschen. So blieb mir nichts anderes übrig, als ihn im allgemeinen Gewühl zu verlieren, um zu meiner Tasse Kaffee und der Zigarette zurückzukehren. Schließlich hatte der Alte gesagt, wir sollten es langsam angehen lassen. Herr Bukett war mir einfach zu flink.

Mittags setzte ich mich in die Kantine, weil ich nicht elitär mit den Abteilungsleitern am reservierten in der Silberterrasse speisen wollte, und erfreute mich am einfachen Mahl am Tisch der Dekorateure, wo übrigens auch Frau Müller ein Wiedersehen mit mir hatte.

Am späteren Nachmittag gab es dann auch ein Treffen mit dem Boss, der mir seine Wünsche nun näher erläuterte.

»Machen sie mir einen Ausverkauf. Eine Riesenrasen-Aktion unter dem Motto Goldene Zeiten. Goldene Zeiten im KaDeWe! Machen sie was Irres und trimmen sie sich dabei auf den Stil des Hauses.« Dazu zeigte er einige Druckbeispiele, Gold in Gold. Glanzgold auf Mattgold. Kaum zu lesen, aber toll. Goldene Zeiten eben.

Genau das, was mir bevorstand.

Sandburgen & Luftschlösser - Teil 3

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