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Dünwald bei Mülheim 14. Die Eichelsaat

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Wie waren die Mönche zu Dünwald so klug!

Sie suchten in den Briefen und fanden genug:

In alter Pergamente gebräunter Schrift

Lasen sie von mancher blökenden Trift.

Sie zeigten auch dem Junker zu Schlebusch eins

Im krausen Stile guten Klosterlateins:

Des Klosters seien, wie da geschrieben stand,

Wohl hundert Morgen von des Junkers Land.

Das begriff der schlichte biedre Junker schwer:

Was er besessen von Urvätern her,

Worauf er geerntet so lang' und so viel,

Wie der Acker plötzlich dem Kloster verfiel.

Der Prior brachte den Handel vor Gericht;

Da wußten sich die Schöffen zu raten nicht.

Der Schultheiß dingte so manche Tagefahrt:

Der Verwicklung wurde kein Ende gewahrt.

Zuletzt der Junker übeln Mut gewann,

Als ihm die Mönche drohten mit Acht und mit Bann.

Man schürt' ihm von der Kanzel die Hölle so heiß:

Er dacht', ich will bezahlen das Lügengeschmeiß.

„Wohlan, ich biete die Hand zum Frieden dar,

Ihr sollt besitzen, was niemals euer war;

Doch weil ich ungezwungen euch Abstand tat,

So sei mir bewilligt noch eine letzte Saat.“

Da schmunzelten die Brüder und schlugen ein.

Den Vergleich verbrieften die Schöffen fein,

Ihn bestärkten beide mit heiligem Schwur;

Jedweder zufrieden dann nach Hause fuhr.

Das währte von Weihnachten bis Hagelzeit:

Da pflegen die Gläub'gen noch jetzt weit und breit

Mit Kreuz und Fahne die Felder zu umgehn,

Den Himmel um Gedeihen der Saaten zu flehn.

Als sie nun kamen an das streitige Feld,

Das im Herbst der Junker zuletzt bestellt,

Wohl haben die Mönche neugierig hingeschaut,

Was doch auf ihrem Acker für Frucht sei gebaut?

„Zartgrüne Blättchen, buchtig ausgeschweift –

Was ist's, das der Ernte hier entgegenreift?

Es ist nicht Korn noch Weizen – o Schmach, in der Tat!

Wie sind wir betrogen, es ist Eichelsaat!

Uns wird kein Zahn mehr schmerzen, wenn man sie mäht:

Ein Fuchs ist der Junker, das sehn wir jetzt zu spät.

Was hilft uns, zu verschreien den häßlichen Streich?

Zu deutlich redet der unsel'ge Vergleich.“ –

Aber lustig wuchsen die Eichen empor,

Bald knallte dort im Grünen des Junkers Rohr,

Noch sah er zur Lohe schälen manchen Schaft,

Er trank sich noch Stärkung aus braunem Eichelsaft.

Als aber weiter stürmte die Zeit im Saus,

Die Wipfel schauten über das Klosterhaus,

Da sahn sie grüne Gräber, wo längst in Ruh'

Abt und Prior schliefen und die Mönche dazu.

Und höher hob sich der stolze Eichenforst;

Und als die graue Rinde verkrustend borst,

Da schüttelten die Kronen ihr herbstlich Laub

Auf des Klosters Mauern in Schutt und Staub.

K. S. [Karl Simrock]

Sagen aus dem Rheinland

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