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17. St. Cordula
ОглавлениеAls die elftausend Jungfraun wert
Erlagen vor der Hunnen Schwert,
Im Schrecken flüchtete sich eine,
Das war eine stolze Magd so reine,
Mit Namen Cordula genannt,
Die Schönste weit ob allem Land.
Verborgen bis zur Morgenstunde
Lag sie in eines Schiffes Grunde;
Doch wie sie dort in Ängsten lag,
Da sah sie zwischen Nacht und Tag
Der Schwestern Seelen aufwärts streben,
Sich höher, immer höher heben.
Nun tat sich auf des Himmels Tor
Und heil'ge Engel flogen hervor,
Die krönten die Seelen allzugleich
Und führten sie zu Gottes Reich
Mit großen Freuden und mit Sange.
Fürwahr, hier hab' ich allzulange
Gelegen, rief die schöne Magd,
Zu lang' der Himmelslust entsagt.
Gott aller Welten König hehr,
Mich reuet meine Sünde sehr,
Hilf, lieber Jesus, hilf mir hin
Zu deines Himmelreichs Gewinn.
Ich will mich Etzels Schwertern stellen,
Freudig folgen meinen Gesellen,
Nicht fürchten Schuß, Stich oder Schlag,
So ich deine Huld erwerben mag.
Wer soll sich nicht der Welt begeben,
Dort ewiglich bei dir zu leben!
Da ging St. Cordula ans Land
Und ward erschlagen allzuhand;
Nicht ferne war es von dem Rhein,
Wo sie erlitt des Todes Pein.
Also erwarb die reine Maid
Des nächsten Tags die Seligkeit,
Da ihre Gesellen waren gestorben,
Die vor ihr Gottes Reich erworben.
Nun hört, was auf denselben Tag,
Da Cordula dem Schwert erlag,
Dem Hunnenkönige geschah,
Welch entsetzliches Gesicht er sah:
Dem Könige ließ Gott erscheinen,
Dazu dem ganzen Heer der Seinen,
Bei offnen Augen so groß ein Heer,
Daß er schändlich sonder Gegenwehr,
So war der Schreck in ihn gefahren,
Von Köln entfloh mit seinen Scharen.
Nach Meister G. Hagens Reimchronik.