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Tanzende Schutzgötter an der Kreuzung – die lares compitales

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Die starke Politisierung der vici war Teil und Ausdruck der innenpolitischen Krise, die die Geschichte Roms in der ausgehenden Republik mit ihrer Lagerbildung zwischen Popularen und Optimaten prägte. Der eigentlichen Bedeutung und dem eigentlichen Wesen der vici werden diese Zuspitzung und Verengung indes nicht gerecht. In seinem Kern war der vicus ein zunächst relativ lockerer Nachbarschaftsverband, der durch die Topographie – man wohnte an oder im Umfeld einer Durchgangsstraße – und eine religiöse Klammer zusammengehalten wurde. Diese Klammer waren die Laren-Schreine an einem zentralen compitum, einer Kreuzung zweier oder mehrerer Straßen.

So wie jede Familie ihren persönlichen Schutzgott, den lar familiaris – oder auch mehrere lares – hatte, so waren andere Laren auch für Kollektive zuständig. Die lares compitales galten als Schutzgottheiten ihres Bezirks. Als solche schufen sie eine Gemeinschaft, der sie ihren Schutz angedeihen ließen; die Gemeinschaft erkannte sie ihrerseits aber auch im Sinne der typisch römischen do, ut des-Mentalität als Beschützer an, und diese Anerkennung musste sie mit gelegentlichen Opfergaben zum Ausdruck bringen. Die Schreine, in denen die Laren, oft als Tänzer mit Trinkhorn dargestellt, verehrt wurden, waren nicht besonders spektakulär; das konnten kleine tempelartige Kapellen (aediculae) sein, manchmal aber auch nur auf eine Mauer aufgetragene Fresken mit Schutzdach.

Nicht selten lagen diese Laren-Altäre an Kreuzungen auch in der Nähe von Wasserbecken – zwei Orte, an denen man miteinander ins Gespräch kam und ein vicus-Gemeinschaftsgefühl aufbaute und stärkte. Die Hauptkreuzung des vicus wurde auf diese Weise zu einer wichtigen Kontaktstelle, sicher auch zu einer Art Nachrichtenbörse und vor allem in unruhigen Zeiten zu einem Stimmungsbarometer, das Sorgen, Ärger, Erwartungen und Hoffnungen anzeigte. Die Identifikation der vicus-Bewohner mit ihrem Kiez dürfte einigermaßen stark und jedenfalls selbstverständlich gewesen sein. Traf man andere Römer, so lag es nahe, sich nach dem vicus zu erkundigen, in dem sie wohnten.

Ob es mehrmals im Laufe eines Jahres organisierte vicus-Geselligkeit gegeben hat, ist nicht überliefert, aber nicht unwahrscheinlich. Ganz sicher feierte man indes um die Jahreswende mit den Compitalia ein großes Fest zu Ehren der lares compitales. Der Termin variierte; er wurde vom zuständigen Praetor bestimmt und den verantwortlichen vicomagistri, den „Leitern des vicus“, acht Tage zuvor mitgeteilt – so rechtzeitig, dass sie die Feierlichkeiten vorbereiten konnten. Für drei Jahre sind genaue Daten bekannt: Im Jahr 67 v. Chr. wurden die Compitalia am 29. Dezember gefeiert, im Jahr 58 v. Chr. am 1. Januar und im Jahr 50 v. Chr. am 2. Januar.

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