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TURBA Fußgängerstaus, Verkehrschaos, Straßenlärm
ОглавлениеBesuche bei kranken Freunden – kein Problem! Der eine wohnt auf dem Quirinalshügel, der andere ganz am Ende des Aventins: Ungefähr 3,5 km liegen dazwischen (heute eine grobe Orientierung: der Trevi-Brunnen im Norden und die Cestius-Pyramide im Süden). Eine ganz ordentliche Entfernung, findet Horaz. „Aber die Straßen sind breit und frei“, lässt er einen fiktiven Gesprächspartner zu Wort kommen, „sodass (auch) dem Nachdenklichen nichts im Wege steht!“1
Den Sarkasmus der zugrundeliegenden Vorstellung – gemütlicher Stadtspaziergang mit Ideensammlung zum Dichten – deckt Horaz in den folgenden Versen schonungslos auf: „Ja klar, kein Problem! Da hetzt rücksichtslos ein Bauunternehmer mit seinen Maultieren und Lastenträgern über die Straße, dort hievt ein Kran bald einen Steinblock, bald einen Riesenbalken in die Höhe, düstere Leichenzüge liegen im Clinch mit schweren Lastfuhrwerken. Hier ist ein tollwütiger Hund auf der Flucht, dort rast eine schmutzstarrende Sau vorbei.“ Alles kein Problem? Vielleicht doch, heißt das ernüchternde Fazit: „Geh nun hin und überlege dir wohlklingende Verse!“2
Literarisch kreativ sein auf diesen ach so freien Straßen? Hinzu kommt ja noch der Krach, der einen in Rom Tag und Nacht umdröhnt – im Lateinischen steht da der Plural, um unterschiedliche Lärmquellen zu beklagen (strepitus nocturnos atque diurnos).3 Schließlich das zusammenfassende Finale der heftigen Eindrücke, die auf jeden niederprasseln, der in diesem Moloch Rom unterwegs ist: Er sieht sich umtost von fluctus und tempestates urbis, den „Fluten und Stürmen der Großstadt“.4