Читать книгу Latein - da geht noch was! - Karl-Wilhelm Weeber - Страница 31

Vorlage für Fellinis Kultfilm „Satyricon“

Оглавление

Genau das. Die Rede ist von den „Satyrica“ Petrons (1. Jahrhundert n. Chr.). Genauer gesagt, der bekanntesten Episode daraus. Das ist die Cena Trimalchionis, das „Gastmahl des Trimalchio“. Sie diente Fellini als Vorlage für seinen Kultfilm „Satyricon“, ist aber, was Sex-Szenen angeht, im Unterschied zum Film gänzlich jugendfrei. Es gibt kaum eine Romanfigur, die von schwüler Erotik weiter entfernt wäre als Trimalchio. Selbst wenn es stimmen sollte, dass Geld sexy macht, bringt Trimalchio es durch seine buchhalterische Mentalität und das Herumreiten auf seiner Erfolgsstory fertig, jedes sinnliche Gefühl im Keim zu ersticken. Das hat Fellini ganz anders in Szene gesetzt.

Darüber echauffierten sich manche Kritiker im Jahre 1969 – was wegen der künstlerischen Freiheit eines Regisseurs reichlich borniert war, zumal er ja keinen Dokumentarfilm oder eine Literaturverfilmung anstrebte. Außerdem regten sich manche Kritiker und Zuschauer über den „vulgären“ Humor und die derbe Sprache in einigen Filmsequenzen auf. Trimalchio geht aufs Klo und kündigt das auch so an, um nach der Rückkehr sehr plastisch über Verdauungsprobleme und Flatulenzen zu parlieren; ein Gast bescheinigt einem anderen, er sei „seine eigene Pisse nicht wert“; zwei betrunkene alte Schachteln tauschen (harmlose) Küsse aus; Trimalchio verbietet seinem Bildhauer anlässlich eines vor allen Gästen lautstark und handgreiflich ausgetragenen Ehekrachs, eine Statue seiner Frau auf seinem Grabmal anzubringen, „damit mir wenigstens, wenn ich tot bin, der ganze Zank erspart bleibt“. All das sei doch reichlich unter der Gürtellinie des guten Geschmacks, regten sich einige Leute auf.

Wer das degoutant fand und Fellini ankreidete, hätte mal besser in den lateinischen Originaltext geschaut: Das alles ist nicht Fellini, sondern Petron. Und das alles ist natürlich Teil jener tiefen Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, die für den Protagonisten Trimalchio typisch ist und die, wenn man sekundenweise Mitleid mit ihm verspürt, die Tragik seines Lebens ausmacht. Womit wir ihm, dem Täter, aber keineswegs eine Opferrolle zuschreiben wollen.

Latein - da geht noch was!

Подняться наверх