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Sänften- und Lastenträger, Packesel und Opfertiere – Hindernisse und Ärgernisse

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Zu den überfüllten Straßen trugen natürlich nicht nur Menschen allein bei. Reiche Leute ließen sich in Sänften und auf Tragsesseln befördern und nahmen damit erheblich mehr Verkehrsfläche in Anspruch als Fußgänger. Zu jeder Sänfte gehörten sechs bis acht lecticarii, „Sänftenträger“, deren Stabilität sich auch im Beiseitedrängen von Passanten bewährte: Der gemütlich über den Köpfen des Volkes dahingleitende Sänftenbesitzer kam jedenfalls, schenkt man Juvenal Glauben, schneller ans Ziel.15 Freilich waren nicht allzu viele Sänften unterwegs, zumal es in der frühen Kaiserzeit wohl einige Restriktionen in deren Gebrauch gab.16

Viel größere Hindernisse waren die Karren, auf denen Waren aller Art befördert wurden, von Menschen geführte wie auch von Tieren gezogene. Auf manchen Straßen waren lange Kolonnen von Maultieren unterwegs, die man kaum überholen konnte, weil der Verkehr zu dicht und die Fahrbahn zu eng war.17 Nicht selten gerieten diese Züge (mandrae) an Engstellen oder in Kurven ins Stocken – mit der entsprechenden „Begleitmusik“ der fluchenden und schreienden Maultiertreiber.18

Packtiere und Träger verstopften die Straßen ebenfalls. Auch wenn sie in den Antike-Vorstellungen der meisten Menschen nicht vorkommen: Sackträger, saccarii, und Lastenschlepper, geruli, gehörten zur allgegenwärtigen, unabdingbaren Infrastruktur des Warentransports, zumal in den vielen engen Gassen und auf Treppen-Wegen. Wer schweres Gepäck oder große Mengen eingekauft hatte, konnte Träger auch für kurze Zeit mieten. Sicher waren nicht alle so selbstbewusste „Proletarier“ wie der Lohnarbeiter Corax in Petrons Roman. Der beschwert sich heftig über das Tempo seiner Auftraggeber und droht damit, ihr Gepäck einfach hinzuwerfen: „Ich habe mich als Mensch vermietet, nicht als Gaul! Ich bin nicht weniger frei als ihr, auch wenn mein Vater mich arm zurückgelassen hat!“19

Um Maultiere, Esel und in geringem Umfang Pferde, die als Lasttiere eingesetzt waren, zu be- und zu entladen, brauchte man Platz. Man denke nur an die vielen häufig in zweiter Reihe parkenden Lieferdienste heute, um ermessen zu können, welches Hindernis-Potential diese Tiere darstellten, auch und gerade wenn sie nicht in Bewegung waren. Die Gesamtzahl der in Rom eingesetzten Tragetiere wird ganz grob auf 5000 bis 10 000 geschätzt. Wo sie in Ruhezeiten untergebracht waren – die meisten wohl in Ställen an der Peripherie der Stadt –, ist wenig erforscht, auch weil man Tierknochen bei archäologischen Ausgrabungen lange Zeit nicht registriert, sondern einfach weggeworfen hat.

Eine erhebliche Anzahl von Tieren, die tagtäglich zur Verstopfung der Straßen beitrugen, war dazu bestimmt, an innerstädtischen Altären geopfert zu werden. Auch hier liegen nur grobe Schätzungen vor: Pro Jahr „verbrauchte“ die Hauptstadt zwischen 20 000 und 50 000 Opfertiere, d. h. täglich zwischen 55 und 135.20 Und sicherlich wechselten auf Märkten nicht wenige Tiere auch als „Lebendfleisch“ den Besitzer – die dreckverschmierte Sau, die Horaz vor den Füßen herumlief,21 könnte sich vor einem solchen Verkauf in Sicherheit gebracht haben.

Die Straßen von Rom

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