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Brände, Hauseinstürze, Überschwemmungen –­Verkehrsstockungen durch Unglücke

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Zur Kategorie „Zufall“ zählen auch die bereits angesprochenen vielen Unglücksfälle, die mit der regelmäßigen Kombination incendium et ruina erwähnt werden, „Brand und Einsturz (von Häusern)“.48 Beides waren Geißeln des städtischen Lebens, die Tag für Tag Opfer forderten und Menschen ins Unglück stürzten. Überlebten sie den Einsturz ihres Wohnhauses, so standen sie vor dem Nichts, weil sie außer ihrem nackten Leben alles verloren hatten. Bei aller Empathie für die Leidtragenden dieser persönlichen Katastrophen, die sich tatsächlich regelmäßig ereigneten, muss in unserem Zusammenhang auch der Hinweis gestattet sein, dass sich mit diesen Unglücksfällen auch empfindliche Störungen des normalen Verkehrs in der Hauptstadt verbanden. Da war die eine Straße unpassierbar, die andere von Rettern und ihrem Material blockiert, und auf den Ausweichrouten staute sich die Verkehr wieder einmal so heftig auf, dass die Menschen in wüste Flüche und aggressives Verhalten gegenüber ihren „Konkurrenten“ ausbrachen – ohne zu wissen, dass es andere erheblich schlimmer erwischt hatte als alle, die sich „nur“ über die Verkehrsstockungen ärgerten und aufregten…

Während Brände und Hauseinstürze geradezu als Alltagskatastrophen gelten mussten, waren Tiberüberschwemmungen vergleichsweise selten. Als Faustformel konnte man in jeder Generation mit einer Riesenüberschwemmung rechnen, die dann weite Teile des westlichen Stadtgebiets oftmals bis zum Forum Romanum heimsuchte, sodass „die Stadt drei Tage lang schiffbar war“ – so Cassius Dio zur Katastrophe des Jahres 23 v. Chr.49 Auch wenn das Hochwasser meist binnen weniger Tage abgelaufen war, blieben gewaltige Schäden zurück: Zerstörte Brücken, unterspülte und fortgerissene Häuser, eingestürzte Gebäude und kaputte, unpassierbare Straßen. Neben den Tiber-nahen Straßen um das Forum Boarium, den Circus Maximus und die südwestlich ans Forum angrenzenden Routen war die Via Lata/Flaminia, die heutige Via del Corso, als wichtigste Verbindung zwischen dem Zentrum und dem Norden regelmäßig am meisten vom Hochwasser betroffen.50 Roms Stadthafen war dann über Tage hinweg von der City abgeschnitten, und auch die großen Warenspeicher (horrea) am Emporium waren nicht zugänglich. Zudem bestand die Gefahr, dass eingelagertes Getreide nass und damit unbrauchbar wurde. Tatsächlich weiteten sich einzelne Flutkatastrophen auch zu Hungerkrisen aus.51

Was die Straßen als Kommunikations- und Versorgungsadern der Großstadt anging, war man gegenüber der Naturgewalt jahrtausendelang machtlos. Das änderte sich erst im späten 19. Jahrhundert, als der Tiber im Stadtgebiet mit hohen Ufermauern stark kanalisiert wurde. Den Plan des Jahres 15 n. Chr., die Hauptstadt durch eine Ableitung von Nebenflüssen vor den verheerenden Fluten des Tibers zu schützen, gab eine Untersuchungskommission des Senats rasch wieder auf. Es gab Proteste anderer Anliegergemeinden und auch religiöse Bedenken, aber das Projekt wäre wohl auch technisch nicht zu realisieren gewesen.52 Der einzige Trost auch für die von Straßensperrungen betroffenen Römer war indes die Tatsache, dass Tiberüberschwemmungen eine – wenn auch gefährliche – Ausnahmesituation waren und es erfahrungsgemäß viele Jahre „gut ging“.53

Die Straßen von Rom

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