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Architektonische Prachtentfaltung als Herrschaftsprogramm – eine „Garantie“ für Großbaustellen

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Die Entlastung des Verkehrs durch das Tagesfahrverbot dürfte spürbar gewesen sein (auch wenn Handkarren und ähnlich kleine Gefährte wohl ausgenommen waren; das ist allerdings in der Wissenschaft strittig). Aber dies sorgte dennoch nicht für „freie“ Straßen ohne Schwerlastverkehr. Denn mit Beginn der Kaiserzeit nahm die öffentliche Bautätigkeit in Rom sprunghaft zu. Augustus legte ein Bauprogramm nach dem anderen auf; die maiestas Roms in repräsentativen Bauten erstrahlen zu lassen wurde zu einer wesentlichen Stütze seines Herrschaftskonzepts. Magnificentia publica, „Prachtentfaltung in der Öffentlichkeit“, und Bautenluxus waren Botschaften ans Volk: Der architektonisch verschwenderisch ausgebaute Sitz des Weltenherrschers sollte die Bürger mit Stolz und Zuversicht für das neue „Goldene Zeitalter“ erfüllen und dem Kaiser als Garanten des überall sichtbaren Aufschwungs Popularität verschaffen.

„Schmücke diese unsere Hauptstadt mit aller Pracht!“, soll Maecenas seinem „Chef“ Augustus geraten haben, und auch der Architekturschriftsteller Vitruv empfahl „die dem allgemeinen Nutzen dienende Anlage öffentlicher Bauten“ geradezu als Rezept für Herrschaftssicherung und Zufriedenheit der Bürger.31 In der Tat wurde die Hauptstadt binnen weniger Jahrzehnte architektonisch in mancher Hinsicht nicht nur verschönert,32 sondern nachgerade umgekrempelt.33

Das blieb während der nächsten Jahrhunderte tendenziell so. Die Kaiser wetteiferten mit ihren Vorgängern im Bau von Tempeln und Foren, Thermen und Stätten der Massenunterhaltung, Säulenhallen und Ehrenmonumenten. Ein Großteil der Architektur des antiken Roms, die wir heute als Touristen anschauen und bestaunen, entstand in den ersten drei Jahrhunderten unserer Zeitrechnung, häufig in bewundernswert schneller Bauzeit, aber nie ohne Großbaustellen, die Teile der City stark beanspruchten und den Verkehr auf wichtigen Straßen für Tage, Wochen oder sogar Monate massiv einschränkten oder sogar lahmlegten. Von diesen Verkehrsbehinderungen und Sperrungen findet sich in der Literatur kein Widerhall; Proteste, die heutzutage sicher zu erwarten wären, hat es nicht gegeben oder jedenfalls nicht in so nennenswertem Umfang, dass Historiker sie der Erwähnung für wert erachtet hätten. Vielmehr galt seit den Zeiten des Augustus das ungeschriebene Gesetz, dass sich die Bürger Roms mehr über die Fertigstellung öffentlicher Bauten freuten, zumal wenn sie mit der Ausweitung ihrer Freizeitmöglichkeiten verknüpft waren, als sie sich über die Behinderungen und Beeinträchtigungen ärgerten, die mit deren Bau verbunden waren.

Die Straßen von Rom

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