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Latein macht fit – und zwar für Deutsch

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Im Lateinunterricht wird übersetzt – und zwar aus dem Lateinischen ins Deutsche. Das Hinübersetzen ist weitgehend passé. Auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal – und es ist, wenn es sorgfältig geschieht, eine ständige Übung in Deutsch. Wie das? Weil es eine Form gelenkter sprachlicher Kreativität ist, bei der passende Begriffe im Deutschen für manche wenig spezifischen Allerweltsbegriffe im Lateinischen gefunden und typisch lateinische Konstruktionen umgeformt werden müssen, damit sie der deutschen Sprachnorm entsprechen. Diese Schulung in deutschem Wortschatz und deutscher Ausdrucksfähigkeit wird bei freien Sprachproduktionen wie Aufsätzen und Berichten nicht erreicht, weil man dort aufgrund der größeren Freiheit leicht „ausbüxen“ kann. Das lässt eine Übersetzung nicht zu.

Sie kennen aber Übersetzungsprodukte aus dem Lateinischen, deren latinisiertes, hölzernes Deutsch alles andere als kompetenzfördernd in der Muttersprache wirkt? Zugegeben, auf solche schrecklichen Aneinanderreihungen bloßer Wortgleichungen stößt man gelegentlich noch. Mit dem Anspruch, den das Fach Latein an sich selbst stellt und den auch die Lehrpläne aller Bundesländer dem Lateinunterricht abverlangen, haben solche Produkte indes nichts zu tun.

Die neuen digitalen Kommunikationsformen und die (nicht immer so) sozialen Medien haben ihre Vorzüge. Dass sie jedoch zu besonders guter, differenzierter Ausdrucksweise im Deutschen anleiten oder sogar sprachhygienischen Anforderungen genügen, hat noch niemand behauptet. Umso wichtiger erscheint ein Gegengewicht in Sachen Ausdrucksfähigkeit und Sprachschulung. Übersetzen ist ein solches Gegenprogramm. Wir zeigen es am Beispiel dreier lateinischer Begriffe auf (S. 79ff.).

Latein für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund oder, wie man politisch korrekter formuliert, mit der Zweitsprache Deutsch? Sollten sie nicht erst einmal „ordentlich Deutsch“ lernen? Ohne dass wir uns den damit verbundenen Vorbehalt grundsätzlich zu eigen machen, gibt es sicher im Einzelfall Anlass, die Frage zu stellen. Viel mehr Anlass gibt es indes, auf die kompensatorische Wirkung von Lateinlernen hinzuweisen: Ein aussichtsreicher Weg für Mehmet und Aylin zu besserem Deutsch führt just über Latein. Das zeigen, für viele überraschend, für Lateiner sehr einleuchtend, belastbare wissenschaftliche Untersuchungen (S. 97ff.).

Latein - da geht noch was!

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