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Bildungsprestige ja, Elitefach nein

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Haben Lateiner es nötig, den Bildungswert und den Nutzen ihres Faches dazulegen? Ja, selbstverständlich. Und sie tun es vielerorts ganz wunderbar, höchst engagiert und mit großem Erfolg. Universitäre Altphilologen, die darüber die Nase rümpfen, sollten nicht vergessen, dass es die Schulleute waren und sind, die ihre Hochschulstellen sichern. De facto jedenfalls. Das ist Latein und heißt „vom Tatsächlichen her“, wenn wir uns diese kleine Nutzanwendung erlauben dürfen.

Knapp 800.000 Lateinschülerinnen und -schüler gibt es zur Zeit, und das ohne nennenswerte politische Unterstützung, denn für Latein macht sich kaum ein Bildungspolitiker und schon gar keine Partei stark. Man hat offenbar Sorge, damit dem „Gestrigen“ zugerechnet zu werden. Die Zahl zeigt gleichwohl sehr eindrucksvoll, wie Latein gewissermaßen in der Mitte der Schul-Gesellschaft angekommen ist. Vom Image des Elitefachs, des Fachs für die Söhne und Töchter der „höheren Stände“, hat es sich gottlob gelöst. Auch aus sogenannten bildungsfernen Elternhäusern kommen seit einigen Jahrzehnten Lateinschüler – mag sein auch deshalb, weil Latein sich nach wie vor mit Bildungsprestige verbindet, sicher aber auch deswegen, weil der Lateinunterricht sich selbst nicht mehr als Elitefach definiert und sich in vieler Hinsicht geöffnet hat. In seiner Methodik und in den vermittelten Stoffen hat er deutlich an Schülerorientierung gewonnen.

Ein nicht nur vordergründiges Indiz dafür, dass Latein zumindest äußerlich den Anschluss an die Moderne gefunden hat, sind die Lehrbücher: Sie unterscheiden sich weder im Layout noch in der schülergerechten Art der Darbietung von Lerninhalten, weder in der Fülle an Zusatzmaterialien noch in der selbstverständlichen Verknüpfung mit digitalen Medien von denen anderer Fächer. Sie nehmen die großen Trends der Pädagogik auf – täten sie es nicht, würden sie von den Kulturministerien gar nicht erst zugelassen. Man muss das eigentlich gar nicht erwähnen, aber es gibt doch – sicher auch aufgrund mancher wenig ermutigender Latein-Erfahrungen aus früheren Zeiten – bei nicht wenigen Zeitgenossen den Verdacht, der Lateinunterricht sei medial kurz hinter den römischen Wachstäfelchen stehen geblieben. Computereinsatz im Lateinunterricht? Ja klar – erst recht, wenn man bedenkt, dass computare ein lateinisches Verb ist, „zusammenrechnen“. Und so lockern denn auch andere moderne Medien und „ungewöhnliche“ Unterrichtsformen den Lateinunterricht auf: Filme zum Beispiel (S. 248ff.) und Unterrichtsgänge zu den Römern vor Ort (S. 241ff.). Auch in dieser Hinsicht geht noch so einiges, und zwar schon seit einiger Zeit …

Latein - da geht noch was!

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