Читать книгу Latein - da geht noch was! - Karl-Wilhelm Weeber - Страница 11

Spannende Kulturgeschichte – nah und doch exotisch

Оглавление

Gleichzeitig erhalten auch sie – aber sie nicht allein – einen spannenden Einblick in die Welt der Römer, die in mancher Hinsicht die Grundlage Europas war. Die Römer haben die Geschichte und Kultur Europas bis heute geprägt. Diese Bildungsleistung des Faches Latein kommt in der öffentlichen Diskussion regelmäßig zu kurz: Latein ist nicht nur ein Sprach-, sondern auch ein Sachfach, das Basiswissen (und häufig noch deutlich mehr) über die Zivilisation der Römer vermittelt, und zwar erheblich umfassender, als es der Geschichtsunterricht tut. In Sachen antiker Kulturkunde – einschließlich griechischer Mythologie und anderer kultureller Leistungen der Griechen, die sich Rom zueigen gemacht hat – ist Latein ebenfalls konkurrenzlos. Um die lateinischen Texte zu verstehen, benötigt man Wissen über ihr geschichtliches und kulturelles Umfeld. Was die Landeskunde für den Unterricht in den modernen Fremdsprachen ist, ist die Kulturkunde für den Lateinunterricht.

Es ist kein Geheimnis, dass sich das Interesse mancher Schülerinnen und Schüler mehr auf diese römische Kulturkunde als auf die lateinische Sprache richtet. Sie kommen im modernen Lateinunterricht voll auf ihre Kosten. Er vermittelt ein anschauliches, abwechslungsreiches Bild römischer Lebenswelten. Dabei fallen manche Parallelen zu unserer heutigen Gesellschaft auf – z.B. der Schaugenuss und die Liebe zur Show, wie sie auch bei der römischen Massenunterhaltung im Vordergrund standen –, aber auch manches Fremde oder sogar exotisch Anmutende. Diese partielle Andersartigkeit der Antike weckt Neugier und fordert zum Vergleich mit der eigenen Gegenwart heraus.

Dass das Alte Rom aus heutiger Sicht nicht die Ansprüche erfüllt, die wir an eine humane Gesellschaft stellen – Stichworte Sklaverei, Menschenrechte, Rechtsstaat, Gleichstellung von Mann und Frau –, wird weder ausgeblendet noch beschönigt, sondern ist Gegenstand historischen Vergleichens, das man modisch, aber zutreffend auch einen interkulturellen Dialog nennen kann. Worum es im Lateinunterricht nicht geht, ist ein normatives, idealisiertes Römerbild. Keine Angst, wir wollen keine kleinen Römer backen, sondern eine Zivilisation erfahrbar machen, die uns fern und doch auch nah ist. Uvo Hölscher hat in Bezug auf die Antike vom „nächsten Fremden“ gesprochen. Auch die x-te Wiederholung dieser glücklichen Formulierung ändert nichts daran, dass sie nach wie vor zutrifft und die anregende, motivierende, mitunter auch verstörende Spannung beschreibt, die das Lateinische als Kulturkunde-Fach so interessant und beliebt macht. Auf damit verbundene didaktische Tücken gehen wir exemplarisch im Gladiatoren-Kapitel ein (S. 229ff.): Darf man mit solch menschenverachtenden „Spielen“ werben?

Latein als Sachfach – dieser Gesichtspunkt ist zum einen in der Unterrichtswirklichkeit immer wichtiger geworden, zum anderen wird er allgemein nicht so zur Kenntnis genommen, wie es seiner Bedeutung entspricht. Deshalb haben wir ihn zu einem Schwerpunkt dieses Buches gemacht: Graffiti im Alten Rom – gab es das? (S. 169ff.). Unser heutiger Kalender – ein römisches Erbe? (S. 204ff.). Kochen wie die alten Römer – kann das überhaupt schmecken? (S. 194ff.). Archäologie und Lateinunterricht – wie passt das zusammen? (S. 241ff). Diese und andere Kapitel zeigen, wie eng Latein und Kulturgeschichte zusammengehören. Der römische Alltag war vielseitiger und überraschender, als Sie denken. Genießen Sie Kostproben auch dieser Latein-Welt (S. 210ff.) – und erfahren Sie, warum „Klienten“ und „Prolos“, „joviale“ und „grazile“ Zeitgenossen, „Populisten“ und „Kandidaten“ ihre sprachliche Existenz allesamt den alten Römern und ihrer Sprache verdanken (S. 116ff.).

Latein - da geht noch was!

Подняться наверх