Читать книгу Der Pontifex - Karla Weigand - Страница 25

„Deine Güte und Liebe umgeben mich an allen kommenden Tagen; in deinem Haus darf ich bleiben mein Leben lang.“ (Psalm 23, 6)

Оглавление

Das wiederum erscheint dem jungen Offizier, der sich sichtlich „fremdschämt“ und knallrot anläuft, da er sich offenbar noch ein Gefühl für Anstand, Recht und Gesetz bewahrt hat, so verwerflich, dass er sich bereit erklärt, sie und die Ihren nicht ihrem „Besitzer“ auszuliefern, sondern sie stattdessen der Obhut der frommen Benediktinermönche zu übergeben, deren Missionsstation sich nicht allzu weit entfernt und zum Glück weitab der betreffenden Zuckerrohrplantage befindet. Dass der weiße Pflanzer sie dort jemals aufspürt, ist nahezu ausgeschlossen.

„Und wenn doch, werden die Brüder eure Auslieferung an ihn zu vereiteln wissen. Dafür kann ich dir garantieren, Elisa“, verspricht ihr der Offizier zum Abschied.

Damit haben Elisa und ihre Anhänger zwar nicht ganz das erreicht, was sie ursprünglich mit ihrer Flucht bezweckt haben, nämlich Uhuru; ein großes und unsagbar wertvolles Gut: Ihre Freiheit.

Was nun im Tagebuch seines Vorfahren festgehalten ist, kennt Leo XIV. nur zu gut.

Immerhin kann Maurices Mutter froh sein, nicht das schreckliche Schicksal Jagodjas teilen zu müssen, einer hübschen Eingeborenen. Sie hatte das Pech, gezwungenermaßen die Beischläferin Carl Peters’ zu sein. Alle Schwarzen in diesem Teil Ostafrikas kennen die abscheuliche Geschichte.

Im August 1891 erfuhr dieser Unmensch, „kaiserlicher Reichskommissar für die Bezirke Kilimandscharo, Paré und Usambara“, dass das Mädchen auch eine Liebesbeziehung zu seinem schwarzen Diener Mabruk pflegte. Peters ließ Mabruk umgehend hinrichten, nachdem ein von ihm ohne jegliche Legitimation gebildetes „Standgericht“ das Urteil, das er forderte, ohne Zögern ausgesprochen hatte.

Jagodja war die Flucht gelungen zu einem Anführer des Wachagga-Stammes. Als der Mann Carl Peters’ Forderung nach Auslieferung seiner Bettgenossin ablehnte, begann der kaiserliche Reichskommissar damit, die Hütten der Wachaggas durch Askaris, jene schwarzen Elitesoldaten der Deutschen, niederbrennen zu lassen.

Da gab der Häuptling schließlich nach und überließ ihm die Geflohene. Worauf Jagodja ebenso wie ihr Geliebter Mabruk auf Geheiß des „Gründers von Deutsch-Ostafrika“ von einem von Peters wiederum gesetzwidrig einberufenen „Schnellgericht“ zum Tod verurteilt und gehängt wurde. Carl Peters verfügte ab dieser Zeit über den Beinamen „Hänge-Peters“ …

Da würde es Elisa Obembe und den Ihren bei den frommen Mönchen doch vergleichsweise gut gehen.

* * *

Der Pontifex

Подняться наверх