Читать книгу Djerba - Ein Ratgeber für Auswanderer, Langzeittouristen und sonstige Urlauber - Karlheinz Blaull - Страница 11
ОглавлениеDie Ära Bourguiba
Nachdem am 25. März 1956 die konstituierende Nationalversammlung des Landes gewählt und die Néo -Destour Partei alle Sitze gewann, wurde Bourguiba am 11. April 1956 zum Premierminister berufen. Mit Habib Bourguiba wurde Tunesien zum ersten Mal in seiner Geschichte frei. Nach 2000 Jahren römischer, phönizischer, ottomanischer, spanischer und französischer Herrschaft regierten nun die Tunesier das Land selbst.
Noch im gleichen Jahr wurde das fortschrittliche tunesische Personenstandsgesetz beschlossen und die Polygamie verboten. Weiterhin führte er Bildungsreformen durch - Bildung für alle, Mädchen und Jungen, obligatorisch und gemischt - sowie eine sehr weitreichende Gesundheitspolitik. Zu dieser Zeit war dies in einem arabischen Staat eine soziale Revolution. Er wusste aber auch, dass die große Mehrheit der Bevölkerung hinter ihm stand. Danach ging es an die Abschaffung der Monarchie. So wurde am 25. Juli 1957 beschlossen, die Monarchie abzuschaffen und die Republik auszurufen. Das war quasi ein Staatsstreich, denn Bourguiba war der Premierminister des damaligen Königs Lamine Bey. Man muss dazu erwähnen, dass die von den Osmanen (Türken) im 16. Jahrhundert eingeführte Monarchie in Tunesien auch unter dem Protektorat der Franzosen unverändert weiter bestand.
In den darauffolgenden Wahlen gewann die Neo-Destour Partei alle Sitze im tunesischen Parlament und Bourguiba wurde am 8. November 1959 zum Staatspräsident der Republik Tunesien gewählt.
Im gleichen Jahr wurde die Verfassung verabschiedet. Der Islam war zwar Staatsreligion und der Präsident musste ein Muslim sein, aber in Tunesien wurde als einzigem arabischen Land, das bisherige Rechtssystem die Scharia abgeschafft. Weiterhin wurden die Frauen im Familienrecht, was das Thema Eheschließung, Scheidung und Sorgerecht, den Männern weitestgehend gleichgestellt und sie erhielten auch das Wahlrecht. Lediglich das islamische Erbrecht, wurde beibehalten.
Politisch plante Bourguiba für Tunesien einen sozialistischen Weg. Doch das sozialistische Experiment lief so, wie es in vielen Staaten gelaufen ist, es entstand ein Einparteienstaat mit Wahlergebnissen von weit über 90 Prozent. Bourguiba duldete keinen Widerspruch, weder in der eigenen Partei noch durch die islamistische Opposition. Bei seinen Widersachern schreckte er auch nicht zurück, diese töten zu lassen.