Читать книгу Schenk dir das Leben, von dem du träumst - Katharina Tempel - Страница 14
WIEDERHOLUNGEN FORMEN DAS GEHIRN
ОглавлениеDer menschliche Verstand ist ein fabelhaftes Werkzeug. Wir können ihn gezielt einsetzen, um Lösungen zu suchen und Probleme zu lösen. Doch bewusstes Denken erfordert Energie und die ist kostbar. Wann immer es kann, ist unser Gehirn daher bemüht, Energie zu sparen und mit dem geringsten Aufwand den größtmöglichen Nutzen zu erhalten. Hier kommen Gewohnheiten ins Spiel. Sie sind so etwas wie das Energiesparprogramm unserer Steuerzentrale. Je häufiger wir eine Handlung ausüben (und das kann auch eine bestimmte Art zu denken sein, zum Beispiel Ereignisse in der Umwelt auf uns selbst zu beziehen), desto einfacher wird die Handlung und desto weniger Energie kostet sie. Wenn sie schließlich automatisch erfolgt, haben wir es mit einer Gewohnheit zu tun. Du siehst ein paar Menschen mit ihren Fingern in deine Richtung deuten, und gehst nun automatisch davon aus, dass sie über dich reden. Ein anderer Gedanke kommt dir nicht mehr in den Sinn, weil das bewusste Denken (Zeigen die auf mich? Oder auf etwas hinter mir? Vielleicht geht es um die Statue, vor der ich stehe?) auf Sparflamme läuft und du dein Gehirn bereits in diese eine Richtung verändert hast.
Unser Gehirn ist überaus formbar und verändert sich genau in der Weise, wie du es wiederholt nutzt. Jedes Mal, wenn du ein Ereignis in der Außenwelt auf dich beziehst, formst du es so, dass diese Art zu denken noch natürlicher und automatischer für dich wird. Du verstärkst die bestehenden Verbindungen (deine Gewohnheit) also immer weiter, während andere Denkmöglichkeiten in den Hintergrund treten.
Hast du erstmal 5, 10, 20 oder 30 Jahre auf eine bestimmte Art und Weise gedacht, ist es schwer, eine andere Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Es ist das Normalste der Welt, so zu denken, wie du es tust. Dass du eine Situation anders interpretieren könntest und dass deine Einschätzung der Lage nicht unbedingt die Realität wiedergibt, siehst du längst nicht mehr. Deine Denkgewohnheit hat dich jetzt vollständig im Griff.
Unsere Gewohnheiten können dazu beitragen, dass wir unabhängig von den äußeren Umständen und den Zielen, die wir im Leben erreichen, unglücklich sind und unglücklich bleiben. Wie aber kommen sie zustande? Warum hat sich Anne angewöhnt, alles auf sich zu beziehen? Wieso macht sich der eine ständige Sorgen, während der andere davon ausgeht, dass schon alles gut gehen wird?