Читать книгу Schenk dir das Leben, von dem du träumst - Katharina Tempel - Страница 6

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BIS HIERHIN UND NICHT WEITER

Eigentlich könnte das Leben so schön sein. Eigentlich. Denn viel häufiger ist es anstrengend statt schön. Es ist schwer statt leicht. Frustrierend statt angenehm.

Es erzeugt Schmerz statt Freude. Langeweile statt Aufregung. Stress statt Genuss. Wir träumen von einem besseren Leben und sind doch gefangen in den ewig gleichen Routinen, aus denen wir irgendwie nicht ausbrechen können. Was wir auch tun, wir werden weiter von denselben Sorgen über die Zukunft heimgesucht, denselben schmerzhaften Erinnerungen, die uns Kummer bereiten und denselben jahrelang antrainierten Glaubenssätzen, die uns einschränken und klein halten. Wir bleiben dieselben Menschen, die dieselben Erfahrungen machen, und fühlen uns weiterhin schlecht.

Wir sehnen uns nach Liebe, aber streiten viel zu häufig. Wir wünschen uns unbeschwert zu sein, aber lassen uns doch vom Alltag belasten. Wir möchten etwas Neues erschaffen, aber bleiben in denselben ungesunden Gewohnheiten verhaften.

»Das Leben ist ein Geschenk«, sagt man. Warum aber fühlt es sich dann so oft wie eine Bürde an? Wie sollen wir es auch genießen, wenn unser Kopf voller Sorgen und unser Herz schwer von all der Verantwortung ist? Wie sollen wir glücklich sein, wenn wir von unseren täglichen Pflichten schier erschlagen werden? Und wie sollen wir hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, wenn alles, was wir in der Vergangenheit gelernt haben, Wut, Kummer und Schmerz ist?

Wir mögen von einem sorglosen Leben träumen, doch sind wir nicht dazu gemacht, dauerhaftes Glück zu empfinden. Glück können wir immer nur im Kontrast zu Leid und Unzufriedenheit erfahren. Nur wer Schmerzen kennt, weiß seine Gesundheit zu schätzen. Nur wer gescheitert ist, kann seinen Erfolg genießen. Nur wer weiß, wie sich Trauer anfühlt, kann auch Freude empfinden. Im Leben gibt es das eine nicht ohne das andere.

Es ist daher normal, immer wieder schwere Zeiten durchzumachen, unzufrieden oder orientierungslos zu sein. Und wenn es dir gerade so gehen sollte, macht dich das nicht schwach oder falsch, sondern ist Zeichen für deine Menschlichkeit. Sich in der heutigen Welt mit all den Möglichkeiten, aber auch all den Erwartungen und Pflichten zurechtzufinden ist schon eine Herausforderung. Ich kenne niemanden, der nicht ab und an ins Straucheln gerät. Und wenn dann noch das Schicksal in Form der ein oder anderen Krise zuschlägt, zieht es den meisten den Boden unter den Füßen weg.

Manche Menschen sind für die Herausforderungen des Lebens besser gerüstet, weil sie von klein auf wichtige Ressourcen entwickeln konnten. Sie haben von ihren Eltern vielleicht Urvertrauen und ein stabiles Selbstwertgefühl mit auf den Weg bekommen. Das hilft ihnen, Krisen schneller zu überwinden und sich für ihre Träume starkzumachen. Vielleicht gehörst du aber zu den Menschen, die mit schlechteren Voraussetzungen gestartet sind, weil du zum Beispiel frühe Verlusterfahrungen gemacht hast, vernachlässigt oder sogar misshandelt wurdest.

Die Erfahrungen, die wir im Leben machen, prägen uns. Sie formen unsere Gedanken, unsere Gewohnheiten und unsere Identität.

Wer wiederholt verletzt wurde, verliert das Vertrauen in seine Mitmenschen und irgendwann auch in sich selbst. »Wieso habe ich nicht früher erkannt, was da auf mich zukommt?«, »Wieso konnte ich nicht verhindern, dass mir das passiert?«. Mit jeder Verletzung werden wir vorsichtiger. Wir verlieren unseren Mut und unsere Zuversicht. Was bleibt ist Verunsicherung, Misstrauen und eine Schutzmauer, die höher und höher wird. Mit jeder negativen Erfahrung ziehen wir uns weiter zurück, bis wir irgendwann den Glauben daran verlieren, dass es jemals besser wird.

Ich weiß nicht, was du erfahren hast, aber ich bin sicher, dass du Schmerz, Kummer und Enttäuschung kennst. Vielleicht geht es dir gerade sehr schlecht, während du diese Zeilen liest. Vielleicht bist du am Ende deiner Kräfte, verzweifelt und weißt nicht, wie du weitermachen sollst. Und vielleicht ist dieses Buch der letzte Strohhalm, nach dem du greifst, um dich endlich aus der Dunkelheit zu befreien, die schon so lange dein Zuhause ist.

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Möglicherweise ist in deinem Leben aber auch alles in Ordnung. Es ist nur nicht das Leben, das du führen willst. Die Dinge gehen so ihren Gang und von außen betrachtet, würde man denken, dass es dir gut geht und du glücklich bist. Nur innerlich, da stimmt etwas nicht, weil du tief in deinem Herzen spürst, dass du etwas anderes willst.

Du musst kein schlechtes Gewissen haben, weil du dich nach etwas anderem sehnst. Es ist die natürlichste Motivation des Menschen, nach einem glücklichen Leben zu streben. Fast alles, was wir tun, machen wir, weil wir uns davon Glück versprechen. Und so bin ich sicher, dass auch du schon einiges getan hast, um dir ein besseres Leben zu erschaffen.

Nur, so richtig gefruchtet hat es vermutlich noch nicht. Früher oder später hast du dich doch in denselben Situationen wiedergefunden. Denselben Situationen, denen du eigentlich endgültig entkommen wolltest. »Wir kommen nicht aus unserer Haut«, sagt man dann. Und irgendwie kommen wir auch nicht aus unserem Leben.

Egal, was wir auch versuchen, wir bleiben die gleichen Menschen, mit den gleichen Problemen, den gleichen Erfahrungen und führen das gleiche Leben. Kein Wunder, dass früher oder später die Überzeugung entsteht, wir Menschen könnten uns einfach nicht ändern.

KEIN AUSWEG IN SICHT?

»Mein ganzes Leben ist nur von Perspektivlosigkeit bestimmt. Glaub mir, ich hab viele Dinge ausprobiert. Aber alles, was ich neu versuche, wird nur zu einem weiteren Scheitern meines Selbst. Am liebsten würde ich einfach einschlafen und nicht wieder aufwachen.«

Im Laufe meiner Coachingtätigkeit habe ich viele Nachrichten wie diese erhalten: Menschen, die so frustriert von den Erfahrungen sind, die sie wieder und wieder machen, dass ihnen der Tod wie die Erlösung erscheint. Menschen, die nicht mehr an Veränderung glauben. Die sich nicht vorstellen können, dass ihr Leben wieder schöner und sie wieder glücklich werden könnten. Dabei ist das Einzige, was das Leben niemandem von uns bieten kann, der Stillstand. Leben heißt Veränderung. Das ist so etwas wie das Grundprinzip allen Seins. Manchmal wird uns diese Veränderung von außen aufgezwungen, zum Beispiel weil wir einen geliebten Menschen verlieren oder uns nach einer neuen Arbeit umsehen müssen. Doch können wir diese Veränderung auch selbst anstoßen.

»Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.«

GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG

(BEGRÜNDER DER APHORISTIK)

All das Schlechte, dass wir im Leben kennenlernen, darf uns nicht davon abhalten, die Möglichkeiten auszukosten und unser Potenzial zur Entfaltung zu bringen.

Ich kann dir kein sorgloses Leben garantieren und kein Trick der Welt kann verhindern, dass du Krisen und Unglück erfährst. Wer lebt, riskiert auch, verletzt zu werden. Aber ist das am Ende nicht immer noch besser als nie (wahrhaft) gelebt zu haben? Selbst, wenn unsere Startbedingungen denkbar schlecht waren oder wir viel ertragen mussten, haben wir dennoch immer die Möglichkeit das Blatt zu wenden.

Am Ende wollen wir auf ein Leben zurückblicken, das sich gelohnt hat, in dem wir zwar nicht von Krisen verschont wurden, aber in dem die guten Momente umso schöner waren.

Schenk dir das Leben, von dem du träumst

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