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1.3 Zur Entwicklung der Lesefertigkeit

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Nationale und internationale Vergleichsarbeiten zur Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern und weitere einschlägige Studien (siehe vorheriger Abschnitt) belegen eine breite Leistungsspanne. Weil eine schwache Lese- und Rechtschreibkompetenz nachteilige und diskriminierende Auswirkungen mit sich bringt, gilt es, jedem Menschen Möglichkeiten zur Verbesserung seiner Schriftsprachkompetenz anzubieten. Damit kann eine bessere Teilhabe im individuellen und gesellschaftlichen Kontext ermöglicht werden.

Der Schriftspracherwerbsprozess verläuft über mehrere Jahre und basiert auf weit vor dem Einschulungsalter entstehenden Kompetenzen. Das Kind sammelt in der frühen Kindheit Erfahrungen mit der Sprach- und Schriftkultur. Es beobachtet das Sprachhandeln anderer und probiert sich selbst darin aus. Der erste Umgang mit Bilderbüchern, das Vorlesen, das Malen, eigene schriftähnliche Kritzeleien sowie Lesende und Schreibende zu beobachten, um ihr Verhalten nachzuahmen und zu imitieren, zählen zu den wichtigen frühkindlichen und vorschulischen Aktivitäten. Sie begünstigen den späteren Lese- und Schreiblernprozess in der Schule, indem sie Leseinteresse und -motivation schaffen und erste Kenntnisse im Hinblick auf den Leseprozess vermitteln. Innerhalb der aktuellen Fachdiskussion über Modelle des Leseerwerbs besteht ein Konsens darüber, dass Lesen ein komplexes Fähig- und Fertigkeitenkonstrukt darstellt. Es sind zahlreiche individuelle und soziale Merkmale, die den Gesamtprozess der Entwicklung von Lesekompetenz bestimmen. Einige dieser Merkmale wurden in der frühen Leseforschung, andere erst später innerhalb eines Fachdiskurses zwischen Entwicklungs- und Kognitionspsychologie, Fachdidaktik Deutsch, Linguistik und Sonderpädagogik erkannt. Soziale Einflussfaktoren (Merkmale der Familie, der Peers, der Schule, des kulturellen Lebens, der sozioökonomischen Verhältnisse) sind hierbei im Hinblick auf ihren Einfluss auf den Prozess der Lesekompetenzentwicklung besonders schwierig einzuordnen. Insofern besteht hier weiterhin ein Forschungsbedarf, was auch für Zusammenhänge zwischen Sprachentwicklung und der Entwicklung von Lesekompetenz gilt.

Die frühere Leseforschung brachte Erkenntnisse, die auf den Leser und seine Grundmerkmale fokussieren. Im Kontext des s. g. additiven Komponentenmodells wurden auf Seiten des Lesers Merkmale identifiziert, die den Leseerwerb beeinflussen. Ob und wie sie miteinander in Beziehung stehen, wurde dabei kaum berücksichtigt. Zu den beobachteten Merkmalen zählen u. a. die sprachliche Intelligenz, das Sprachverständnis, der Wortschatz und das sprachgebundene Gedächtnis (Schneider, 2017). In den 1980er Jahren richtete sich der Fokus der Leseforschung auf der Grundlage von neueren Informationsverarbeitungsmodellen auf die Beschreibung des eigentlichen Lesevorgangs. Zudem definierte die Linguistik aus ihrer Sicht Aufgabenstellungen für die beginnenden Leser und schaffte damit Voraussetzungen, den Leselernvorgang besser zu verstehen. Die Betrachtung linguistischer Einheiten (Phonem, Graphem, Silbe, Morphem) innerhalb des Leseprozesses verdeutlicht beim Lesen, wie eine Buchstabenschrift mit Besonderheiten in der Regularität ihrer Zuordnungen zu verstehen ist.

Inklusionsorientierter Deutschunterricht

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