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Hannah

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Hannahs Herz schlägt bis zum Hals.

Sie dreht sich immer wieder nach allen Seiten um.

Aber keiner guckt. Niemand scheint sie überhaupt zu bemerken.

Sie greift nach einer Mannerwaffel und steckt sie in die große Tasche ihres weiten roten Rocks.

Dann schlendert sie betont langsam zur Kühltheke und legt wie in Zeitlupe Butter, Käse und Milch in den Einkaufswagen. Sie schiebt den Wagen durch fast alle Gänge. Dabei lässt sie sich viel mehr Zeit als nötig. Sie studiert förmlich die Etiketten von Olivenöl, Pasta und Knäckebrot – dreht und wendet die Packungen. Die Nudeln und das Olivenöl legt sie in den Einkaufswagen, das Knäckebrot zurück ins Regal.

Das dauert eine ganze Weile.

Hannah will sich ausliefern. Sollen sie doch mitkriegen, was sie da tut. Das steigert die Aufregung in ihren Eingeweiden. Endlich fühlt sie mal wieder etwas. Der Schweiß steht ihr auf der Stirn. Durch ihr Inneres vibriert ein Zittern. Sie erwartet sekündlich, dass ein Verkäufer oder eine Verkäuferin sie anspricht oder auf die Schulter tippt.

Doch nichts geschieht.

Schließlich stellt sich Hannah in die längste Kassenschlange. Sie legt ihre Einkäufe aufs Band. Eins nach dem anderen. Ganz in Ruhe. Sie lächelt die Kassiererin freundlich an und sagt „Guten Abend“.

Nachdem sie bezahlt hat, sagt sie wieder mit einem Lächeln „Auf Wiedersehen!“. Wie einfach es ist so zu tun, als wenn nichts wäre, denkt sie. Sie freut sich. Hält sich plötzlich für eine gute Schauspielerin.

Mit der vollen Tasche geht sie zur Bahnhaltestelle.

Sie muss nicht lange warten, die Bahn kommt beinahe sofort.

Hannah steigt ein. Wieder hämmert das Herz gegen ihren Brustkorb.

Sie hat kein Ticket entwertet und eh keins gekauft. Sie fährt schwarz.

In der Bahn holt sie die Mannerwaffel aus ihrer Rocktasche. Sie löst den Verschluss und bricht die ersten beiden Waffeln ab. Sie beißt in eine hinein. Sie ist knusprig und nussig und schmeckt ihr so gut, wie noch nie.

Es ist ein gutes Gefühl über die eigenen Grenzen zu gehen, sich zu spüren.

Bevor der Kontrolleur kommt, muss Hannah schon wieder aussteigen.

Hannah geht jeden Schritt ganz bewusst. Sie empfindet ihren ganzen Körper dabei intensiv, während sie das letzte Stück nach Hause läuft. Sie ist dabei immer noch total aufgeregt, als schaute sie einen spannenden Film. Nur dass sie in diesem Film die Hauptrolle spielt. Sie bestimmt die Action.

Verdammt, wann hat sie sich das letzte Mal so lebendig gefühlt?

Sie kann sich nicht erinnern.

Wie schaffen das die Schwäne?

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