Читать книгу Wie schaffen das die Schwäne? - Katja Pelzer - Страница 5
Hannah
ОглавлениеWann fing das eigentlich an?, fragt Hannah sich ständig. Findet aber keine zufrieden stellende Antwort.
Erst war da nur so ein undefinierbares, schwebendes Unwohlsein über Monate hinweg.
Eine Art Fehl-am-Platz-sein im eigenen Leben.
Ein Wegen-jeder-Kleinigkeit-aus-der-Haut-Fahren.
Und nach jedem Aus-der-Haut-fahren schreckliche Schuldgefühle und das Bewusstsein, alles falsch zu machen.
Jeden zweiten Tag fragt Hannah sich jetzt, wie sie dorthin gekommen sind.
An diesen Ort in ihrem Leben. Der wie ein Raum auf sie wirkt, den eine gewisse Leere charakterisiert.
Eine Abwesenheit.
Die Abwesenheit von etwas Abstraktem, das schwer zu benennen ist und doch fällt seine Abwesenheit auf.
Es hat eine Zeit gegeben, in der Hannah das Gefühl hatte, ihr fehlte die Luft zum Atmen, wenn sie Philipp auch nur einen Tag nicht sehen würde.
Und jetzt?
Ist sie erleichtert, wenn sie ihn mal einen Tag nicht sehen muss.
Jetzt ist sie die Erste, die aus dem Haus geht.
Philipp macht dann für die Kinder und sich selbst Frühstück. Ach was, Frühstück.
Er kocht sich einen Kaffee und den Kids stellt er Cornflakes, Zucker und Milch hin.
Lena und Patrick sind auf demselben Gymnasium und gehen gemeinsam los.
Etwas später ist es dann auch Zeit für Philipp. Er arbeitet, seit ewigen Zeiten in einem Architektur- und Immobilienbüro. Wenn er die Wohnung verlässt, hat Hannah bereits den zweiten Kaffee gekocht für ihren Chef.
Hannah passt dieses neue Leben noch nicht so recht. Wie ein Kleidungsstück, in das sie erst hineinwachsen muss. Noch ist ihr das alles eine Nummer zu groß. Aber das wird schon werden.
Sie muss sich einfach nur daran gewöhnen. An dieses neue Leben.
Das sagt sie sich täglich und dann ist sie erst einmal beruhigt.
Bis zum nächsten Zweifel.