Читать книгу Wie schaffen das die Schwäne? - Katja Pelzer - Страница 9
Philipp
ОглавлениеEs ist schon länger als sein halbes Leben her, er war fünfzehn – so alt wie seine kleine Lena – da schloss Philipp sich einer Gruppe von Wandervögeln an.
Er wollte seiner behüteten Kindheit entkommen. Wollte Abenteuer erleben wie Karl Mays Old Shatterhand.
Auf einer Wanderung entlang eines Flüsschens in Alaska beobachtete er Sockeye Lachse, wie sie im kaum knöcheltiefen glasklaren Wasser gegen die Strömung und große wie kleine Wasserfälle ankämpften um zu ihren Ursprüngen zurückzukehren. Jenen Gewässern, in denen sie einst aus dem Laich geschlüpft waren und wohin sie nun ihrerseits zurückkehrten um sich fortzupflanzen.
Er spürte die Kraftanstrengung, die sie aufbringen mussten förmlich am eigenen Körper.
Ihr herzzerreißender Anblick und wie sie sich aufbäumten, das nahm ihn mit. Es war ihm als stellten diese kämpfenden und teilweise springenden Fische eine Allegorie auf die Härten des Lebens dar.
„Nicht jeder von ihnen erreicht auch das Laichgewässer“, erklärte ihnen ihr Wandervogelanführer.
Im Eifer des Gefechts lösten sich bei einigen Fischen rote Hautfetzen, andere wurden immer wieder ganze Stufen zurückgeworfen.
Wieder andere wurden von Raubvögeln oder Bären verschlungen, denen sie förmlich in den Schnabel oder ins Maul sprangen.
Beim Anblick der tapferen Wasserwesen beschloss Philipp alles Erdenkliche zu tun damit weder er noch seine Nachkommen es jemals so schwer haben würden.
Er schwor sich Leichtigkeit.
Um diese zu erreichen und zu unterstreichen, lernte Philipp, sobald er wieder zu Hause in Deutschland war, die Kunst des Faltens von Papierflugzeugen.
In kürzester Zeit konnte er sämtliche Typen falten.
Mit jedem Falz und jedem erfolgreichen Flugmanöver wurde er optimistischer und wähnte sich seinem Ziel näher.
Die Verwunderung seiner Eltern schüttelte er ab.