Читать книгу Abgefahren! Im Zug mit Katja Walder - Katja Walder - Страница 30
ОглавлениеAkute Überzuckerung
«Guegg geegg uche!» Hä? Da starren drei junge Burschen aus dem Zugfenster. Mit roten Backen und sauren Zungen. Der eine von den dreien zeigt auf eine herzige Blonde. «Gög glächg», sagt der andere. Was «nöd schlächt» heissen soll. Aber eben: Die Münder sind voll mit Süsskram, die Zähne verklebt, die Gesichter verzerrt. «Huere suur das Züüg!», sagt der Dritte, das eine Auge zusammengekniffen. Und so mampfen sie weiter, reichen das knisternde Zellophan-Säckchen zum nächsten, schmatzen, pulen sich Saurezungen-Reste aus den Zahnspangen und kommentieren die vorbeifahrende Welt in undeutlichen Lauten. Saure Zungen! Da kommt mir noch ganz anderes in den Sinn: Bärendreck-Schnecken (inklusive braune Mundwinkel), Cocifröschli (nach zehn Stück gabs einen rauen Gaumen), Carambar (dank der Innenseite gut fürs Fremdsprachen-Training), Kaugummi aus der Tube (fand Mama pädagogisch nie wertvoll), Tiki (am besten pur auf die Zunge), Double-Dip (vom Kiosk in der Badi: Orange pfui, Kirsche hui!), die grünen Sauren Nudeln (Preis: Ein Zahn), Esspapier (nach was schmeckt das?), Armbänder aus Traubenzucker (Mädchenzeugs), der Trolli Riesenburger (inklusive Gummi-Salatblatt), klebrige Schlümpfe (lange Zeit das einzige blaue Schleckding!), schaumige Pilze (bis zur Überdosis!). Als ich gedanklich überzuckert aussteige, habe ich mein Münz schon griffbereit. «Si-ie? Was gitts für das Gält?»