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Was bedeutet Stress im Alltag?

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In diesem Kapitel möchte ich die Auswirkungen von Stress auf den Körper vereinfacht und in Kürze darstellen. Diese Beschreibung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Dennoch denke ich, dass es wichtig ist, wenn wir als Hundehalter wissen, was Stress anrichtet und wie er sich auf das Verhalten auswirkt. Stress und das Bewältigen von Stresssituationen gehören zum Leben. Unser Alltag, unser Umfeld, unsere Umwelt, unser Lebensrhythmus und unsere Abläufe sind allerdings keineswegs das, was der genetischen Veranlagung unserer Hunde entspricht.

Tipp für aufregende Situationen

Ich empfehle, jede Aufregung, die unterwegs entsteht, an Ort und Stelle zu „bearbeiten“ und dafür von vornherein etwas Reservezeit einzuplanen: Indem Sie Ihrem Hund Tag für Tag Zeit und Raum geben, sich mit den unterschiedlichsten Reizen auseinanderzusetzen, trainieren Sie kontinuierlich an seinem Verhalten.

Wenn Sie aufregende Situationen jedes Mal gemeinsam so bewältigen, dass Sie nach einiger Zeit wieder in Ruhe weitergehen können, ist das viel wichtiger, als große Strecken zurückzulegen. Auf diese Weise lösen Sie nach und nach die Verknüpfung „Spaziergang = Stress und Überforderung“, wodurch die Erregung Ihres Hundes vor dem Spaziergang nicht mehr so stark steigt. Schnell aus der Situation flüchten bewirkt hingegen das Gegenteil: Aufregende Situationen werden mit noch mehr Aufregung verknüpft. Die durch die Flucht entstehende Distanzvergrößerung zum Auslöser verstärkt diesen unerwünschten Effekt zusätzlich.

Zurückschauend werden die meisten von uns wohl feststellen, dass noch vor zehn Jahren unser Leben einen anderen Rhythmus hatte und das Angebot an Ablenkungen, Beschäftigungen, Aktivitäten, Kommunikations- und Unterhaltungsmitteln geringer war. Dass so viele Hunde mit dem Alltag überfordert sind und nur noch überreizt durchs Leben gehen, lässt sich für mich zumindest teilweise damit erklären, dass die Spezies Hund bei dieser ultraschnellen Entwicklung nicht mehr nachkommt. Wir Menschen haben unsere Muster und unsere Motivationen, diese sind jedoch für die Hunde nicht nachvollziehbar und decken sich nicht mit ihren Erwartungen an das Leben. Viele Hunde sind mit unserer Vorstellung von einem erfüllten Alltag schlicht und ergreifend überfordert. Dadurch entsteht negativer, belastender Stress. Wenn dazu noch schlechte Erfahrungen oder zusätzliche Stressoren im Körper kommen, kann es überwältigend werden. Hier können wir nur eines tun: Stressor um Stressor identifizieren und versuchen, diese Faktoren einerseits entweder aus dem Alltag zu entfernen oder zu reduzieren und andererseits auf jeden Fall den Hund mit kleinschrittigem Training dahingehend zu stärken, sodass er selbst in die Lage versetzt wird, Stresssituationen zu bewältigen.

Sehr wirkungsvoll ist es auch, dem Hund Aktivitäten anzubieten, die zur Ausschüttung von Glückshormonen führen, da diese teilweise direkte Gegenspieler der Stresshormone sind. Das ist gar nicht so schwer: Spiel, Nasenarbeit, Laufen sowie Pausen und sanfte Berührungen können diese Ausschüttungen bewirken. Sicher ist jedenfalls: Im Alltagsablauf muss sich etwas verändern.


Nasenarbeit macht Hunden Spaß und bewirkt eine Ausschüttung von Glückshormonen. (Foto: Katrien Lismont)

Neben den körperlichen Schäden, die lang andauernder Stress anrichten kann, beeinflusst Stress das Verhalten und die Lernfähigkeit in negativer Weise. Wenn Sie also feststellen, dass Sie mit Ihrem Hund Tag für Tag am gleichen Thema trainieren und sich nichts oder nur wenig ändert, ist Ihr Hund nicht dumm, sondern es ist wahrscheinlich, dass Sie Ihren Alltag und das aktuelle Befinden Ihres Hundes unter die Lupe nehmen müssen, um die wahren Ursachen zu erkennen.

Das Gassi-Buch für besondere Hunde

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