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0. Einführung

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Unter dem Titel ‚Alle Wege der Kirche führen zum Menschen‘ bezeichnet Papst Johannes Paul II. in Artikel 14 der Enzyklika „Redemptor hominis“ den Menschen als den „erste[n] Weg, den die Kirche bei der Erfüllung ihres Auftrags beschreiten muss“1, weil dieser Weg „von Christus selbst vorgezeichnet ist und unabänderlich durch das Geheimnis der Menschwerdung und der Erlösung führt.“2 Da der Mensch im Zentrum des Handelns der Kirche stehen soll, und zwar aufgrund des Handelns Gottes, hat die Kirche den Auftrag erhalten, in ihrem Handeln ebenfalls den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. „Die Kirche, die aus einem eschatologischen Glauben lebt, betrachtet diese Besorgnis des Menschen um seine Menschlichkeit, um die Zukunft der Menschen auf Erden […] als ein wesentliches Element ihrer Sendung“3. Dies wird im Vorwort von „Gaudium et Spes“ als Leitwort des ganzen Dokuments auf den Punkt gebracht, in dem es heißt: „Der Mensch also, der eine und ganze Mensch, mit Leib und Seele, Herz und Gewissen, Vernunft und Willen steht im Mittelpunkt unserer Ausführungen.“ (GS 3)

In der Bibel wird aus dem Handeln Jesu heraus das In-den-Mittelpunkt-Stellen des Menschen bildlich dargestellt, beispielsweise in der Szene, in der Jesus einen Mann mit einer verdorrten Hand am Sabbat heilt. Er fordert den Mann auf, sich in die Mitte zu stellen, und fragt die Umstehenden, was besser sei: ein Leben zu retten oder zu vernichten (Mk 3,1-3). Von Jesu Tat her geleitet, kann sich Interesse am Menschen auch dadurch ausdrücken, dass es Bemühungen gibt, Menschen besser zu verstehen, und es ihnen gleichzeitig ermöglicht wird, sich selbst besser zu verstehen. Diese Arbeit geht von der Hypothese aus, dass dafür das Enneagramm, als psychologisch-spirituelle Charaktertypologie, eine gute Hilfe sein kann.

Als Ausgangspunkt meines Interesses an diesem Thema ist die Erfahrung bei Enneagramm-Seminaren für junge Männer und Frauen von unterschiedlichen Ordensgemeinschaften 2001/2002 in Sambia zu nennen, die von zwei Ordenspriestern geleitet wurden. Die genannten Ordensmänner führten Enneagramm-Seminare und - Workshops auch für andere Gruppierungen durch, z.B. für Jugendliche und verheiratete Paare. Bei meinen ersten Begegnungen mit dem Enneagramm war ich von der Beobachtung beeindruckt, dass viele Teilnehmer, die von den unterschiedlichsten Lebenshintergründen stammten, einen ganz persönlichen Bezug zu diesem Workshop entwickelten. Noch lange nach dieser speziellen Erfahrung konnte ich auf die Eindrücke zurückblicken und sie mit neuen Erfahrungen verknüpfen: sei es im sambischen Staatsfernsehen, in zahlreichen Enneagramm-Veröffentlichungen oder Enneagramm-Veranstaltungen, die ich in Deutschland miterleben konnte. Die Hinweise für den Einsatz des Enneagramms in unterschiedlichen Rahmen waren hinreichend, um den Impuls und das Interesse für eine tiefgehende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Enneagramm zu geben. Ausgangspunkt dieser Forschung ist die Annahme, dass das Enneagramm dazu beitragen kann, Menschen auf persönlicher Ebene in den Mittelpunkt kirchlichen Handelns zu stellen und/oder ihnen diese Möglichkeit selbst zu geben. Die Arbeit möchte die theologischen Begründungen und Argumentationen aufzeigen, wie ein solches Vorhaben ermöglicht werden kann, und dazu Vorschläge unterbreiten, wie besonders im kirchlichen Rahmen eine christlich kompatible Einsetzung des Enneagramms (weiter-)4entwickelt werden kann.

Die vorliegende Untersuchung geht somit von zwei Arbeitshypothesen aus: 1. Die Kirche will die Menschen „in das Zentrum“ ihres Handelns stellen. 2. Das Enneagramm stellt eine Möglichkeit zur Vertiefung von Menschenkenntnis5 dar. Dies kann eine Chance sein, wie Menschen „in das Zentrum“ kirchlichen Handelns gestellt werden können. Als Ergebnis dieser zwei Arbeitshypothesen wird daher nach Möglichkeiten gesucht, diese „Eigenschaft“ des Enneagramms (Menschenkenntnis) und das „Vorhaben“ der Kirche (Mensch im Zentrum) in Einklang zu bringen.

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