Читать книгу Laos- Leben am Ozean der Sehnsucht - Kelda Breckschadt - Страница 3
Der Anfang
ОглавлениеWir waren auf Klassenfahrt nach Berlin, ich war gerade erst einmal 12 Jahre alt und ging in die 7. Klasse. Die Klassenfahrten waren immer etwas Besonderes für uns, wir von einer kleinen Dorfschule, aufgewachsen in einem Dorf mit knapp 350 Einwohnern. Wir gingen alle in einer Schule im benachbarten Dorf, die Schüler wurden früh von den umliegenden Dörfern mit Bussen hingebracht und das gleiche Spiel wieder nach Unterrichtsende. Wobei uns der Nachmittagsbus zehnmal lieber war, denn wer wollte schon gerne in die Schule. Früh mussten wir manchmal mit dem Bus aus dem Nachbarort mitfahren, dass passte uns natürlich ganz und gar nicht, aber wenn es am Nachmittag hieß der Nachbarort nimmt uns mit, na dann waren wir natürlich hell begeistert. Am besten waren sowieso die Wintertage wo viel Schnee lag und kein Bus zu uns aufs Dorf durchkam und die Schule ausfiel, oder sie fand im Gemeindesaal statt, aber das war meistens nur Schülerbeschäftigung und für die Lehrer das sie ihre Arbeitszeit rumgekriegt haben. In den Sommermonaten wo man schon erwarten konnte, dass es Hitzefrei gab sind wir meistens gleich mit dem Fahrrad gefahren, wir hatten ja nur drei Kilometer bis zur Schule. Unser alter Direktor war mit Hitzefrei immer sehr großzügig, aber wo seine Zeit vorbei war und eine andere Direktorin kam, ich glaube sie hieß Frau Schimmel war diese schöne Zeit auch vorbei. Aber wo unser lieber alter Direktor noch im Dienst war fuhren wir an so heißen Tagen mit dem Fahrrad, die stellten wir dann am Haus nebenan bei der Schule ab. Dort wohnte ein altes Mütterlein und die wusste ganz genau wem welches Fahrrad gehörte und passte ganz genau auf. Die älteren Schüler die schon den Führerschein fürs Moped hatten fuhren mit dem Moped, manchmal nahm mich mein großer Bruder mit, wenn es mit dem Unterricht so hingehauen hat, der war auch nicht immer begeistert, er hätte lieber ein junges Mädchen aus seiner Klasse mitgenommen, da konnte ich so richtig zur Zicke werden. Wir waren so ungefähr 23 Kinder in einer Klasse, eine gemischte Gruppe von Mädchen und Jungen. Aus unserem Dorf waren wir vier oder fünf Mann in unserer Klasse. Sobald ich aus meiner gewohnten Umgebung, das heißt aus meiner Familie und unserem kleinen Dorf raus war, war ich sehr schüchtern, ich konnte mich einfach nicht gegenüber Fremden behaupten und hatte eine übergroße Zurückhaltung.
Also ging es an diesem besagten Wandertag in die Hauptstadt der DDR, ein unvergesslicher Tag sollte es werden. Ich fuhr mit jemanden aus meinem Dorf, die Eltern hatten ein Auto einen alten Wartburg zum Bahnhof mit. Wir mussten schon zeitig am Bahnhof sein und um diese Zeit fuhr noch kein Bus von unserem Dorf. Mit dem Zug ging es nach Berlin, im Zug bemerkte ich, dass ich mein Geld zu Hause vergessen hatte. Was für ein Schreck, was sollte ich nun machen, den ganzen Tag in Berlin ohne Geld das war undenkbar, zumal ich mir ein paar Dinge kaufen wollte. So gestand ich es meinen Klassenlehrer, er war ein komischer Kauz, ich mochte ihn nicht, aber was wollte ich machen und er gab mir, ich glaube etwas zähneknirschend zwanzig Mark. Ich musste ihn noch hoch und heilig versprechen, dass er es am nächsten Tag wiederbekommt. In Berlin galt es erst einmal ein Pflichtprogramm zu absolvieren, wir schauten uns die Sachen an, die wohl jeder Tourist sich in Berlin anschaut. Auf dem Alexanderplatz angekommen, hieß es dann, dass wir jetzt Freizeit für uns haben und uns um eine bestimmte Zeit an der Weltzeituhr treffen würden. Der Alexanderplatz war so riesig und eindrucksvoll für uns mit nichts zu vergleichen, was wir vorhergesehen haben. Ich wollte auf jeden Fall einkaufen gehen. Auf den Alexanderplatz befand sich und befindet sich auch noch immer ein großes Kaufhaus mit allem drin was sich so ein kleines Dorfmädchen erträumte. Nach einiger Zeit des Einkaufens und Erfüllen von Wünschen schaute ich mich noch etwas um, auf der Rolltreppe, die natürlich faszinierend auf mich wirkte, entdeckte ich eine schöne schwarze Frau, bisher kannte ich andere Nationalitäten nur aus dem Fernsehen. Dieser Anblick erfüllte mich mit so viel Sehnsucht und Begeisterung ohne zu ahnen, dass mich eine andere Kultur und Nationalität ein paar Jahre später so in ihrem Bann ziehen würde und somit mein weiteres Leben prägen würde.