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Ziel meiner Träume

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Laos ist der einzige Binnenstaat in Südostasien, der einzige Staat der über keinen Zugang zum Meer verfügt und es liegt zwischen China, Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar, auch besser bekannt als das goldene Dreieck oder als Land der eine Millionen Elefanten. In Laos gab es mal sehr viele Elefanten, doch leider ist deren Zahl sehr zurückgegangen. Die erste menschliche Aktivität im heutigen Laos ist auf die Zeit vor etwa 40 000 Jahren zurückzuführen. Die ersten Siedlungen wurden um 4000 v. Chr. gegründet. Die Wurzeln des heutigen Laos lassen sich etwa auf das 14. Jahrhundert zurückführen. Damals wurde das Königreich Lan Xang gegründet und umfasste das Gebiet des heutigen Laos, den Norden Thailands und Teile Myanmars. Das Land hat eine Einwohnerzahl von 6,5 Millionen. Insgesamt sind 50 Prozent des Landes bewaldet, es gibt Regenwälder mit tropischen Pflanzen als auch Monsunwälder, 8 Prozent zählt als Urwald. In Laos werden auch heute noch unbekannte Tiere entdeckt, dafür gibt es Forschergruppen die solche Tierarten durch Fotofallen entdecken, doch leider gibt es auch hier großflächige Entwaldungen, was zur Vernichtung des Lebensraumes von Flora und Fauna führt und somit auch eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Mittlerweile sind 14 Prozent des Territoriums geschützt doch der jährliche Waldverlust wird auf 300 000 Hektar geschätzt. Es herrscht dort ein sehr tropisches Klima mit hohen Temperaturen, da es im Land große Höhenunterschiede gibt, kommt es regional zu sehr starken Temperaturschwankungen. Von Mai – Oktober herrscht der Sommer- und Süd –West -Monsun mit starken Niederschlägen und hoher Luftfeuchtigkeit, von November – Februar ist der Nord- Ost- Monsun mit trocknem und kühlerem Klima und im März und April gibt es dort ein feucht- heißes Klima. Ich frage mich wie sie hier den kalten Winter ausgehalten haben, Schnee kannten sie ja überhaupt nicht und die eisigen Temperaturen die wir im Winter hatten, aber der Mensch ist ja bekanntlich ein Gewohnheitstier und so werden sie sich an das Klima gewöhnt haben. Es war für sie sicherlich auch ein schönes Erlebnis als der erste Schnee dann wirklich fiel, aber wenn ich mich recht erinnere waren sie im Winter nicht so viel draußen. Ein von Gebirgen geprägtes Gebiet zieht sich in Nord- Süd- Richtung fast durch das ganze Land und erreicht dabei Höhen von über 2000 Metern. Das zweite prägende Gebiet ist das Tiefland an der Süd- und Südwestgrenze zu Thailand. In dieser Region liegt auch die Hauptstadt, gleichzeitig die größte Stadt des Landes, Vientiane. Der größte Fluss von Laos ist der Mekong, er entspringt in Tibet und verästelt sich bei Ho- Chi- Minh – Stadt in ein 39 000 km ausgedehntes Flussdelta. In Laos können nur zwei Drittel der Männer und ein Drittel der Frauen lesen und schreiben, 40 Prozent haben noch nie eine Schule besucht. Zwei Drittel brechen vorzeitig die Schule ab um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Das kann man sich gar nicht vorstellen da es bei uns ja selbstverständlich ist auch wenn wir nicht immer Bock auf die Schule hatten. Die Schulpflicht in Laos beträgt 8 Jahre und es gibt dort eine Schuluniformpflicht. In größeren Städten gibt es Kindergärten nach den DDR – Vorbild. Laos wurde am 02.12. 1975 gegründet und es regiert in den Einparteienstaat die laotisch revolutionäre Volkspartei. Die Amtssprache ist laotisch, es gibt im Land noch vier große Sprachfamilien, nicht jeder beherrscht laotisch, die Sprache ist den thailändischen sehr ähnlich. Laos Bevölkerung kann grob in drei ethische Gruppen eingeteilt werden, zum einen die Lao Loum, sie machen 60% der Bevölkerung aus, die Lao Theung ihr Anteil beträgt 26 Prozent und die Lao Soung mit einem Anteil von 13 Prozent. Die wichtigsten Fremdsprachen sind vietnamesisch und thailändisch, französisch ist auf Grund der kolonialen Vergangenheit bedeutend. Seine Glanzzeit hatte Laos, das damals noch ein Königreich war, im 17. Jahrhundert. In dieser Zeit gingen viele Kulturgüter wie Literatur und Dichtung aus der Region hervor und auch der Handel und die Bildung waren auf einem hohen Niveau. Die Währungseinheit ist dort der laotische Kip, im Durchschnitt liegt das Pro – Kopf Einkommen bei durchschnittlich 275,- Euro, das ist natürlich nicht viel Geld, wenn man das mit unseren vergleicht. In Laos ist der Tourismus noch nicht so verbreitet wie z. B. in Thailand oder Kambodscha, aber so nach und nach entdecken viele dieses wunderschöne einmalige Land und der Tourismus erweckt langsam aus seinem Dornröschenschlaf. Man kann nur hoffen, dass sich dieses Land seine Einmaligkeit bewahrt und nicht so viel Westliches in sich hereinströmen lässt. Ich wusste gar nichts über dieses Land und schon gar nicht wo es liegt, von Vietnam ja da haben wir auch mal was in der Schule gehört, aber von Laos? Es arbeiten 80 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft, das Hauptprodukt ist der Reis, es werden aber auch Mais, Kartoffeln, Yams, Mungo- und Sojabohnen, Erdnüsse, Baumwolle, Zucker, Kaffee und Tee angebaut. Trockenreis wird vorwiegend auf den gerodeten Feldern im Gebirge angebaut, die Sorte bringt die besten Erträge auf dem Boden. Geerntet werden kann dieser Trockenreis aber nur einmal im Jahr und das geht nur ein paar Jahre lang, dann ist der Boden ausgelaugt. Man sagt, dass man acht bis zehn Jahre warten muss, bis sich der Boden wieder erholt hat. Da Reis das Grundnahrungsmittel ist, leben die Menschen nach der Devise, wenn Reis zu Hause lagert, dann ist kein Hunger zu erwarten. In den Tälern wird gern der Klebreis gegessen, denn der hält länger satt. Industrie ist dort kaum entwickelt, die wichtigste Industrie ist die Gewinnung von Strom aus Wasserkraft, die Stromerzeugung befindet sich ausnahmslos in der Hand der staatlichen Electricite du Laos. Das Telefonnetz deckt nicht das ganze Land ab und das Internet ist nicht sehr verbreitet. Die Hauptglaubensrichtung ist der Buddhismus, die Städte Vientiane und Luang Prabang sind als Städte der tausend Tempel bekannt. Es gibt die verbreitete Sitte, dass Jungen oder junge Männer ein paar Tage bis Wochen in einem Tempel als Mönch verbringen. In ganz Laos gibt es Malaria, dass Risiko ist zwischen Mai und Oktober auf Grund der maroden Trinkwasser- und Abwasserversorgung am höchsten. Ein großes Umweltproblem sind Hinterlassenschaften des Vietnamkrieges in Form von Blindgängern, es werden immer noch Menschen von Blindgängern verletzt oder getötet. Das UXO- LAO- Projekt ist einer der größten Arbeitgeber des Landes und ist für die Aufklärung der Bevölkerung und zur Beseitigung von Blindgängern zuständig, was keine ungefährliche Arbeit ist. Offizielle Feiertage im Land sind der 01.01., dass Neujahr, dass laotische Neujahr wird nach dem Mondkalender berechnet und findet im April statt, der 1. Mai, der Tag der Arbeit und der 02.12. der Nationalfeiertag. Natürlich gibt es noch religiöse Feiertage, wie bei uns auch, dass sind Boun Bang Fai – Geburt, die Erleuchtung und Tod Buddhas, Khao Phansa, damit wird der Beginn der laotischen Fastenzeit eingeläutet und Ork Phansa, der Ausklang der Fastenzeit. Eine Krankenversicherung gibt es, aber den normalen Leuten sind die Beiträge zu hoch, allerdings ist sie für Beamte und Angestellte Pflicht, fünf bis zehn Prozent ihres Gehaltes müssen sie dafür aufbringen. Daher finden Entbindungen zu hundert Prozent zu Hause statt, dabei liegt die Sterblichkeit der Kinder bei acht Prozent. Laoten wünschen sich als erstes Kind ein Mädchen, dass Mädchen kann im Haushalt und bei der Erziehung weiterer Geschwister helfen, wenn die Eltern alt sind bleiben sie bei der Tochter. In der Stadt sind heute zwei Mädchen und ein Junge erwünscht. Der Gang ins Krankenhaus wird vermieden, denn dann klauen Nachbarn das Hab und Gut, also muss immer jemand zu Hause sein. Das Krankenhaus muss täglich bezahlt werden, die Verwandten bringen den Patienten das Essen, wenn doch mal jemand ins Krankenhaus muss. Die Ehe ist bei sechzig Prozent durch die Eltern arrangiert, auf dem Land sind es sogar achtzig Prozent. Sind die Eltern mit der Ehe nicht einverstanden, kann das Paar nicht heiraten, meist ist der Mann doppelt so alt wie die Frau. Ein armer Mann hat kaum Chancen zu heiraten, er könnte seine Familie nicht ernähren.

Das Studium in der DDR war für die jungen Laoten eine Auszeichnung und man benötigte dafür das Abitur. Voraussetzung war eine Erklärung, dass man sich nur dem Studium widmet und nach Abschluss wieder nach Laos zurückkehrt, auch die Beziehungen zu deutschen Frauen waren untersagt und erst recht ein gemeinsames Kind. So stand es auf dem Papier, aber die Umsetzung in die Realität sah ganz anders aus. Ich glaube nach dem sie unsere Kultur kennen gelernt haben war dieser Vertrag ganz vergessen oder ganz weit nach hinten ins Gedächtnis geschoben. Für die Zeit die sie in der DDR verbringen durften galten andere Regeln. Von der DDR wurde es ja sogar gewünscht, dass Freundschaften aber eben nur Freundschaften zwischen den DDR – Bürgern und den ausländischen Studenten und Gastarbeitern bestehen sollten. Aber das war ja ganz normal, dass auch Liebesbeziehungen entstanden, auch wenn das nicht gern gesehen wurde. Natürlich bekamen einige auch Nachwuchs, denn es blieb ja nicht nur beim Händchen halten, aber wenn man den Vater bekannt gegeben hätte, wäre das nicht ohne Konsequenzen für den jungen Laoten geblieben, dann wäre er zurückgeschickt worden und hätte eine Strafe bekommen und wer wollte das schon. Ich denke die meisten sind mit dieser Verantwortung sehr gewissenhaft umgegangen. Auch waren es meistens nur junge Männer die zur Ausbildung herkommen durften, das lag sicherlich auch an der Schulbildung ich könnte mir vorstellen, dass Mädchen nicht unbedingt zur Schule geschickt wurden, sondern die Familie unterstützen mussten. In den ganzen Jahren habe ich nur ein einziges laotisches Mädchen kennen gelernt, aber sie musste mit ihrem laotischen Freund vorzeitig zurück, da sie von ihm ein Kind erwartete. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was den beiden zu Hause dann erwartet hat und wie es mit ihnen weitergegangen ist. Ich hoffe sehr für sie, dass sie ihr Kind behalten durfte und sie zusammenbleiben durften, denn sie haben sich wirklich sehr geliebt. Einige der Mädchen waren schon mit einem Jungen aus dem Lehrlingswohnheim befreundet, sie waren alle jünger wie wir und ich denke das Fremde hat sie genauso angelockt wie uns. Schnell erfassten uns die Blicke von den jungen Laoten aus dem Wohnheim, auch die drei die wir schon in unseren Heimatort kennen gelernt hatten sahen, dass wir vor dem Gebäude waren. Schnell kamen wir ins Gespräch, einer der jungen Laoten war sehr schüchtern und wollte keinen rechten Kontakt, aber mit den anderen beiden lief es richtig gut. Der kleinste von den drei Laoten, er hieß mit Spitznamen Sakki, hatte schon vor Ort eine Freundin. Er war sowieso ein bisschen wie ein Clown und dadurch sehr beliebt. Sabine weckte das Interesse eines anderen Jungen und Kathi schloss auch ziemlich schnell Freundschaft mit einen der jungen Laoten die wir schon länger kannten. Am nächsten Tag fuhren wir wieder zum Wohnheim und so verging allmählich die Zeit. Sabine schloss eine intensive Freundschaft mit ihren schönen jungen Laoten, er hatte schulterlange Haare und war schon ein Hingucker. Sabine hatte noch drei Brüder, irgendwie waren sie schon eine komische Familie und wirkten auf mich etwas befremdlich. Ihr großer Bruder war mit meinem Bruder befreundet, doch eines Tages sollte sich sein Leben durch einen tragischen Unfall extrem verändern. Ihr zweiter Bruder tat immer sehr gescheit, aber ich glaube er war es auch, denn er hat es wohl von ihnen allen am weitesten gebracht, dann gab es noch einen jüngeren Bruder der uns manchmal ganz schön auf die Nerven ging. Ihre Eltern waren auch etwas eigenartig. Von meiner Freundin Kathi erfuhren recht bald ihre Eltern, wo sich ihr ja so gut erzogenes Töchterchen in letzter Zeit so aufhielt und so dürfte sie offiziell keinen Kontakt mehr mit mir haben, als würde ich ihre Tochter verderben, die hatte es schon von alleine faustdick hinter den Ohren. Sie lief jeden Jungen hinterher, wenn ich da so dran denke, mit wem sie alles so rum gemacht hatte. Auch wenn wir zum Tanzen waren, hat sie mit so manchen was angefangen. Wenn das alles ihre Eltern gewusst hätten, da hätten sie aber mit den Ohren geschlackert, wenn ich so zurückdenke, dann ging bei ihr ohne Jungs überhaupt nichts. Irgendjemanden hatte sie immer, manchmal auch gleich mehrere gleichzeitig, manche wollten gar nicht so recht was von ihr wissen, aber sie war ja die gute Tochter und wir waren die schlechten. Ich frage mich heute noch warum sie der zweite Ehemann überhaupt geheiratet hat, er kannte sie von früher und war mit ihr schon mal zusammen, er wusste im Grunde genommen schon wie sie so drauf war. In der Ehe mit ihm, ist sie wohl auch fremdgegangen, aber schuld waren ja immer bei ihr die Männer. Ich habe sie später aus den Augen verloren, wer weiß was sie noch so angestellt hat und was sie in ihrem Leben noch so getrieben hat. Ihre Mutter hat mal geäußert, dass wir angeblich billig zu haben wären, ich möchte nicht wissen für wie wenig ihre Tochter zu haben war. Also fuhren Sabine und ich weiter alleine zum Wohnheim. Sabine hatte noch eine andere Freundin, sie hieß Birte. Birte hatte noch vier Geschwister, heute würde man sagen sie waren eine Patchwork Familie, die Kinder waren von drei verschiedenen Vätern und ihre Mutter lebte mit den dritten zusammen. Sie waren ebenfalls zugezogen, wie die meisten von uns. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass in dieser Familie etwas nicht stimmt, ihr Stiefvater war schon komisch und mir war es immer lieber, wenn er nicht zu Hause war, denn es war immer eine komische Atmosphäre. Ihr Bruder und mein Bruder waren Kumpels und ich verstand mich auf Anhieb mit Birte. Ihr Interesse wurde durch unsere Erzählungen geweckt. Also fuhr sie kurzerhand mal mit uns mit und lernte somit ihre Jugendliebe kennen, mein Gott war die verschossen, also waren wir wieder ein Trio, die sich für diese uns fremde Welt so begeistern ließ. Eines schönen Sommertages kam ein Junge zu mir und sagte zu mir, dass ein Laote mit Namen Thansom Interesse an mir hat, ich wusste erst gar nicht wer das ist, aber schnell klärten mich die anderen Mädchen auf. So ergab sich langsam der Kontakt zwischen mir und Thansom, eigentlich ist es ein ziemlich unkomplizierter Name, wenn ich so zurückdenke wie manche Namen so lauteten. Die fremden Namen hatten wir schnell gelernt und konnten sie so dachten wir auch gut aussprechen, meinen Namen konnten die Laoten nie richtig aussprechen, sie brachten es einfach nicht fertig ein „ r “ zu sprechen und so klang mein Name immer wie Kalula, aber mit der Zeit gewohnte man sich daran. Wenn sie sagten sie gehen duschen, dann wurde die letzte Silbe, ob nun mit Absicht oder nicht immer weggelassen und sie sagten immer das sie ein dusch machen gehen. Das sage ich heute manchmal noch, wenn ich duschen gehe. Wenn sie Cola sagten, dann klang das immer wie Gola. Aber wer weiß was wir so von uns geben würden, wenn wir binnen kürzester Zeit eine andere Sprache lernen müssten und uns so verständigen müssten. Wenn ich dran denke, dann haben die Leute meinen Familienmädchennamen nie richtig schreiben können, irgendwas hat immer gefehlt, entweder ein Buchstabe am Ende oder es wurde ein Buchstabe mittendrin mit rein gemacht, der gar nicht dorthin gehörte. Thansom war etwas kräftiger gebaut, was auch durch seine Abstammung sein kann, denn er war halb Thailänder und halb Laote. Außerdem betrieb er Kickboxen, wodurch er schon manchmal das eine oder andere blaue Auge hatte. Alle Laoten sprühten sich immer intensiv mit Parfüm oder Deo -Spray ein, wodurch sie eine extreme aber angenehme Wolke hinter sich zogen, überhaupt achteten sie sehr auf Körperpflege, aber ich denke sie genossen auch die Annehmlichkeiten die so ein DDR – Badezimmer zu bieten hatte. Denn ich nehme mal an, dass in Laos kein warmes Wasser aus dem Wasserhahn kommt. Ebenso waren sie immer top gekleidet, wenn ich so zurück denke hatten sie manches Kleidungsstück an, wo wir nur so von geträumt haben, besonders gut sahen sie immer aus, wenn sie etwas Weißes auf ihrer braunen Hautfarbe anhatten. Fast alle besaßen ein T – Shirt wo Kawasaki, Honda oder Yamaha drauf stand in wunderschönen Farben, woher sie diese hatten, weiß ich nicht, aber wir fanden die ganz toll. Es begann für mich eine herrlich intensive Zeit die ich nicht in meinem Leben missen möchte. Wir hatten im angrenzenden Wald unsere feste Stelle wo unser kleines Liebesnest war, es war einfach eine traumhafte Zeit und so oft es ging fuhren wir am Wochenende dort hin. Sabine und Birte gingen sogar soweit, dass sie ihre Freunde mit nach Hause zu ihren Eltern nahmen. Das habe ich mich nicht getraut, ich will gar nicht daran denken, was da bei mir zu Hause abgegangen wäre, mein Vater wäre mir aufs Dach gestiegen, seine Tochter die mit Ausländern rum macht. Im Nachhinein denke ich meine Mutter hat so was immer geahnt aber sich nichts anmerken lassen, im Ort war durch diese Aktion von meinen zwei Freundinnen sowie so schnell rum, dass wir Kontakt mit angeblichen „Fidschis“ hätten, manche haben ja bis heute noch nicht begriffen, dass Laoten keine Vietnamesen sind. Überhaupt konnte ich mich nie für Vietnamesen begeistern, mich hat es immer zu Laoten hingezogen, diese Kultur hat mich so in Beschlag genommen, dass mich auch keine anderen Jungs aus unserer Gesellschaft interessiert haben. Für mich gab es nur noch das laotische Leben. Mit der Zeit konnte ich sogar auf der Straße erkennen, ob es sich um Vietnamesen oder Laoten handelte. Die Deutschen behaupten ja auch immer, dass sie alle gleich aussehen würden, aber das ist nicht so, jeder hat so seine Merkmale und sieht auch anders aus. Die Laoten haben schöne große Augen und sind meistens alle schlank, sie waren ja auch alle im besten Jugendalter, so wie wir auch. Wir sahen in ihren Augen vielleicht auch alle gleich aus, aber bei uns hat auch nicht jeder die gleiche Haarfarbe und ich weiß das wir in ihrer Heimat Langnasen heißen. Ich nehme mal an, dass sie das Fremde genauso anzog wie es bei uns war, schon alleine unsere helle Haut was sie ja nun gar nicht kannten, denn bei ihnen ist ja jeder gut gebräunt und hat dunkle schwarze Haare. Auf der anderen Seite legen wir uns im Sommer in die Sonne und lassen uns schmoren, nur um ein wenig Bräune zu bekommen. Bei manch einen geht das ja auch ziemlich schnell, andere hin gegen holen sich einen kräftigen Sonnenbrand, den ich in meinen Leben auch das eine oder andere Mal hatte, wenn man es mit den Sonnenbaden übertrieben hatte. Es ist nun mal so, dass ein heller Typ nicht so sehr an Bräune zu legen kann wie ein dunkler. Das uns aber nur eine begrenzte Zeit blieb, von knapp zwei Jahren, die sah ich mit meinen knapp 17 Jahren nicht so oder ich wollte es nicht wahrhaben, dass diese Zeit irgendwann enden wird. Überhaupt denkt man, wenn man jung und verliebt, ist die Zeit wird immer so weiter gehen. Es war ein unglaublich schöner Sommer, so oft es ging verschwanden wir von den anderen und genossen unsere Zweisamkeit, manchmal nahm ich den Kassettenrecorder von meinem Bruder mit, aber dass konnte ich nur machen, wenn er nicht zu Hause war und meine Mutter es nicht bemerkte, sonst hätte ich mir was anhören können. So ein Kassettenrecorder war ja auch zu DDR – Zeiten nicht gerade billig und jeder der einen besaß hütete ihn wie einen Schatz. Überhaupt war sie modernen Sachen gegenüber immer etwas verschlossen und so durfte sie nicht alles wissen, was ihre kleine Tochter so in ihrer Freizeit treibt, ich glaube dann hätte ich nicht mehr das Haus verlassen dürfen. Wenn ich an meine große Schwester denke, die war schon verlobt und wenn sie bei ihren Verlobten schlafen wollte, musste sie erst um Erlaubnis fragen, wie im Mittelalter, also ich habe mir einfach die Freiheiten genommen und gemacht was ich wollte. Eines schönen Sommertages haben wir uns verabredet, dass wir im Nachbarort baden gehen, ich wusste gar nicht wie ich dort hinkommen sollte, aber Thansom absolvierte ja dort im Ort seine Ausbildung. Also sind wir morgens mit dem Bus zeitig zum Wohnheim gefahren und haben uns dort getroffen, ein Laote ist auch noch mitgefahren, mit ihm hat Thansom eine Freundschaft verbunden. So kamen wir an den Badesee nach einer gefühlten Ewigkeit an, es war eine sehr schöne Anlage und zu essen und trinken gab es auch. So verbrachten wir dort wunderschöne Stunden die viel zu schnell vergingen. Wir lernten dort einen deutschen Jungen kennen, der sich anscheinend dafür interessierte wo die zwei herkommen, aber ich glaube dies war nur ein Vorwand um mit uns Mädchen ins Gespräch zu kommen. Er hat mich sowieso nicht interessiert, ich hatte nur Augen für meinen Thansom. Am späten Nachmittag traten wir den Heimweg an, die zwei hatten es einfach, da der Badesee nur einen Ort von ihrem Wohnheim entfernt war, aber wir mussten noch den langen Weg nach Hause absolvieren. Der Tag wurde natürlich hinterher in intensiven Gesprächen von Birte und mir ausgeschlachtet. Wir konnten Stunden und Tage mit diesem Thema verbringen, da gab es keinen anderen Gesprächsstoff für uns. An einem anderen Tag gingen wir alle in der Kreisstadt ins Kino, ich weiß nicht mehr welcher Film lief, jedenfalls war das Kino brechen voll, ich war vorher noch nie in diesem Kino

und so hielt ich mich an Birte. Wir saßen dann irgendwo im Saal in der Mitte, weit weg von Thansom, was ich sehr schade fand, da sich die Laoten zusammen hingesetzt haben. V

on den Film habe ich nicht so sehr viel mitgekommen, es war ein komischer Nachmittag und unsere Wege trennten sich nach dem Kinobesuch, da jeder in seine Richtung fuhr, die einen nach Hause und die anderen zurück ins Wohnheim. Im darauffolgenden Jahr, ich befand mich ja immer noch in meiner Lehrzeit, kam unser Meister und meinte zu mir, er hätte eine Ehrenaufgabe für mich. Ich sollte am 1. Mai den Tag der Arbeit, der in der DDR ganz groß gefeiert wurde die Fahne vom Betrieb tragen. Auch das noch, dachte ich bei mir, denn dazu hatte ich absolut keine Lust. Ich hatte Lust zum Ausschlafen und mir an diesen Feiertag einen schönen Tag zu machen und mich nicht um 8.00 Uhr am Bahnhof hin zu stellen und darauf zu warten, dass wir Richtung Stadt laufen und vielleicht wenn wir Glück hatten um 10.30 Uhr wieder zu Hause zu sein. Als ich noch in Mecklenburg wohnte, war marschieren zum 1. Mai gar kein Thema, denn da wir auf dem Dorf wohnten, kam keiner auf die Idee, dass wir in die Stadt fahren müssen um dort zu marschieren, also war dieser Tag immer für uns frei. Ich weiß noch das erste Jahr nach dem wir ins Erzgebirge gezogen waren, mussten wir mit der Schule am 1. Mai antreten, na meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Naja dachte ich, ich komme einfach nicht, soll doch die Fahne tragen wer will, ich jedenfalls nicht. Fahnenträger zu bekommen gestaltete sich schwierig, weil jeder wusste, dass er dann bis zum Ende mitmarschieren musste. Die meisten versuchten schon zeitiger aus dem Demonstrationszug auszusteigen. Der 1. Mai war in der DDR zusammen mit dem 7. Oktober dem Gründungstag der DDR der höchste Feiertag. Jeder musste sein Haus an diesen beiden Tagen mit der DDR oder der Arbeiterfahne schmücken um nicht unangenehm aufzufallen, denn es gab in jedem Wohngebiet Fanatiker die dies überprüften. Bevor der 1. Mai kam, liefen sie vom FDGB, was der Gewerkschaftsbund in der DDR war, mit Mainelken durch den Betrieb und jeder musste eine kaufen, die kosteten eine Mark, auch zum Frauentag wurden Ansteckblumen aus Plastik verkauft, die mochten wir als Kinder immer sehr gerne und meine Mutter musste immer gleich mehrere davon kaufen. Beide Feiertage wurden dazu genutzt um staatliche oder betriebliche Auszeichnungen zu vergeben. Kollektive wurden an diesen Tag mit der Auszeichnung „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“ ausgezeichnet. Unsere Brigade wurde damit im Jahr 1985 ausgezeichnet. Einzelpersonen wurden mit der Auszeichnung „Aktivist der sozialistischen Arbeit“ ausgezeichnet. Ich habe als Einzelperson mal eine Auszeichnung für beste Qualitätsarbeit ebenfalls 1985 im Juni erhalten, damit waren immerhin 100 Mark Prämie verbunden und die galt es allemal mitzunehmen. Viele Betriebe lockten ihre Werktätigen damit, dass sie ihnen 5 Mark Marschier-Geld für den 1. Mai gaben und eine kostenlose Bockwurst. Am 1. Mai habe ich dann erst einmal ausgeschlafen, irgendwann kam der ganze Trupp durch unser Neubaugebiet gezogen, ich beobachtete das ganze Geschehen vom Fenster aus, natürlich auch neugierig wer denn nun zum Tragen der Fahne verdonnert wurde, der Meister selber trug diese, nun galt es nur noch mir am nächsten Tag sein Gemecker anzuhören. So war es dann auch, er kam gleich früh morgens zu mir und meinte wo ich denn gewesen bin, ich sagte ich hätte verschlafen und somit war das Thema für mich beendet. Ob es für ihn erledigt war, das war mit egal.

Laos- Leben am Ozean der Sehnsucht

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