Читать книгу Laos- Leben am Ozean der Sehnsucht - Kelda Breckschadt - Страница 4
Umzug ins Ungewisse
ОглавлениеZwei Jahre später zogen meine Eltern mit uns, das war meine ältere Schwester mein Bruder und mich ins Erzgebirge, die zwei älteren Brüder waren schon erwachsen und blieben in Mecklenburg. Also ging es für uns hinaus in die große weite Welt, neue Umgebung, neue Schule und neue Freunde finden. Alles war interessant und wurde regelrecht aufgesaugt wie ein Schwamm. Wir zogen in eine Kleinstadt mit so zirka 12000 Einwohnern. Es entstand dort ein neues Wohngebiet und jeder war froh, wenn er eine so heiß begehrte Wohnung mit Zentralheizung und warmes Wasser ergattern konnte. Von den Einheimischen hieß es da ziehen die Fischköpfe ein. Bei meinem Vater im Betrieb hatten sie für eine Beschäftigung im Waschmaschinenwerk geworben und so konnte man eine von diesen besagten Wohnungen erhalten. Dies gestaltete sich doch schwieriger als gedacht, immer wieder verschob sich unser Einzugstermin. Sicherlich lag es auch an fehlenden Baumaterial, ich weiß gar nicht mehr wie oft meine Mutter den Umzugstermin bei der Möbelfirma geändert hat, diese Kosten wurden übrigens auch von dem Betrieb übernommen, also die mussten es wirklich nötig gehabt haben. In unsere Wohnung wollte eine Familie aus dem Dorf einziehen, die war auch manchmal ganz schön genervt, dass immer wieder etwas Neues kam. Meine Mutter wollte sowieso immer mal in die Stadt ziehen, denn was gab es schon auf unserem Dorf. Zum groß einkaufen musste man immer mit dem Bus in die Kreisstadt fahren, auch wenn man mal zum Arzt musste. Aber verglichen mit der heutigen Zeit wo kein Konsum und nichts mehr auf diesem Dorf vorhanden ist, ging es uns, wenn man jetzt so zurückdenkt doch ganz gut. Eine neue Kaufhalle wurde für unser Wohngebiet auch noch gebaut. Es wurde eigentlich alles dafür getan, dass ein nichts fehlte. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass sie diesen Schritt gewagt haben von Mecklenburg nach Sachsen zu ziehen, denn wer weiß was aus uns geworden wäre, wenn wir dort wohnen geblieben wären, aber naja so hat eigentlich jeder seinen Weg gefunden. Also waren wir dann erst mal die Neuen. Obwohl es ist gar nicht so aufgefallen, da ja irgendwie alle neu waren. Erst mal musste man den ungewohnten Dialekt verstehen und auch mich verstand man nicht immer, also beschloss ich in der Öffentlichkeit kein ick, dat, wat und andere Wörter mehr zu verwenden, sobald ich aber mit meiner Familie zusammen war und das ist auch heute noch so, verfalle ich sofort in meinen mecklenburgischen Dialekt und das ist auch gut so, denn man soll auf seine Muttersprache schon stolz sein und somit auf seine Herkunft. Im Wohngebiet waren zwei neue Schulen, in meiner Klasse war ich die sechzehnte Schülerin, aber es sollten schon noch einige dazu kommen. In der
Schule verstand ich auch am Anfang nicht immer alles was der Lehrer so von sich gab. Die Schulzeit gestaltete sich am Anfang schon etwas schwierig, ich die von einem kleinen Dorfe kam und die anderen von der Stadt da unterschieden sich schon die Ansichten. Die meisten hatten schon einen Freund, da konnte ich ja nun überhaupt nicht mitreden und überhaupt manche donnerten sich für meine Ansichten schon etwas zu sehr auf, nur um den Jungs zu gefallen und den nächsten Freund zu bekommen. Also es brach für mich eine völlig neue Zeit heran, aber nach und nach passte ich mich den neuen Gegebenheiten an. Im Oktober kam eine neue Mitschülerin in unsere Klasse, was ja nichts Besonderes war, da ja immer noch neue Wohnblöcke entstanden und bezogen wurden. Sie hieß Kathi und wir freundeten uns an. Sie kam aus Cottbus und hatte dort einen polnischen Freund, was ihre Eltern aber nicht so gut fanden. In der Schule waren sie alle besonders unsere Stabileherin darauf bedacht, dass möglichst alle Mitglieder in der deutsch – sowjetischen Freundschaft sind, ich sah darin keinen Sinn, warum sollte ich da eintreten, ich war ja schon in der FDJ und das auch nur weil ja alle drin waren und wer nicht drin war der war der Buhmann. So musste ich eines Nachmittages in die Schule, da saß unsere Stabilehrerin die sehr von ihrem Tun überzeugt war und zwei aus unserer Klasse, die eine ist später selber Lehrerin geworden. Sie wollten mich nun überzeugen, dass ich dort eintrete, aber ich weigerte mich und gab ihnen zur Antwort, was ich denn davon hätte, wenn ich Mitglied werde? Ich weiß auch nicht mehr was sie mir alles erzählt haben. Sicherlich das immer selbe Lied von der deutsch - sowjetischen Freundschaft, naja. Dieses Mal hatte ich es geschafft noch mal davon zu kommen. Aber sie ließen nicht locker und sie hatten bestimmt auch Quoten zu erfüllen. So gab ich mich beim nächsten Mal geschlagen und willigte ein Mitglied zu werden, sicherlich auch aus den Grund um meine Ruhe zu haben, denn was brachte es mir, nur dass ich jeden Monat meine Beiträge zahlen musste. Die knapp zwei Jahre Schulzeit vergingen wie im Fluge und somit begann ein neuer Lebensabschnitt und die große Frage was für eine Lehre ich machen will stand vor mir. In meiner Beurteilung auf dem Abschlusszeugnis war zu lesen, dass ich sehr zurückhaltend war und im Klassenkollektiv wenig in Erscheinung trat, was ja auch stimmte, ich war früher wirklich sehr schüchtern und war sehr zurückhaltend, dass sollte sich aber ein paar Jahre später grundlegend ändern. Heute würde mir das keiner mehr glauben, dass ich nicht meine Meinung sage und schüchtern bin. Wenn ich heute nicht gleich die passenden Worte finde, dann sagen die Leute, dass sie das gar nicht gewohnt von mir sind, dass ich auch mal sprachlos bin.